Au-Dessus – Au-Dessus
Es ist ein ziemlich gewaltiger Stilbruch, den die jungen Herren von AU-DESSUS aus Litauen auf ihrem aktuellen Output vollziehen. Bis vor kurzer Zeit noch als PARALYTIC mit brutalem Technical Death Metal unterwegs, wechselte das Quartett im vergangenen Jahr zunächst seinen Namen, um auf der ersten Veröffentlichung unter dem neuen Banner nun ganz andere Töne anzuschlagen. Von Witching Hour Productions, die die schlicht als “AU-DESSUS“ betitelte EP sowohl als elegantes Digipak, als auch limitierte LP veröffentlichen, wird das Material des Werkes als Avantgarde Post-Black Metal angepriesen.
Diese Bezeichnung ist zwar an sich durchaus treffend, könnte allerdings dem ein oder anderen Leser an dieser Stelle ein falsches Bild von den dargebotenen Kompositionen vermitteln, wird mit Post-Black Metal doch zumeist ein eher weichgespülter und viel zu glatter Sound assoziiert. Dies ist im Falle von “AU-DESSUS“ allerdings nicht ansatzweise zutreffend, sind die fünf Tracks der Platte doch insgesamt eher harsch gehalten und orientieren sich mit fiesen Schreien, einem klirrenden Riffing und einem pointierten Schlagzeugspiel durchaus an klassischen Strukturen. Trotz all dieser traditionellen Anleihen, erweisen sich Songs wie “II“ oder “IV“ mit ihren verschachtelten und intelligent arrangierten Passagen als durchaus progressiv gestaltet. In diesen gelingt es AU-DESSUS, abseits rasender Tremoloriffs, ein vielschichtiges Geflecht aus filigranen Leads und harmonischen Melodiebögen zu erschaffen, das stets zwischen tosender Aggressivität und inbrünstiger Leidenschaft schwankt und somit zahlreiche unvorhergesehene Wendungen mit sich bringt. Es wimmelt auf “AU-DESSUS“ nur so vor derart geschickt verpackten Ideen und dennoch finden die baltischen Recken immer die richtigen Momente, um dem Hörer kurze Verschnauspausen zu gönnen. Angesicht der immensen Flut verschiedener Elementen, die hier zusammenkommen, sind diese auch durchaus nötig.
Für alle Anhänger von technisch anspruchsvollem Black Metal mit moderner Note dürfte es sich durchaus lohnen, die rund 30-minütige EP anzutesten, wird diese doch zu keiner Sekunde langweilig oder vorhersehbar.