Temple Of Void – The World That Was

22. Februar 2020
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In wenigen Wochen werden sich in Michigan erneut die Pforten hinab in die finstersten Katakomben öffnen, in deren modrig stinkenden Untiefen die fünf Recken von TEMPLE OF VOID in den vergangenen drei Jahren mit viel Eifer an einem neuen Langspieler gewerkelt haben. Auf diesem wurde in sechs mächtigen Hymnen ein weiteres Mal die erdrückende Schwere der alles in sich verschlingenden Dunkelheit vertont. Zwar orientiert sich „THE WORLD THAT WAS“ stark am brachialen Death / Doom Metal seiner beiden Vorgänger, doch zeigt sich die US-amerikanische Truppe auflockernden Elementen gegenüber erneut nicht ganz abgeneigt und erweitert das derbe Konzept um einige zusätzliche Facetten, die sich fast alle wunderbar in die Kompositionen einfügen.

Schon auf ihren früheren Werken beschränkten sich TEMPLE OF VOID beim Songwriting keineswegs auf reine Prügelorgien im zähen Downtempo, sodass die aktuelle Platte in dieser Hinsicht keine neuen Offenbarungen bereit hält, sondern den schon vorhandenen Blick über den Tellerrand lediglich erweitert. Dennoch startet „THE WORLD THAT WAS“ zunächst mit dem träge vorwärts walzenden „A Beast Among Us“ ganz klassisch, besteht der fast 7-minütige Koloss in erster Linie aus massiven Riffs und einem gemächlichen Schlagzugrhythmus, über denen das brachiale Organ von Mike Erdody mit seinen gurgelnden Growls thront. Interessanter zeigt sich da schon „Self-Schism“ mit nicht nur teils flotteren Strukturen, sondern ebenfalls einer abwechslungsreicheren Saitenarbeit samt schwerfälligen Leads sowie einem stimmungsvollem Interlude mit sanftem Gezupfe sowie surrenden Synthesizern. Diese nehmen in den nachfolgenden Tracks ebenfalls eine tragende Rolle ein und verleihen der Platte trotz ihres sonst sehr erdigen und organischen Klangs einen surrealen, futuristischen Anstrich, der einige schöne Kontraste erzeugt. Als weniger gelungen muss der ausdruckslose Klargesang in „Leave The Blind Behind“ bezeichnet werden, der offenbar darauf abzielt, sich klangtechnisch KATATONIA oder MY DYING BRIDE anzunähern, dabei aber voll versagt und dem Titel einen sehr merkwürdigen Beigeschmack hinterlässt. Schade, denn gerade die melodischen Arrangements sind überzeugend. Diese finden sich übrigens im epischen Titelsong wieder, wenngleich dort mit leicht schrägen und dissonanten Motiven und somit wunderbar passend zum tristen Grundtenor des Tracks.

Somit ist „THE WORLD THAT WAS“ ein grundsolides Werk, mit dem Liebhaber von Bands wie HOODED MENACE oder RUNEMAGICK definitiv ihre Freude haben werden, doch ein wirkliches Genrehighlight ist der dritte Output der Amis leider nicht geworden. Dafür hätte die Platte noch mehr herausragende Titel gebraucht, denn alleine das fast schon an spanischen Flamenco erinnernde „A Single Obulus“ reicht nicht aus, um TEMPLE OF VOID karrieretechnisch weiter zubringen. Folglich bleibt das starke Debüt weiterhin das Album der Wahl, wenn es um die Truppe aus Detroit geht.

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