Shape Of Despair – Return To The Void

Eigentlich erscheint die fünfte Platte von SHAPE OF DESPAIR dieser Tage zu einem eher unpassenden Zeitpunkt, ist der düsterer Funeral Doom Metal traditionell der perfekte Soundtrack für einen kalten, trüben Herbst, wenn sich der dichte Nebel über gefrorene Landschaften zieht und es nicht wirklich hell werden will. Weniger geeignet erscheint hingegen der nahende Frühling, der warme Sonnenstrahlen und die ersten zarten Knospen an Sträuchern und Bäumen mit sich bringt. Trotzdem lässt es sich ganz wunderbar im quälend langsam dahin-ziehenden Schaffen der finnischen Kappelle verlieren, die auf „RETURN TO THE VOID“ ihrer bisherigen Handschrift treu bleibt und nach fast einem Vierteljahrhundert weiterhin gewohnt starke Kost abliefert.

Es mögen zwar sieben lange Jahre seit der Veröffentlichung von „MONOTONY FIELDS“ vergangen sein und dennoch kehrt dieses angenehme Gefühl einer innigen Vertrautheit beim zaghaften Erklingen der klagenden Melodien in den ersten Takten des mehr als 9-minütigen Titeltracks sofort zurück. Schwer und erhaben schleppen sich die mächtigen Riffs vorwärts und umhüllen den Hörer dabei mit einer erdrückenden Dunkelheit, in der sich Natalie Koskinen und Henri Koivula mit ihren Vocals kontrastreich abwechseln, wobei zunächst der gefühlvolle Klargesang deutlich im Vordergrund steht und eine bitte Verzweiflung mitschwingen lässt. Während auch „Solitary Downfall“ stimmungstechnisch in eine ganz ähnliche Kerbe schlägt und melancholische Sehnsucht aufkommen lässt, gehen SHAPE OF DESPAIR in „Dissolution“ oder „Reflection In Slow Time“ stellenweise roher zu Werke. Fast noch langsamer scheinen die schweren Schläge der Snare zu ertönen, wenn die gewaltigen Growls ihr Leid herausbrüllen und zumindest kurzzeitig keinerlei aus-schmückendes Detail zu erkennen ist, dafür die gesamte Atmosphäre aber noch kälter und lebens-verneinender wirkt. Erst wenn Henri Koivula plötzlich verstummt, wagen sich die elegischen Harmonien wieder hervor und bringen schwache Schimmer der Hoffnung mit sich.

Es sind packende und wirklich intensiv zu erlebende Kompositionen, die auf „RETURN TO THE VOID“ vorgestellt werden und doch können gewisse Längen im letzten Dittel der Platte nicht völlig geleugnet werden. Da darauf verzichtet wird, die eher als wabberndes Beiwerk fungierenden Keyboards noch weiter in den Fokus zu rücken oder die Sechssaiter dynamischer in Erscheinung treten zu lassen, bleibt nur ein begrenztes Arsenal an stilistischen Mitteln, um die sehr langen Songs zu füllen und so scheint sich das Gehörte allmählich zu wiederholen, können nicht alle Titel einen eindeutigen Charakter entwicklen.

Dies ist SHAPE OF DESPAIR in der Vergangenheit schon besser geglückt, ohne den neusten Output schlecht reden zu wollen. Nein, es handelt sich bei „RETURN TO THE VOID“ definitiv um einen kraftvolles und intensiven Langspieler, mit dem jeder Genreliehaber absolut nichts falsch machen kann. Es muss ja auch nicht immer ein neues Meisterwerk dargeboten werden.

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