Ferriterium – Le derniere livre

23. Juli 2019
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Widmet sich ein Künstler mehreren musikalischen Projekten, ist es nicht selten der Fall, dass zumindest eines davon zu kurz kommt, wird die nur allzu begrenzte Zeit meist nicht gleichmäßig aufgeteilt oder Prioritäten verschieben sich im Zuge einer persönlichen Entwicklung. Nicht so jedoch bei “Haebës“, “Raido“ oder wie er sich auch immer gerade nennt, liefert der pflichtbewusste Franzose bislang im absolut verlässlichen Jahrestakt einen neuen Langspieler einer seiner insgesamt vier Formationen und hält dabei eine geregelt Reihenfolge ein. Nachdem er im vergangenen Jahr zuletzt mit HEIMSGARD eine neue Platte vorstellte, ist nun mit FERRITERIUM die jüngste Kapelle unter seiner Aufsicht an der Reihe, neues Material vorzustellen.

Es stellt sich natürlich die Frage, weshalb eigentlich so viele Bands nötig sind, um den offenbar enormen Schaffensdrang des französischen Multiinstrumentalisten zu befriedigen. Zwar schlagen sowohl HEIMSGARD als auch MALEVOLENTIA in ihre jeweils eigene Kerbe, doch zumindest die rohen schwarzmetallischen Kompositionen von FERRITERIUM mit ihren teils melodischen und teils puristischen Passagen zeigen nach dem ersten Hördurchlauf von “LE DERNIERE LIVRE“ nur geringe Differenzen zum Schaffen von KARNE, sodass im Grund doch eine Kapelle ausreichen sollte. Während er dort jedoch nur ein Teil einer insgesamt fünfköpfigen Gruppe ist, kann er seine eigenen Visionen hinsichtlich Songwriting, Lyrik und Gesang bei FERRITERIUM voll und ganz ausleben, ohne Rücksicht auf die Vorstellungen andere nehmen zu müssen, erhält er von “Bael“ lediglich Unterstützung am Schlagwerk.

Es mag folglich an eben genau dieser Tatsache liegen, dass “LE DERNIERE LIVRE“ trotz stilistisch nicht allzu nennenswerter Unterschiede bei genauen Hinhören in gewisser Weise doch anders klingt, nämlich in sich stimmiger und hochwertiger, als das Material der Kollegen. Es ist in erster Linie die deutlich dunklere Atmosphäre mit dem eher in sich gekehrten Riffing, das sich zumeist an klassischen Motiven orientiert und doch stets eine leicht melodische Note mit sich bringt, die hier besser funktioniert. Zudem erweisen sich die Vocals von “Raido“ mit ihrem kantigen Klang als sehr passend. Sicherlich, in einigen Momenten sind die höhenlastigen Tremolos zu plump und nicht sonderlich überzeugend und innovative Ansätze werden ohnehin vergeblich gesucht, peitschen die sechs Titel in meist schwindelerregender Geschwindikeit voran. Dabei punktet die Platte gerade in jenen Momenten von “Chapitre III“ und “Chapitre V“, in denen es etwas gedämpfter und bedrohlicher zugeht, ergeben sich ansprechende Spannungsbögen, die nur leider nicht auf Albumlänge gehalten werden können.

Somit ist “LE DERNIERE LIVRE“ ein im Grunde durchaus interessantes Werk mit einigen Schwächen, die zwar recht deutlich herausstechen, aber das Hörerlebnis nicht völlig trüben. Ein wenig mehr dynamische Variation und weniger Tremoloriffing hätte der Platte zweifelsohne gut getan, der allseits wahrnehmebaren eigenen Charakter französischen Black Metals lässt in manchen Momenten über solche Kritikpunkte hinwegsehen.

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