Slow – V – Mythologiae

Von den fünf Kompositionen seines vierten Langspielers scheint “Déhà“ ganz besonders begeistert zu sein, legte der ehemalige Einzelkämpfer bereits ein Jahr nach der Veröffentlichung von “IV – MYTHOLOGIÆ“ zunächst eine rein instrumental gehaltene Ambientversion des Albums nach, auf die nun drei Jahre später tatsächlich noch eine weitere Version folgt, für die alle Stücke noch einmal neu aufgenommen wurden. Es stellt sich schnell die Frage nach der Motivation für ein solches Handeln, denn wenngleich SLOW bewiesen haben, dass sie durchaus das Potential besitzen, sich langfristig im Funeral Doom Metal etablieren zu können, ist doch keines ihrer bisherigen Werke eine derart herausragende Perle des Genres, als dass eine solche Flut unterschiedlicher Auflagen in irgendeiner Weise gerechtfertigt wäre.

Die zweifellos vorhandenen Gründe für das etwas seltsame Handeln von “Déhà“ sollen an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden und die nachfolgenden Zeilen sich stattdessen einzig und alleine dem musikalischen Inhalt von “IV – MYTHOLOGIÆ“ widmen, der, um es gleich auf den Punkt zu bringen, keinesfalls das hohe Niveau seines Nachfolgers inne hat. Während der Belgier auf “V – OCEANS“ ein stimmiges lyrisches Konzept bereit hielt, das von packenden Stücken mit ausdrucksstarken Klangwelten umgesetzt wurde, wirkt “IV – MYTHOLOGIÆ“ noch reichlich unausgegoren und verzweifelt auf der Suche nach sich selbst. Zwar konnte “Déhà“ auch auf seinem fünften Werk nicht mit erhöhter Eigenständigkeit bestechen, doch die vielen unterschiedlichen Motive im Stile von AHAB oder SHAPE OF DESPAIR wurden immerhin liebevoll und authentisch zusammengefügt, sodass letztendlich ein ebenso düsteres, wie sehr gefühlvolles Gesamtwerk vorgelegt werden konnte. Dies verhält sich auf “IV – MYTHOLOGIÆ“ leider komplett anders, war “Déhà“ wohl zwei Jahre zuvor noch der im Genre leider weit verbreiteten Ansicht, dass einzig sphärische Gitarrenfragmente und nicht mehr weiter entschleunigbare Drums die Quintessenz des Funeral Doom Metals sind.

Dies führte dazu, dass sich auf der fast einstündigen Platte langatmige Stücke wie “The Standing Giant“ oder “The Drowning Angel“ finden, die mit absolut nichtssagenden, verschwommen dahin flackernden Riffs streckenweise wie ausgedehnte Intros wirken, die einfach nicht enden wollen. Erst in “The Suffering Rebel“ zeigt das Schlagwerk endlich nachvollziehbare Rhythmen, bei denen zwischen den einzelnen Snareschlägen nicht eine gefühlte Ewigkeit vergeht und auch das ehemals “The Promethean Grief“ betitelte “Sorrow’s Shadow“ hält neben verträumten Akkustikarrangements und eindringlichen Leads ebenfalls einige kraftvolle Passagen bereit, die den bösartig growlenden Vocals gerecht werden können. Somit ist die Platte zwar sicherlich durchwachsen, aber letzten Endes eben nicht vollkommen uninteressant.

SLOW liefern mit somit eine Neuauflage eines vier Jahre alten Albums, das mit der kürzlich zur Band hinzugestossenen Lore Boeykens komplett neu aufgenommen und abgemischt wurde, sodass ein durchaus druckvollerer Sound aufwartet. Zudem wurde “IV – MYTHOLOGIÆ“ mit einem frischen Artwork und einem ausladenden Bonustrack versehen, der sich nahtlos in das übrige Material einfügt, allerdings schon erste Tendenzen zum eher dynamischeren Schaffen zeigt, das kurz darauf folgen sollte. Kurzum gesagt, wer die Platte schon im Regal stehen hat, verpasst hier nichts. Wer sich noch nicht mit SLOW beschäftigt hat, sollte vorher auf jeden Fall erst zu “V – OCEANS“ greifen.

Homepage