
Das Werk „Cutting Through“ von Mutant Sex Demon lässt sich nicht leicht aufnehmen. Es fordert viel, provoziert und hinterlässt deutliche Spuren. Von Anfang an ist klar: Hier geht es nicht um angenehme Klänge oder einfache Strukturen. Es geht um rohe Gefühle und darum, sich radikal zu zeigen. Der Sound, eine kräftige Mischung aus Industrial, Noise, Darkwave sowie Post-Human Pop, fühlt sich fast körperlich an – wie scharfe Klingen, die sich durch das Ohr schneiden. Alles zielt auf sofortige Wirkung ab, um eine Grenze zu überwinden, sei es eine psychische, soziale oder künstlerische.
Mutant Sex Demon schafft es, Chaos zudem Ordnung gut zu verbinden. Hinter dem scheinbar wilden Klang steckt eine ausgeklügelte Anordnung, eine Dramaturgie, die das Zuhören zu einem rituellen Erlebnis macht. Die Beats klingen aggressiv, verzerrt und sehr stark. Dazu dringen die Stimmen, die oft geflüstert, geschrien oder verändert klingen, wie geisterhafte Geständnisse durch den dichten Klang. Sie bewegen sich zwischen Schmerz, Lust, Hingabe neben Widerstand, ohne jemals banal zu wirken. Es geht hier nicht um bloße Provokation, sondern um eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem Körper, der eigenen Identität und tiefen inneren Abgründen. Der Titel Cutting Through ist mehr als nur ein Name – er steht für ein Konzept. Das Werk durchdringt gefühlte Schichten, legt reine Emotionen frei, kratzt an Schamgrenzen und weckt gleichzeitig eine dunkle Form der Befreiung.
Besonders beeindruckend ist, wie konsequent Mutant Sex Demon seine Vorstellung umsetzt. Es gibt keine Zugeständnisse, keine Abweichung von der eigenen Kunst, keinen Versuch, einfacher zu sein. Stattdessen lädt das Werk das Publikum ein, sich auf eine verstörende, aber auch befreiende Reise einzulassen. Diese Musik füllt den Raum nicht nur, sie nimmt ihn ein, sie begleitet nicht, sie herrscht. Und gerade deshalb zeigt sich eine besondere Art von Schönheit: in der Überforderung, in der Überwältigung, in der völligen Hingabe an etwas, das größer ist als der Wunsch nach Kontrolle.
Cutting Through ist kein Album, das man schnell vergisst. Es bleibt im Körper, hallt nach und wirkt wie eine offene Wunde, die nicht wehtut, sondern lebt. Mutant Sex Demon hat damit ein Werk geschaffen, das musikalisch und emotional zu den kompromisslosesten und beeindruckendsten Veröffentlichungen der letzten Zeit gehört. Es ist radikal, intensiv und absolut einzigartig – ein starkes Zeichen für alle, die im lauten Klang Klarheit suchen.