Bei der Wahl des skurrilsten Plattencovers des Jahres, dürften MOMENTUM aus Island mit ihrem aktuellen Langspieler zweifelsohne gute Chancen haben, einen Platz auf dem Siegertreppchen zu ergattern. Als graphischer Aspekt eines komplexen Albumkonzeptes, spiegelt die bizarre Kreatur des Artworks den experimentellen Charakter der Songs recht anschaulich wider und bereitet auf die surreale Klangwelten vor, in die MOMENTUM den Hörer auf dem treffend als “THE FREAK IS ALIVE“ betitelten Werk entführen.
Dieser rund 50-minütige Trip durch progressive sowie doomige Elemente lässt sich dabei ein wenig mit den Kompositionen von Bands wie ISIS oder CULT OF LUNA vergleichen. Es sind verspielte Gitarrenspuren und weiche Basslinien, die ein warmes und erdiges Soundgeflecht erschaffen, das fast durchgehend von seichten Synthesizern umspült wird und sich nur selten als wirklich rifforientiert erweist. Außer in etwas flotteren und griffigeren Tracks wie “Bury The Eyes Once Gold“ oder “The Freak Is Alive“, legen MOMENTUM ihren Fokus stattdessen auf verträumte Melodien in einem sich gemächlich dahinschleppenden Rhythmus, die leicht und luftig dahinzuschweben scheinen und eigenwillige Songstrukturen entstehen lassen. Es fällt bei solch zarten Klängen schwer, sich vorzustellen, dass die Truppe aus Reykjavík noch vor wenigen Jahren finsteren Black Metal zelebrierte. Denn abgesehen von einigen kurzen Ausflügen in ruppigere Gefilde mit deutlichen aggressiveren Tönen der Saitenfraktion und des Schlagwerkes, ist von dieser schwarzmetallischen Vergangenheit nicht mehr viel zu hören. Doch sind es gerade diese kurzen und spontanen Eruptionen, die “THE FREAK IS ALIVE“ letztendlich die gewisse Würze verleihen, plätschert das Material mit seinen beschwörenden, aber auch monotonen Vocals doch auf Dauer etwas zu friedlich und glatt poliert vor sich dahin, ohne dabei einen wirklichen Höhepunkt anzusteuern. Somit wirken diese gelegentlich eingestreuten Passagen samt Growls und rohem Riffing wie eine frische Brise, die den Hörer aus seiner allmählich einsetzenden Trance zurückholen.
Für Genrefreunde ist “THE FREAK IS ALIVE“ sicherlich trotz dieser Kritikpunkte ein interessantes Werk, zieht die idyllischen Atmosphäre der Stücke doch immerhin schnell in ihren Bann und lädt zum Träumen und Nachdenken ein. Dennoch sollten sich die Herren von MOMENTUM auf ihren kommenden Veröffentlichungen darum bemühen, für ein wenig mehr Variation und Dynamik zu sorgen.