„Black Metal shall be reborn“ – Ein Statement, eine Kampfansage und vielleicht maßlos übertrieben? Zum Release der neuen WATAIN Langrille “LAWLESS DARKNESS“ präsentiert euch EVILIZED eine Besprechung der anderen Art. Um einen möglichst objektiven Eindruck vom neuen Klangwerk der Schweden abzuliefern, haben wir uns dazu entschlossen, dem mittlerweile vierten Studio-Output des Dreigespannes ein “Review Special“ zu widmen. Here we go !
Erwartung:
Wolfsblut:
WATAIN haben sich in den vergangenen Jahren vom Geheimtipp zur festen Größe im schwarzmetallischen Zirkel gemausert. Die starken Vorgängeralben und der oben angeführte großspurige Werbeslogan tragen ihr Übriges dazu bei, die Erwartungen in die Höhe zu schrauben. Läutet “LAWLESS DARKNESS“ eine Wende im sich nur noch schleichend weiterentwickelnden Genre ein?
Urkraft:
Mit nur drei Studioalben ist es WATAIN gelungen, sich Headlinerslots auf größeren Festivals und Titelstories in diversen Metalmagazinen zu erarbeiten. Dieser Erfolg spricht deutliche Worte, was die Qualität der Musik von WATAIN anbelangt. Als Auftakt zum neuen Werk, welches dieser Tage veröffentlicht werden soll, wurden bereits groß angelegte Listening-Sessions im Proberaum veranstaltet und die Frage, ob man das 2006er Werk “SWORN TO THE DARK“ noch übertreffen konnte dürfte sich jedem Interessierten mehr als einmal gestellt haben.
Produktion & Technik:
Wolfsblut:
“LAWLESS DARKNESS“ tönt von Beginn an druckvoll und sehr differenziert aus den Boxen. Ganz klar, hier werden keine kleinen Brötchen mehr gebacken. Jedes Instrument ist in seiner Gänze ausmachbar, sauber gespielt und klanglich einwandfrei herausgearbeitet. Vielleicht sogar etwas zu einwandfrei, denn durch die erstklassige Produktion gerät der ursprüngliche, raue Black Metal Charakter doch deutlich unter die Räder und muss einiges an Feeling einbüßen.
Urkraft:
Nachdem auch schon auf dem Vorgänger in Sachen Produktion und Klang keinerlei Mängel festzustellen waren, ist auch auf “LAWLESS DARKNESS“ keine Regression, sondern eher eine weitere Verbesserung der Soundqualität auszumachen. Doch während noch zu “SWORN TO THE DARK“ und “CASUS LUCIFERI“-Zeiten der Klang die Räudigkeit der Titel optimal unterstrich, klingt der aktuelle Output etwas zu glattgebügelt und lässt die Ecken und Kanten, die ein Black Metal Album kennzeichnen sollten, leider vermissen.
Hörvergnügen & Qualität:
Wolfsblut:
WATAIN bieten nach wie vor qualitativ hochwertigen Schwarzstahl. Ganze 11 Stücke mit einer Gesamtspieltzeit von fast 80 Minuten haben in der limitierten Auflage ihren Weg auf die neuste Lichtscheibe der Schweden gefunden, das ist selbst für WATAIN-Jünger keine leichte Kost. Hinzu kommt, dass die Songstrukturen sich über den gesamten Verlauf des Albums sehr ähneln. Schmerzlich vermisst man die unvorhersehbaren Breaks, Riff- & Tempowechsel der Vorgängerscheibe “SWORN TO THE DARK“. Highlights vergleichbar zu “Stellarvore“ sind keine auszumachen, dafür gibt es auch keine wirklichen Ausfälle, was bei der beträchtlichen Spielzeit für den hohen Standard der Schweden spricht.
Urkraft:
Wie gewohnt wird dem Hörer melodischer Black Metal geboten, der sich nicht nur auf eine Tempoausrichtung fixiert, sondern genügend Abwechslung mit sich bringt, um keine Eintönigkeit aufkommen zu lassen. Einige Melodiebögen erscheinen etwas zu brav und verleihen den Songs über kurze Strecken eine etwas ungewohnte Atmosphäre. Über diesen Mangel lässt sich aber mit etwas Toleranz durchaus hinwegsehen.
Fazit:
Wolfsblut:
WATAIN liefern mit “LAWLESS DARKNES“ ein starkes Schwarzstahl Album ab, dessen Qualität für ein Heer talentloser Konkurrenz-Kapellen weiterhin unerreicht bleiben wird. Dennoch kann “LAWLESS DARKNESS“ nicht an den starken Vorgänger heranreichen und stellt bei Weitem keine „Wiedergeburt“ des Black Metals dar. Die Scheibe ist hierfür schlicht und ergreifend zu brav, zu sauber und zu vorhersehbar. Trotz Allem stehen WATAIN weiterhin für Qualität und lassen die Hoffnung auf ein bahnbrechendes Album weiter keimen.
Urkraft:
Mit “LAWLESS DARKNESS“ ist den Schweden ein gutes Album gelungen, welches zwar den Vorgänger “SWORN TO THE DARK“ nicht übertreffen kann, aber dennoch keinen WATAIN-Hörer enttäuschen wird. Die im Vorfeld allgegenwärtigen Lobeshymnen auf das eigenen Liedgut sollten in Zukunft im eigenen Interesse reduziert werden. Eine Band sollte von der Hörerschaft auf den Thron gesetzt werden und nicht versuchen, diesen bereits vorab zu erklimmen.