Nur wenige Monate ließ die Formation GROWN BELOW nach ihrer Gründung im Jahre 2010 verstreichen, bis ein erstes Lebenszeichen in Form des Debütwerkes „THE LONG NOW“ präsentiert wurde. Vor Kreativität und Ideenreichtum scheinbar nur so strotzend, konnte das Quintett den Silberling trotz der relativ kurzen Schaffensphase mit einer Spielzeit von nahezu 70 Minuten ausstatten. Die dargebotenen Kompositionen werden unter dem Banner Sludge / Doom Metal angepriesen, wobei diese Genrezuweisungen dem Werk nur bedingt gerecht werden.
Als zu vielschichtig und experimentell erweist sich „THE LONG NOW“, als dass es so simpel umschrieben und in eine Schublade abgelegt werden könne. Sicher finden sich in den sieben enthaltenen Stücken reichlich Elemente, die mir ihrer Ungestümheit dem Begriff Sludge mehr als gerecht werden und auch die überwiegend sehr zähe und schleppende Spielweise spricht zweifelsohne für eine – wenngleich auch recht modern gehaltene – Doomveröffentlichung. Dennoch offenbaren GROWN BELOW auf ihrem Erstlingswerk weitaus mehr Facetten. Bereits der knapp 14-minütige Opener „Trojan Horses“ besticht durch ein Mosaik aus den unterschiedlichsten stilistischen Aspekten, die doch letztendlich ein in sich stimmiges und homogenes Klangbild ergeben. Immer wieder brechen GROWN BELOW aus vermeintlich beständigen Strukturen aus, um fast unbemerkt an einem völlig andersartigen musikalischen Gerüst zu werkeln, welches der beständigen Gefahr unterliegt, ebenso so jäh in sich zusammenzustürzen. Das markanteste Gestaltungsmittel auf „THE LONG NOW“ findet sich in den perfekt ins Gesamtkonzept eingliedernden Vocals, die teils harsch und mächtig das Geschehen dominieren, nur um in der nächsten Sekunde als klare und zerbrechlich erscheinende Gesangslinien in den Weiten der sehnsüchtig aufschreienden Saitenarbeit zu verhallen.
Ob die aus Antwerpen stammende Truppe nun heftige Riffwogen aufpeitschen lässt oder einer gemäßigten Grundstimmung den Vorrang gewährt, versieht sie das Material doch stets mit einem melodischen Leitfaden. Neben den abwechslungsreich bedienten und großzügig verwendeten Gitarrenspuren, finden hierfür auch die klagenden Töne einer Violine Verwendung, die sich dezent in die Klangkulisse einfügen. GROWN BELOW bedienen sich aus einem reichhaltigen Vorrat diverser Stilmittel und vereinen diese zu einem einzigen, allumfassenden Gesamtwerk.
Trotz all der Lobeshymnen kommen GROWN BELOW an dieser Stelle jedoch nicht ohne eine Prise Kritik davon. So durchdacht und perfekt arrangiert „THE LONG NOW“ auch sein mag, so zieht sich das Liedgut mit der Zeit doch etwas in die Länge. Dieser Umstand wird durch das eher kurze, ambientartige Stück „Minaco II – Nebula“ leider noch etwas verdeutlicht. In richtiger Dosierung jedoch, bereitet die Platte ein erfrischendes Hörerlebnis.
Für eine Erstveröffentlichung liefern GROWN BELOW eine beeindruckend starke Platte ab, die mit qualitativ hochwertiger Musik überzeugen kann, ganz gleich ob diese nun als Sludge, Doom, Post-Rock, Experimental, Downtempo oder sonstiges tituliert wird.