Kaevum – Ultra

Kaevum - Ultra
Kaevum – Ultra

Heute klingt Black Metal oft anders. Er hat einen feineren Klang, Orchester oder neue Ideen. Aber es gibt Alben, die wie ein kalter Wind aus der Vergangenheit sind. Sie erinnern an das, was Black Metal ursprünglich ausmacht: Hass, Kälte, Einsamkeit und eine echte, raue Art. Kaevums „Ultra“ ist kein normales Album. Es ist eine Sammlung mit den frühen Liedern der norwegischen Band. Darin liegt seine große Stärke. „Ultra“ ist nicht neu, sondern die Grundlage für Kaevums Ruf. Viele sehen Kaevum als einen der echtesten Vertreter des Nidrosian Black Metal.

Wer „Ultra“ hört, sollte keinen perfekten Klang erwarten. Das Gegenteil ist der Fall: Die Art der Aufnahme fällt dem Hörer sofort auf. Der Klang ist sehr rau und undeutlich. Er klingt, als hätte man es in einer alten, kalten Hütte mit einem einfachen Gerät aufgenommen. Für Leute, die sich nicht auskennen, mag das schlecht wirken. Aber für diese Musik ist das sehr wichtig. Dieser einfache Klang ist kein Fehler, sondern so gewollt. Er erzeugt eine dichte Wand aus Lärm. Diese macht eine enge und sehr unheimliche Stimmung. Man spürt die Distanz, die Kälte und die völlige Abgeschiedenheit in jeder Note.

Musikalisch folgt Kaevum auf „Ultra“ dem Stil des alten norwegischen Black Metal der frühen 90er Jahre. Die Gitarrenklänge sind der Kern der Lieder. Sie sind oft einfach, wiederholen sich und klingen scharf wie eine Säge. Das erinnert an die frühen Werke von Darkthrone oder Burzum. Doch unter dieser scheinbaren Einfachheit verstecken sich schöne, traurige und oft sehr hoffnungslose Melodien. Diese Gitarrenlinien wiederholen sich wie ein Gebet. Sie ziehen den Hörer in ihren Bann. Man verliert sich in diesen Klängen aus eisiger Kälte und innerer Leere.

Das Schlagzeug gibt einen unaufhörlichen Takt vor. Es spielt ohne technische Tricks und treibt die Stücke mit einer ruhigen, fast gleichen Genauigkeit voran. Das verstärkt den tranceartigen Charakter der Musik. Dieser Rhythmus lädt nicht zum Kopfnicken ein. Er klingt wie der Herzschlag einer verzweifelten Seele.

Über allem schwebt der Gesang von Utbyrd. Seine Stimme ist ein hasserfülltes, schreiendes Kreischen. Es scheint aus der Tiefe des Klangs zu kommen. Es ist kein Gesang, der im Vordergrund steht. Vielmehr ist es ein weiteres Instrument, das die überall spürbare Stimmung von Qual und Menschenhass betont. Die norwegischen Texte versteht man kaum. Doch sie verstärken das Gefühl der Echtheit und der Kultur, aus der diese Musik kommt.

„Ultra“ enthält Material von Demos und EPs wie „Krig“. Damit gibt es einen spannenden Einblick in die Entwicklung und die ursprüngliche Idee der Band. Man hört die rohe Energie und den starken Wunsch, eine bestimmte Stimmung zu vermitteln. Das geschieht ohne jeden kommerziellen Druck oder den Wunsch, jemandem zu gefallen. Lieder wie „Svart Sjel“ oder der Titelsong der „Krig“-EP zeigen, wie atmosphärischer, gitarrenbetonter Black Metal ohne Kompromisse klingt.

Kaevum – „Ultra“ ist nicht für jeden. Es ist eine Herausforderung, ein Bekenntnis und eine Zeitkapsel. Wer im Black Metal technische Klasse, einen sehr klaren Klang oder eingängige Strukturen sucht, wird hier auf eine unüberwindbare Wand aus Lärm und Kälte treffen.
Aber für alle, die die wahre, unverfälschte Seele des norwegischen Black Metal suchen – die Atmosphäre, die hypnotische Kraft und das Gefühl existenzieller Kälte – ist „Ultra“ ein unverzichtbares Meisterwerk. Es ist mehr als nur Musik; es ist ein Zustand, ein Gefühl, eine Aussage von Hass und Einsamkeit. Eine sehr wichtige Veröffentlichung für Fans der Nidrosian-Szene und ein wichtiges Zeichen für all das, was im modernen Black Metal oft verloren gegangen ist.