All-Star-Gruppierungen sind immer so eine Sache. Große Worte der Plattenfirmen kündigen die im Voraus monumentale Werke nie da gewesenen Formates an. Die Erwartungshaltung der Fanbasis wird durch geschickte Promoschachzüge bis ins Unendliche aufgeplustert und der Erfolg der Angelegenheit mit früh geschalteten Pre-Order Optionen gesichert. Die Qualität des Produktes bleibt meist sekundär.
Im Falle von OLD SILVER KEY handelt es sich um einen Zusammenschluss der (einst) unfehlbaren Meister des atmosphärisch gewaltigen Schwarzmetalls DRUDKH und dem französischen Düsterbarden „Neige“ der seine Stimme mittlerweile für scheinbar jedes Projekt herzugeben scheint. „TALES OF WANDERINGS“ ist das erste Kind dieser Formation, welches mit sieben Stücken und einer Spielzeit von 37 Minuten überschaubar ausgefallen ist. Wie von ALCEST gewohnt bewegt man sich in melancholisch atmosphärischen Gefilden, „Neige“ gibt sich handzahm und die Gitarrenfraktion werkelt solide aber unauffällig im Hintergrund. Das Liedgut ist einfach gestrickt, bleibt dadurch aber überschaubar und griffig. Die Verträumtheit des Materials gewinnt die Oberhand. „TALES OF WANDERINGS“ besitzt durchaus gelungenen Momente verliert sich aber viel zu oft in Gleichförmigkeit. Besonders die stets ähnlichen und sich auf Dauer abnutzenden Gesangslinien tragen zur frühzeitigen Erlahmung der musikalischen Durchschlagskraft bei.
OLD SILVER KEY fahren mit „TALES OF WANDERINGS“ sicher. Das Liedgut zeigt sich gefällig, lullt das Individuum schnell und lang anhaltend ein. Was fehlt ist der Mut neue Impulse zu setzen und die viel versprechende Konzeption der Gruppe in wegweisender Weise zu nutzen. Hier obsiegt, wie zu oft, die Enttäuschung über soviel verschenktes Potential.