Es ist erschreckend, wie schnell doch die Zeit vergeht! Fast exakt drei Jahre ist es bereits schon her, dass mit “OBSCURE VERSES FOR THE MULTIVERSE“ die letzte Platte von INQUISITION veröffentlicht wurde, mit der das satanische Duo im Anschluss unterstützt von Season Of Mist für unzählige Konzerte gemeinsam mit Kapellen wie ARCHGOAT, BEHEMOTH oder 1349 rund um den gesamten Globus tourte. Umso erstaunlicher ist es daher, dass die fleißige Truppe in diesem Spätsommer schon wieder ein neues Album vorlegt, dessen Veröffentlichung von der Szene mit größter Spannung erwartet wird, wenngleich einige Kritiker lediglich in ihrer Vermutung bestätigt werden wollen, dass der mittlerweile siebte Langspieler von INQUISITION angesichts des verpöhnten Labelwechsels nun endlich die schon beim Vorgänger prophezeite Anbiederung an den Mainstream mit sich bringen wird.
Nun, von Season Of Mist und den Vermarktungsstrategien des französischen Labels mag sich Jeder sein eigenes Urteil bilden. Es kann INQUISITION allerdings nicht im Ansatz vorgeworfen werden, sich in den letzten Jahren in irgendeinerweise zu einer massentauglichen Kapelle entwickelt zu haben. Dies zeigt alleine der wenig einprägsame und gewohnt bizarre Titel des aktuellen Rundlings, der mit “BLOODSHED ACROSS THE EMPYREAN ALTAR BEYOND THE CELESTIAL ZENTITH“ erneut alles andere als eingängig ausgefallen ist und somit selbst “OMINOUS DOCTRINES OF THE PERPETUAL MYSTICAL MACROCOSM“ in den Schatten stellen kann und einen ersten Eindruck vermittelt, was den Hörer auf dem neuen Werk erwartet.
Trotz der Tatsache, dass INQUISITION ihrer stilistischen Ausrichtung in den vergangenen zwei Dekaden stets treu geblieben sind, brachte doch jedes Album für sich einige mehr oder weniger ausgeprägte Veränderungen in Sound und Songwriting mit sich, die schließlich im Hinblick auf die gesamte Diskographie der beiden Herren aus Seattle eine enorme musikalische Weiterentwicklung ergeben. An diesem durchaus erfolgreichen Konzept ändert sich auch auf “BLOODSHED ACROSS THE EMPYREAN ALTAR BEYOND THE CELESTIAL ZENTITH“ rein gar nichts, verfolgen “Dagon“ und “Incubus“ ihren eingeschlagenen Kurs eisern weiter. In erster Linie spiegelt sich dies in der deutlich transparenteren Produktion der Platte sowie den dunklen und grollenden Vocals, die mit dem giftigen Keifen der frühen Alben nicht mehr viel gemeinsam haben, wider. Wenig getan hat sich hingegen beim Riffing der neuen Songs, fällt dies gewohnt vielschichtig und markant aus, wobei INQUISITION wie schon beim Vorgänger beweisen, dass sie selbst wohl ihre größte Inspiration darstellen, gelingt es einigen Passagen unmittelbar für ein Déjà-Vu zu sorgen. Schon in der jüngeren Vergangenheit ist aufgefallen, dass das Duo gerne auf altbekannte Ideen zurückgreift und diese leicht modifiziert wiederverwendet. Speziell das Material von “OMINOUS DOCTRINES OF THE PERPETUAL MYSTICAL MACROCOSM“ scheint es “Dagon“ angetan zu haben, klingt doch etwa “Vortex From The Celestial Flying Throne Of Storms“ abschnittsweise fast exakt wie “Desolate Funeral Chant“ während “From Chaos They Came“ zumindest deutliche Parallelen zu “Cosmic Invocation Rites“ aufweisen kann. Es steht dem Hörer nun selbstverständlich frei “BLOODSHED ACROSS THE EMPYREAN ALTAR BEYOND THE CELESTIAL ZENTITH“ in Anbetracht dieses Riffrecyclings in seiner Gesamtheit als inspirationsloses und vorhersehbares Werk zu verteufeln oder diesen kleinen Makel einfach zu ignorieren, um die Platte als eben jenen starken Output anzusehen, der er nunmal ist. Es sind grandiose Titel wie “Power From The Center Of The Cosmic Black Spiral“ mit seiner durchschlagenden Rhythmusarbeit sowie den hypnotisierenden Leads oder “The Flames Of Infinite Blackness Before Creation“ mit einer absolut majästetisch epischen Atmosphäre, die jeden Anhänger der kolumbianischen Recken sofort in ihren Bann ziehen dürften. Nicht selten driften INQUISITION abseits von alles zermalmenden Walzen wie “Wings Of Anu“ und “A Magnificent Crypt of Stars“ in gemäßigtere Arrangements ab, suhlen sich in “A Black Aeon Shall Cleanse“ und “Mystical Blood“ in einem pechschwarzen Midtempo, wohingegen in “Through The Divine Spirit Of Satan“ verträumte Akustikgitarren den Abschluss bilden. Ihren morbiden Charme verlieren INQUISTION dabei keinesfalls, wird dieser alleine schon mit den des Öfteren eingeflochtenen dissonant Riffs gesichert.
Derart kultig, urige Songs wie “Crush The Jewish Prophet“ oder “Of Blood And Darkness We Are Born“ wird es zukünftig wohl nicht mehr zu hören geben, ist das Material hierfür mittlerweile einfach zu komplex geworden, doch haben INQUISITION ihr Schaffen im Laufe der Zeit auf ein Level gehoben, das reifere und facettenreichere Kompositionen bereithält. Dies bedeutet nicht, dass “BLOODSHED ACROSS THE EMPYREAN ALTAR BEYOND THE CELESTIAL ZENTITH“ über den frühenWerken thront, hat doch jede Schaffensphase der beiden Satansjünger ihre Vorzüge. In jedem Fall dürfte der aktuelle Output ziemlich jeden Anhänger von INQUISITION überzeugen und auch all diejenigen, die es noch werden wollen, dürfen bedenkenlos zugreifen.