Evangelist – Deus Vult

25. April 2019
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Nicht nur im schwarzmetallischen Bereich existieren Formationen, deren Mitglieder lieber anonym bleiben wollen, werden die Namen der polnischen Herren hinter EVANGELIST ebenfalls nicht genannt, wenngleich zumindest Michał Strzelecki von MONASTERIUM auf Grund seiner sehr prägnanten Stimme eindeutig als Sänger der Truppe aus Krakau identifiziert werden kann. Stilistisch sind EVANGELIST in den gleichen Gefilden unterwegs, wird auf dem mittlerweile dritten Langspieler erneut epischer Doom Metal zelebriert, der alle Liebhaber von CANDLEMASS oder SOLITUDE AETERNUS vor Verzückung in die Knie zwingen sollte.

Von der ursprünglich phantastischen Thematik mit starken Bezügen zur Lyrik von Robert E. Howard oder H.P. Lovecraft sind EVANGELIST bereits mit ihrem zweiten Werk namens “DOOMINICANES“ abgekommen und auch auf “DEUS VULT“ befasst sich die Band wieder mit christlichen Motiven in Form der Geschichte der Kreuzzüge, ganz so, wie es der lateinische Titel der Platte sowie das stimmungsvolle Artwork schon erahnen lassen. Entsprechend wird in den sieben Stücken von blutigen Schlachten im von Sarazenen besetzten Jerusalem sowie den Wächtern des Heiligen Grals berichtet und selbstverständlich werden diese heroischen Erzählungen so theatralisch wie möglich umgesetzt. Folglich handelt es sich bei “God Wills It!“ oder “The Passing“ um hymnische Kompositionen mit großartigen Vocals, die zwar nicht ganz in einer Liga mit Messiah Marcolin oder Robert Lowe spielen, aber diesen Gallionsfiguren des Doom Metals schon wirklich sehr nah kommen. Die leidenschaftlich vorgetragenen Texte schweben erhaben über getragenen Songstrukturen, deren zähe Riffs traditioneller kaum sein könnten. Zugegeben, es hätte “DEUS VULT“ sicherlich gut getan, wenn die Sechssaiter ein klein wenig kerniger und druckvoller arrangiert worden wären, lässt die Platte die durchschlagende Wucht der großen Klassiker vermissen. Dies ist zwar schade, doch immerhin kompensieren EVANGELIST diese minimale Schwäche mit wunderbar eindringlichen Vocals, deren leicht trauriger Tenor perfekt mir den ebenso melancholischen Gitarrenmelodien verschmilzt, sodass Titel wie “Prophecy“ und “The Leper King“ durch und durch emotionale Songs sind, die trotzdem noch über ausreichend Härte verfügen, um nicht im Kitsch zu versinken.

Es gelingt EVANGELIST über die komplette Laufzeit des Langspielers das kompositorische Niveau auf einem ziemlich hohen Level zu halten, sodass “DEUS VULT“ bis zu den letzten opulenten Klängen des abschließenden “Eremitus (Keeper Of The Grail)“ packend bleibt. Insofern ist dem polnische Duo ein wirklich starkes Album gelungen, dass aus gesundheitlichen Gründen zwar erst drei Jahre später als geplant erscheint, dafür aber immerhin jetzt seine volle Wirkung erzielt. Reinhören sollten Fans von SOLSTICE und THE GATES OF SLUMBER ebenso, wie jene von CANDLEMASS und SOLITUDE AETERNUS.

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