Es ist schon durchaus bemerkenswert, dass es EPITAPH trotz ihres 7-jährigen Bestehens nicht gelungen ist, auch nur einen einzigen Tonträger zu veröffentlichen. Erst nachdem sich die französische Gruppe schlussendlich in EPITAPHE umbenannte, konnte plötzlich mit „I“ das längst überfällige Debütalbum vorgelegt werden. Erneut zeigt sich somit, welch großen Effekt selbst kleinste Dinge, wie beispielsweise ein zusätzliches „e“, manchmal doch hervorrufen können. Der gewagte Namenswechsel dürfte übrigens der nicht allzu überraschenden Tatsache geschuldet gewesen sein, dass nahezu drei Dutzend gleichnamige Bands existieren, sodass die Gefahr einer Verwechslung doch als leicht erhöht einzustufen gewesen sein dürfte. Ein knappes Jahr ist die erste Platte nun mittlerweile alt, die von EPITAPHE auf deren Internetpräsenz zum kostenlosen Download angeboten wird und sich somit wunderbar für unsere monatliche Rubrik FREE-VILIZED eignet.
Ihr musikalisches Schaffen bezeichnen EPITAPHE selbst als Funeral Death Metal und nennen dabei INCANTATION, PORTAL und ESOTERIC als ihre wichtigsten Inspirationsquellen, sodass die Quintessenz des Langspielers in wenigen Worten ziemlich treffsicher zusammengefasst wird. In den fünf Tracks, die sich zum Teil als 20-minütige Kolosse mit epischem Ausmaße entpuppen, reihen sich polternde Raserei und ultrazähes Downtempo aneinander und erzeugen eine zutiefst bedrückende Atmosphäre, in der die gurgelnden Growls wie verfluchte Stimmen aus dem Jenseits aufheulen. Neben all der Dissonanz tiefer gestimmter Sechssaiter und walzender Rhythmen einer wuchtigen Doublebase verzichten EPITAPHE jedoch nicht auf zarte Klänge, wurde mit „Rêverie“ ein verträumtes und von Akustikgitarren dominiertes Instrumentalstück auf die einstündige Platte gepackt, während sich in „Monolith“ verhaltene Melodien mit stimmungsvollen Synthesizern vermengen und einen erheblichen Kontrast zum derben Gepolter des übrigens Titels darstellen. Zwar wirken die teils drastischen Breaks zwischen unterschiedlichen Passagen hier und da etwas sehr abrupt, insgesamt jedoch ist EPITAPHE ein wirklich hörenswertes Album gelungen, dessen facettenreiches Songwriting mit zahlreichen durchdachten Details trotz der langen Laufzeit des Rundlings nicht langatmig wird.
Es lohnt sich für Liebhaber verschachtelter und sperriger Klänge also, sich intensiver mit EPITAPHE auseinanderzusetzen. Wer sich ein Exemplar des Albums in Regal stellen möchte, sollte sich übrigens nicht mehr allzu lange Zeit lassen, sind die meisten des auf 500 Einheiten limitierten Digipaks bereits vergriffen.