
To Violate the Oblivious, Xasthurs Album aus dem Jahr 2004, ist ein starkes Zeichen für Isolation in Klangform. Es ist keine gewöhnliche Musik, sondern eher ein akustischer Schleier zwischen Wachsein sowie Dämmerzustand – es wirkt bedrückend, entrückt und verstörend. Malefic, der Künstler hinter dem Projekt, schafft damit eine Umgebung, wo die Zeit stillsteht zudem Schmerz in dichte, disharmonische Töne fließt. Die Lo-Fi-Produktion, oft als Mangel missverstanden, funktioniert hier wie ein ästhetischer Filter – sie lässt nur pure Stimmung durch. Jeder Titel scheint in völliger Dunkelheit entstanden zu sein, als hätte man die Instrumente nicht gespielt, sondern beschworen.
Das Album erhebt sich zwischen fiebrigen Gitarren, entrückten Keyboard-Klängen und kaum menschlich klingenden Schreien wie ein schwarzer Obelisk im Black Metal. Titel wie „Screaming at Forgotten Fears“ oder „A Gate Through Bloodstained Mirrors“ entziehen sich jeder klaren Struktur und bieten keine Erleichterung – sie hinterlassen den Hörer in einem Zustand zwischen Trance neben Trauma.
Besonders wichtig ist das Stück „Walker of Dissonant Worlds“, nicht nur musikalisch, sondern auch wegen des dazugehörigen Videos – das einzige, in dem Malefic jemals selbst mitwirkte. Auf YouTube gleicht dieses Video einem verborgenen Objekt: körnig, verstörend, zeitlos. Es zeigt keine Handlung oder Gesichter – nur flackernde Schatten, Naturaufnahmen und verfallene Orte, eingebettet in visuelle Verzerrungen, die wie der Klang selbst wirken: brüchig, geisterhaft und zutiefst unheimlich. Malefic erscheint hier nicht als Person, sondern als Abwesenheit, ein Schatten seiner eigenen Musik. Das Video ist ein Fragment, ein verlorener Blick in ein Universum, das sich jeder klaren Wahrnehmung entzieht. „Walker of Dissonant Worlds“ wird so zum Schlüssel für das gesamte Album: ein ruheloser Gang durch fremde, disharmonische Ebenen – Welten, in denen man sich nicht verirren kann, weil man längst verloren ist.
To Violate the Oblivious bleibt ein Manifest des Rückzugs, ein Beweis dafür, dass Musik keine Worte, Präsenz oder Bühne braucht – nur Ehrlichkeit, Schmerz und die Bereitschaft, sich in der Leere zu begegnen. Es ist ein Werk, das einen nicht nur begleitet, sondern heimsucht. Wer einmal den Schritt in diese finstere Klangwelt gewagt hat, wird sie nicht so schnell wieder verlassen – selbst wenn er es wollte.