Steny Lda – Beloe Bezmolvie
Wieder einmal liegt eine neue Veröffentlichung von Solitude Productions beziehungsweise des Sublabels namens Slow Burn Records auf dem Rezensiertisch und wieder einmal hilft nur der Besuch eines Internetübersetzers, um sich im Gewirr der kyrillischen Schrift der Platte zurecht zu finden. Auf diese Weise lässt sich immerhin ermitteln, dass der ins lateinische Alphabet transponierte Name der für das Werk verantwortlichen Formation STENY LDA lautet, was etwa soviel wie „Wand aus Eis“ bedeutet und zudem die Grundlage für das gesamte Konzept der auf den Titel “BELOE BEZMOLVIE“ („Weisse Stille“) getauften Platte darstellt.
Für die Gestaltung von Artwork und Booklet des Langspielers wurden passenderweise zahlreiche Fotos von eisigen Landschaften und majästetischen Gletschern herangezogen und auch in den kryptischen Songtiteln spiegelt sich mit etlichen Anspielungen auf Schnee und Kälte die Fanszination der fünfköpfigen Truppe aus Moskau für die arktische Welt wieder. Auf epische Lyrics, die von stummen Monumenten aus Eis oder frostigen Polarnächten erzählen, muss der Hörer allerdings verzichten, ist das Werk der Russen doch fast vollständig instrumental gehalten und lediglich in zwei Tracks ertönt für nur wenige Augenblicke wehklagender Gesang aus einer rauen Kehle bevor abermals tosende Riffs und zarte Melodien die Herrschaft übernehmen und nicht wieder hergeben.
Rein musikalisch kann das Material der Russen als deftiger Post-Rock mit dezenten Anleihen aus sowohl Sludge als auch Ambient bezeichnet werden. Als charakteristisch für die Platte erweisen sich dabei die steten Wechsel innerhalb der Kompostionen zwischen diesen einzelnen Elementen, die während der gesamten 55-minütigen Laufzeit für grandios in Szene gesetzte Dynamik und Variation sorgen. In perfekter Balance werden lockere Rhythmen samt filigranen Leads und erdigen Bassläufen sowie auch ungestümen Arrangments samt impulsiven Drums und kraftvoller Saitenarbeit dargeboten, die nicht nur fließend ineinander überleiten, sondern auch ein vollkommen homogenes Konstrukt kreieren. Ausgeschmückt wird dieses immer wieder von begleitenden Synthesizern, die sich mit den gefühlvollen Melodien der Gitarren vereinen und den Tracks eine mitunter sehr atmosphärische Note verleihen. Nicht zuletzt auch der glasklare und dichte Sound trägt zu einem intensiven verträumten Hörerlebnis bei, das in die imposanten Eiswüsten samt ihrer idyllischen Stille aber auch heftigen Stürmen entführt.
Auch wenn STENY LDA auf ihrem zweiten Full-Length Album nahezu komplett auf Vocals verzichten, werden die acht enthaltenen Songs doch zu keiner Sekunde langweilig, sondern bieten allerlei interessante Motive und Wendungen, die “BELOE BEZMOLVIE“ zu einem detailverliebten Post-Rock Werk werden lassen, das Anhängern von GROWN BELOW oder ENDNAME zusagen dürfte.