Closed Room / Lunacy / La Ville Des Réves – Triangular Cinema
Nachdem es zuletzt ein wenig still um Valse Sinistre Productions wurde, meldete sich das transsilvanische Label vor einigen Wochen endlich wieder mit einigen neuen Releases zurück, die entsprechend der bisherigen Diskographie der Rumänen ebenfalls als recht extravagant und eigen betitelt werden dürfen. Eines dieser aktuellen Werke ist die vorliegende Splitveröffentlichung von drei weißrussischen Formationen, die sich aus lediglich vier Musikern zusammensetzen. Während die zwei Songwriter “Stone“ und “AN23“ in CLOSED ROOM gemeinsam tätig sind, hat mit LUNACY und LA VILLE DES RÉVES jeder der beiden Herren noch sein eigenes Nebenprojekt.
Es fällt schwer, die auf “TRIANGULAR CINEMA“ enthaltenen Kompositionen einer stilistischen Ausrichtung zuzuordnen. Wie schon auf dem Erstlingswerk von CLOSED ROOM erweist sich das dargebotene Material als enorm facettenreich und kann wohl am ehesten als ein buntes Mosaik aus zahlreichen Elementen des Shoegaze, Trip-Hop, Ambient, Electronic sowie Post-Rock bezeichnet werden. Dabei variieren nicht nur die Tracks der einzelnen Projekte untereinander…
Zum Auftakt des Langspielers präsentieren CLOSED ROOM mit “Surrender“ und “Dancing In The Dark“ zwei eigene Titel, die zwischen den dystopisch surrealen Klangkollagen futuristischer Synthesizer und dem fröhlich poppigen Charme eingängiger Gitarrenmelodien und simpler Schlagzeugrhythmen balancieren und somit gegensätzlicher kaum sein könnten. Beiden Tracks gemeinsam sind allerdings die markanten Vocals von Sängerin Morena, deren weiche und volle Stimme sich perfekt der jeweils vorherrschenden Stimmung anpasst und somit zum Highlight der Songs wird. Als ebenfalls sehr interessant darf die Neuinterpretation des “Laura Palmer Theme“ von Angelo Badalamenti aus der US-Serie “Twin Peaks“ bezeichnet werden, die die ursprünglichen Arrangements von Keyboard und Piano um sehnsüchtige Leads, dynamische Drums und bizarre Soundsamples erweitert.
Im weiteren Verlauf von “TRIANGULAR CINEMA“ darf sich nun das Nebenprojekt von “Stone“ namens LUNACY mit drei Songs vorstellen, die sich als mindestens ebenso wandlunsgfähig wie jene von CLOSED ROOM erweisen. Eröffnet von dem im Trip-Hop angesiedelten “One Life Song“ mit seiner luftigen Saitenarbeit und einem starken Refrain von Morena, die hier abermals die Position am Mikrofon übernimmt, verfällt das Duo in “Sound Of The Storm“ mit schwermütigen Riffs und melancholischem Gesang in eine wesentlich tristere Stimmung, ohne sich jedoch in dieser festzufahren, sorgen doch schon im nachfolgenden “Nightman“ folkige Akustikgitarren für eine angenehme Auflockerung.
Als wesentlich finsterer offenbaren sich nun die Kreationen von LA VILLE DES RÉVES unter der Regie von “AN23“, der mit dem schlicht als “La Ville Des Réves“ betitelten Song den eindeutig härtesten Track der Platte abliefert. Von einem inbrünstig gespielten Saxophon und zarten Streichern begleitet, bahnen sich hier ein kaltes Riffing und eine heftig donnernde Doublebase unaufhaltsam ihren Weg, bis “The Last Trip“ abermals dunklen Trip-Hop samt obskuren Synthesizern mit sich bringt und die schäumenden Wogen glättet. Zum Abschluss von “TRIANGULAR CINEMA“ wird mit einer grandiosen Coverversion von “Blue Jeans“ der wohl stärkste Tracks des Album dargeboten. Richtig, gemeint ist hier der erst wenige Jahre zurückliegende Hit von Lana Del Rey, den Kathrine Meteora mit ihrer kraftvollen und gefühlvollen Stimme auf sehr gelungene Weise interpretiert.
Es dürfte offensichtlich sein, dass “TRIANGULAR CINEMA“ ein sehr eigenwilliges Werk geworden ist und sicherlich keinen Anklang in der breiten Masse finden wird, dies aber auch gar nicht beabsichtigt. Wer allerdings offen für Ausflüge in neue musikalische Welten ist, sollte sich auf das Schaffen der drei weißrussischen Projekte einlassen und sich auf die rund 50-minütige Reise durch vielschichtigen Klangwelten begeben.
Closed Room | Lunacy | La Ville Des Réves