Cidesphere – Dawn Of A New Epoch

15. Januar 2021
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Fast zwei Jahrzehnte nach der Veröffentlichung ihres ersten und einzigen Langspielers, wollen es CIDESPHERE noch einmal wissen und legen mit einem frischen Vertrag bei Testimony Records in der Hinterhand mit „DAWN OF A NEW EPOCH“ eine zweite Platte vor, mit deren Fertigstellung wohl kaum noch jemand gerechnet haben dürfte. Zwar konnte sich die türkische Formation nicht mehr komplett in ihrer Urbesetzung zusammenraufen, doch trotzdem sind dieser Tage immerhin noch drei Gründungsmitglieder aktiv. Für diese mag durch ihre Wiedervereinigung nach all den Jahren tatsächlich so etwas wie eine neue Epoche angebrochen sein, um im Sinne des Albumtitels zu sprechen, doch bedeutet dies keinesfalls, dass auf dem vorlegten Rundling auch musikalisch etwas Neues erschaffen wird, erweisen sich die zehn Tracks vielmehr als schwelgender Blick zurück in die Vergangenheit des schwedischen Death Metals.

Auf ihrer nostalgischen Zeitreise ins Göteborg von vor einem guten Vierteljahrhundert, verzichten CIDESPHERE darauf, einen eigenständigen Sound zu kreieren. Stattdessen versucht sich die fünfköpfige Truppe aus ANKARA daran, jenen von AT THE GATES sowie IN FLAMES so authentisch wie nur möglich zu reproduzieren, wobei besonders „SLAUGHTER OF THE SOUL“ bei der Entstehung von „DAWN OF A NEW EPOCH“ als wichtige Blaupause gedient haben dürfte. Tatsächlich gelingt dieses ehrgeizige Vorhaben mehr als ordentlich, erinnern krachende Tracks wie „Plague Of Greed“ oder „Sacred Patronage“ mit ihrem melodischen Gitarrenspiel stellenweise stark an das Schaffen der genannten Platte, sodass plötzlich der Drang entsteht, das Original mal wieder in die heimische Anlage wandern zu lassen.

Spätestens an dieser Stelle wird dann nun das massive Problem des Albums deutlich. Warum sollte „DAWN OF A NEW EPOCH“ aufgelegt werden, wenn die alten Klassiker, an deren zeitlosem Songwriting sich CIDESPHERE nur allzu präzise orientiert haben, doch bereits im Regal stehen? Nun lässt sich argumentieren, dass mit dem 41-minütigen Langspieler immerhin ein wenig frisches Material für zwischendurch ins Haus kommt und klar, dafür eignet sich „DAWN OF A NEW EPOCH“ auf jeden Fall. Es lässt sich nicht abstreiten, dass die Songs spieltechnisch auf einem gehobenem Niveau unterwegs sind und zudem eine gelungen Produktion vorweisen können, sodass lediglich der etwas ausdruckslose Gesang das Hörerlebnis trübt. Zweifelsohne wäre mit etwas mehr Mut, sich von den großen Vorbildern zu lösen und einen eigenen Weg zu gehen, deutlich mehr drin gewesen, als eine handwerklich super gemachte Kopie, die dafür nahezu jeglicher Relevanz entbehrt.

Komplett links liegen lassen sollten Genrefreunde die Scheibe deshalb nicht, kann „DAWN OF A NEW EPOCH“ immerhin sehr kurzweilige Unterhaltung bieten, die nur eben irgendwie vertraut klingt. Es bleibt abzuwarten, ob es bei dieser einen Frucht der Reunion von CIDESPHERE bleibt oder die Band im zweiten Anlauf etwas länger durchhält.

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