Vor vier Jahren legten die aus Athen stammenden Herren von SHATTERED HOPE mit “ABSENCE“ ein durch und durch gelungenes Debütalbum vor, auf dem in ansprechender Weise melodischer Death Metal mit finsterem und tonnenschwerem Doom zu zähen und dennoch kraftvollen Kompositionen verschmolzen wurden. Nach langer Wartezeit erscheint nun mit dem knapp 80-minütigen Koloss “WATERS OF LETHE“ der lang ersehnte zweite Streich der griechischen Truppe. Wie sich schnell zeigt, knüpfen SHATTERED HOPE auf diesem zwar in gewisser Weise an ihr Schaffen des Erstlingswerkes an, bringen jedoch auch einige stilitische Neuerungen mit sich.
Nach wie vor bedient sich das griechische Quintett einer Vielzahl traditioneller Elemente, die zur Gestaltung der insgesamt sechs ausufernden Kompositionen von “WATERS OF LETHE“ herangezogen werden, sodass zunächst dunkel und mächtig emporragende Gitarrenwände das Szepter übernehmen und ein unheilvolles Grundgerüst errichten, in das sich schließlich sowohl zerbrechlich wirkenden Leads als auch klassische Klavierpassagen einfügen und auf diese Weise ein außerordentlich detailverliebtes Gesamtwerk kreieren. Im direkten Vergleich zu Tracks wie “Vital Lie“ oder “A Traitor’s Kiss“ des 2010er Outputs, in denen sehnsüchtige Melodiebögen und filigrane Streicherarrangements grandios in Szene gesetzt wurden, wirken die aktuellen Songs trotz all der verschiedenen Facetten dennoch deutlich schwerfälliger und weniger dynamisch. Statt einer kompositorischen Schwäche handelt es sich hierbei jedoch um einen gezielten stilistischen Wandel, der SHATTERED HOPE weg vom melodischen Death/Doom und hin zu desolatem Funeral Doom Metal im Stile von Kapellen wie OPHIS oder ATARAXIE führt. Zielsicher erschaffen die Athener mit “WATERS OF LETHE“ dabei ein sich lethargisch dahinschleppendes Epos, dessen beklemmende Atmosphäre alles in sich aufzusaugen scheint. Passend hierzu bedienen sich SHATTERED HOPE lyrisch Sagen aus der griechischen Mythologie und widmen ihr Werk „Lethe“, einem jener Flüsse, der in die Unterwelt führte und den gefallenen Seelen ihrer Erinnerungen beraubte.
Es sind die tiefen Growls und das bedrohlich Flüstern, die rohen sowie mächtigen Riffkonstrukte und deren quälende Langsamkeit, die den Charme der Platte letztendlich ausmachen und ein wenig darüber hinwegtrösten, dass SHATTERED HOPE sich von den fesselnden Melodien ihres Debüts abgewandt haben und mit ihrem zweiten Album andere Pfade beschreiten. Dennoch ist “WATERS OF LETHE“ eine stimmige und starke Platte mit viel Epik geworden, die zwar nicht jedem Fan von “ABSENCE“ gezusagen wird, allerdings im Sektor des Funeral Doom Metals reichlich Anhänger finden sollte.