Ortega – 1634
Die geheimnisvollen Tiefen und unbändigen Naturgewalten des Ozeans üben seit jeher eine schier unbegreifliche Faszination auf den Menschen aus. Während er manchen, vom Fernweh gepackt, zu Schiff tausende Meilen auf sich treiben lässt, bringt er anderenorts Zerstörung und Elend. Die niederländische Mannschaft von ORTEGA sticht 2 Jahre nach Gründung mit ihrem Debütalbum in See, um den unendlichen Weiten des Meeres Tribut zu zollen. Getauft wurde das Werk auf den Namen „1634“, das Jahr in dem eine gewaltige Sturmflut die Nordseeküste katastrophal verwüstete und mehreren tausend Menschen das Leben nahm.
Gleich einem weit schweifenden Blick auf das Meer, eröffnet die Platte mit dem instrumentalen Opener „Still“ der, sich gemächlich dynamisch steigernd, verträumte Gitarrenlinien mit einem minimalistisch bedienten Schlagwerk verbindet. Doch die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm währt nicht lange und so regieren in „Into The Waves“ tonnenschwere Doomriffs das Geschehen und führen den Hörer aus dem Hafen, hinaus auf die tobende See. Verziert mit gefühlvollen Melodien werden diese kraftvollen Gitarrenwellen immer wieder von Akkustikparts unterbrochen, die gleich einer sanften Brise, Momente der Ruhe in die Kompositionen einbringen. Rau und dennoch sehnsüchtig erklingt der Gesang, der jedoch nur nebensächlich Verwendung findet und den instrumentalen Leistungen den Vorrang gewährt. Ihre Vollendung findet „1634“ mit dem Einsatz von Streicherarrangements, die sich schwermütig über die Stücke „The Siren“ und „Octagon“ legen. Nach einer knapp 45minütigen Irrfahrt durch tobende Stürme und vorbei an malerischen Inseln, steuern ORTEGA unbeschadet den heimischen Kai an. Was bleibt, sind viele schöne Erinnerungen und der letzte Hauch von salziger Luft in der Lunge.
Mit „1634“ ist den Niederländern ein grandioses Werk gelungen, das von der ersten bis zur letzten Minuten zu fesseln vermag. ORTEGA – ein Name, den man so schnell nicht vergessen sollte.