Ungfell – Tôtbringære

Nur allzu oft wird dem schwarzmetallischen Genre vorgeworfen, keine wirklich innovativen Ansätze mehr liefern zu können und tatsächlich beschränken sich nicht wenige Formationen eher darauf, den einstigen Sound der frühen Pioniere nachzuahmen, anstatt einen eigenen Stil anzustreben. Dies sorgt zwar zweifelsohne für zahlreiche schöne nostalgische Momente, lässt aber frische Ideen und in gewisser Weise auch einen höheren Anspruch im dargebotenen Material vermissen. Es existieren allerdings vereinzelt noch Bands, die sich zum Ziel gesetzt haben, komplett neue Wege zu gehen und sich vom Rest ihrer Kollegen abzuheben. Eine dieser Kapellen sind UNGFELL aus der Schweiz, die im vorletzten Jahr mit “MYTHEN, MÄREN, PESTILENZ“ bei Eisenwald debütierten und mit ihrem zweiten Werk fast ausnahmlos positive Kritiken ernteten.

Fast völlig in Vergessenheit geraten ist dabei das lediglich ein Jahr ältere Erstlingswerk, das damals noch in Eigenregie veröffentlicht wurde und zunächst nur in digitaler Form erhältlich war. Im letzten Jahr nahm sich das thüringische Label des übersehenen Werkes noch einmal an und legte ein remastertes Re-Release von “TÔTBRINGÆRE“ vor, sodass diese nun endlich als Digipak sowie auf schwarzem Vinyl erworben werden kann. Neben den acht ursprünglichen Tracks ist mit “Das Hexenmal (Andachtsjodler)“ zudem ein Bonustrack enthalten, der bislang nur als digitale Single verfügbar war.

Angesichts der nur kurzen Zeit, die zwischen den beiden Alben liegt, ist es nicht sonderlich erstaunlich, dass sich UNGFELL stilistisch betrachtet in dieser nicht allzu sehr weiter-entwickelt haben und auf “TÔTBRINGÆRE“ bereits der gleiche kantige Schwarzstahl mit all seinen zahlreichen folkige Elementen zelebriert wurde, der nur wenig später auf “MYTHEN, MÄREN, PESTILENZ“ abermals zum Besten gegeben wurde. Fundament der schrägen Stücke ist polternder Black Metal, der sich mit klirrendem Riffing und holprigem Schlagzeug nah an der alten Schule orientiert und mit hysterischem Geschrei von Hexen, Tod und Teufel berichtet. Zwar schallen die Kompositionen trotz klangtechnischer Bearbeitung noch ziemlich roh und ungeschliffen aus der heimischen Anlage und trotzdem ist der liebevolle Detailreichtum des Songwritings recht gut herauszuhören. Nicht nur die facettenreiche Saitenarbeit überrascht beim konzentrierten Lauschen des kauzigen Lärms, greift “Menetekel“ doch ebenfalls auf mittelalterliche Instrumente wie Schellenkranz, Flöte oder Maultrommel zurück, um seine Geschichten aus der dunklen Epoche auszuschmücken. Daneben finden ebenso Samples, akustische Gitarren sowie mehrstimmiger Klargesang ihren Platz auf dem Album, das trotz dieser enormen Vielfalt unterschiedlicher Motive in sich absolut stimmig ist.

UNGFELL ist auf ihrem Debütwerk gelungen, woran sich viele Formationen versuchen, jedoch zumeist scheitern. Ohne sich mit dem Fundament allzuweit vom traditionellen Sound zu entfernen, erschaffen die Songs mit Hilfe all ihrer zusätzlichen unkonventionellen Komponenten ein fesselndes Klangerlebnis, das in dieser Form noch nicht dagewesen ist. Daher lohnt es sich für aufgeschlossene Liebhaber der schwarzen Tonkunst sehr, sich mit “TÔTBRINGÆRE“ und danach natürlich auch noch “MYTHEN, MÄREN, PESTILENZ“ zu beschäftigen.

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