Nasheim – Solens Vemod
Nachdem schon vor Jahren das erste Gerücht eines vollwertigen Albums der Band NASHEIM die Runde machte, durfte sich der geneigte Hörer seither vor allem in Einem üben: Geduld! Sieben Jahre nach dem letzten offiziellen Release in Form des Beitrags zur Split mit den Labelkollegen von ANGANTYR bzw. sechs Jahre nach dem letzten Lebenszeichen in Form von Beiträgen zu zwei Compilations steht nun endlich das Debütalbum der Schweden in den Regalen und vorweggeriffen sei an dieser Stelle: Das Warten hat sich gelohnt!
Die mittlerweile zum Solo-Projekt um Erik Grahn geschrumpfte Formation legt mit “SOLENS VEMOD“ ein 48-minütiges Werk mit insgesamt vier Liedern vor, das den stilistischen Weg von “SÖVANDE MJÖD VILL JAG TÖMMA“ der genannten Split konsequent beibehält und dabei trotzdem eine Weiterentwicklung erkennen lässt. Der Mittelmäßigkeit geschuldete Lückenfüller werden im Hause NASHEIM auch dieser Tage vergebens gesucht.
Produktionstechnisch begeistert das Album mit einem vollen, erdigen Sound, der im Vergleich zu den beiden Demos “EVIGHET‘ und “UNDERGANG deutlich weniger rau daherkommt, ohne dabei jedoch von der bedrückenden Grundatmosphäre einzubüßen, die auf dem vorliegenden Werk vor allem durch das im Hintergrund gehaltene, fast gedämpft klingende Schlagzeug erzeugt wird. Gemeinsam mit dem markanten Gesang sowie den dominanten, meist im Mid-Tempo angesiedelten Gitarrenläufen ensteht ein Klangbild, das sich auch in der in dunklem Grün gehaltenen Covergestaltung und dem minimalistisch gehaltenen Motiv widerspiegelt. Der Musik von NASHEIM Minimalismus vorzuwerfen wäre indes verkehrt, sind die vier Lieder doch mit einem Facettenreichtum ausgestattet, der den Hörer auch nach unzähligen Hördurchläufen noch Neues erkennen lässt. Jedes der Elemente fügt sich dabei harmonisch in das Gesamtbild ein und offenbaren ein in sich stimmiges Konzept, das auch vom dezenten Einsatz von Cello und Violine sowie dem Chor in “Jag fyller min bägare med tomhet“ bereichert wird.
Einzelne Details oder Teilaspekte dieses Konzeptes gesondert hervorzuheben wird dem durchweg hohen Niveau dieses Albums zwar nicht gerecht, jedoch sei exemplarisch auf das nach achteinhalb Minuten einsetzende Riff in “Att av ödets väva sorg“ verwiesen. Hier tritt der rote Faden von depressivem Grundtenor und stiller Raserei in Kombination mit einem schöpferischen, fast hoffnungsvollen Stolz zutage, der NASHEIM positiv von den oft weinerlichen und im Selbstmitleid vergehenden Genrekollegen im Depressive Black Metal abhebt. Die in den Texten sehr metaphorisch thematisierte Verzweiflung und innere Leere runden das Album ab und geben ihm eine intellektuelle Tiefe, die durch die facettenreiche musikalische Umsetzung bestens unterstützt wird.
NASHEIM beweisen mit einem ausgereiften Debütalbum, dass der Depressive Black Metal abseits von verzweifelten Teenagern, die ihre armseligen Existenzen in Form von selbst zugefügten Schnittwunden manifestieren, auch eine ernstzunehmende Beschäftigung mit den negativen Emotionen des menschlichen Geistes zulässt. Auf “SOLENS VEMOD“ ist dies in herausragender Weise gelungen!