Vor wenigen Wochen präsentierte die aus Mannheim stammende Gruppe DESERT BENEATH THE PAVEMENT mit ihrem Debütwerk „TRANSIT“ eine interssante Mischung aus Post-Rock und Hardcore-Elementen. Bei EVILIZED gibt Bassist Florian Auskunft über die Bedeutung hinter dem Bandnamen und gewährt zudem Einblicke in die Lyrik der Stücke.
I. “TRANSIT“ stellt eure bisher erste Veröffentlichung dar. Wie sind die allgemeinen Reaktionen auf diese in den letzten Wochen ausgefallen? Wurden eure Erwartungen diesbezüglich erfüllt?
Die Reaktionen sind sehr gut. Es ist schön zu sehen, dass die Arbeit und das Herzblut, das man in so eine Veröffentlichung steckt auch wahrgenommen werden. Es ist auch ganz interessant was so alles in die Texte und die Musik hinein interpretiert wird. Gleichzeitig merken wir auch, dass die Zahl der Veröffentlichungen so rasant zunimmt, dass es nicht mehr selbstverständlich ist bei jedem Magazin automatisch besprochen zu werden, das war vor ein paar Jahren noch anders.
II. Das Material auf “TRANSIT“ klingt für ein Debütalbum sehr reif und durchdacht. Welche musikalischen Erfahrungen konntet ihr jeweils vor der Gründung von DESERT BENEATH THE PAVEMENT sammeln und hier nun einfließen lassen? Habt ihr stilistisch gesehen alle ähnliche Wurzeln?
Wir haben sehr unterschiedliche Wurzeln. Uns eint aber die Liebe zur Musik und eine tiefe Freundschaft. Teilweise waren wir vor DESERT BENEATH THE PAVEMENT schon in anderen Bands aktiv (ich hab als Knirps mein erstes Konzert 1998 im Vorprogramm der Ryker’s gespielt), teilweise auch schon gemeinsam. In den letzten Jahren haben wir aber immer mehr angefangen Musik von Neurosis, Cult Of Luna etc. zu hören und gemerkt, dass wir uns in der Ecke musikalisch und menschlich einfach am wohlsten fühlen und deshalb DBTP gegründet.
III. Direkt nach eurer Gründung im Jahre 2010 habt ihr eine Single aufgenommen, auf der die Vorabproduktionen zweier Stücke enthalten waren, die nun auch auf “TRANSIT“ zu hören sind. Welche Veränderungen haben diese beiden Songs innerhalb der folgenden zwei Jahre erfahren, in der ihr euch als Band und Musiker sicherlich noch weiterentwickelt habt und auch euren eigenen Stil noch verfeinern konntet?
Wir haben das Material live getestet und immer wieder angepasst. Deshalb kam es überhaupt nur zu den Aufnahmen damals. Die Stücke haben live gut funktioniert und wir wollten hören wie sie sich auf Platte machen. Ob wir die Stimmungen etc. da auch einfangen können. Naja, zwei dieser Stücke haben wir dann auch online gestellt. Bei den beiden Stücken ist was die Veränderung angeht gar nicht mehr so viel passiert, die restlichen wurden im Laufe der Vorproduktion und der Konzerte deutlich stärker überarbeitet.
IV. Euer Bandname ist durchaus etwas außergewöhnlich, bleibt allerdings umso besser im Gedächtnis hängen. Erläutere doch bitte welche tiefere Bedeutung hinter DESERT BENEATH THE PAVEMENT steckt und weshalb ihr euch für eben diesen Namen entschieden habt?
Während der Studentenunruhen in Paris 1968 war ein Schlachtruf “sous le pave: la plage” (under the pavement: the beach). Der Strand als die Inkarnation eines natürlichen, nicht zweckgebundenen und nicht-utilitaristischen Raumes und als Gegenteil zur Straße. Das Freilegen dieses Raumes durch das Entfernen des Pflasters (inkl. der unsachgemäßen Verwendung der Pflastersteine) war auch Ausdruck des Aufbrechens überkommener Strukturen. Aus der heutigen Perspektive, sind wir aber eher in einer modernen Wüste, als Metapher für einen Ort der Leere, einen Ort ohne Horizont, voll außergesellschaftlicher Einsamkeit und Verlassenheit gestrandet.
Vor diesem Hintergrund drückt der Name eine gewisse Stimmung unserer Zeit aus.
V. Verfolgt ihr auf “TRANSIT“ ein lyrisches Konzept oder verarbeitet ihr unterschiedliche Aspekte in den einzelnen Songs? Leider liegen mir die Texte der Platte nicht vor, doch der Titel “Do You Feel It When I Google You“ lässt ja bereits eine eher sozialkritische Thematik vermuten.
Wir malen mit der Musik und den Texten ein Bild unserer Zeit, greifen Stimmungen auf, die natürlich auch was mit der Gesellschaft zu tun haben. Die Texte beziehen sich teilweise direkt auf Erlebnisse, Bücher, Zitate, bleiben aber trotz der Intertextualität sehr offen für Interpretation. Uns ist wichtig, dass wir uns alle in der Stimmung der Worte wiederfinden, dass aber auch eine Geschichte erzählt wird, die den Hörer ergreift.
VI. Die Lyrik der Stücke ist fast komplett auf englisch verfasst, allerdings wechselt ihr im Mittelteil von “God Meant New York“ kurzzeitig ins Deutsche. Welche besonderen Stellenwert messt ihr den hier mehrfach wiederholten Zeilen bei, dass ihr sie auf diese Weise hervorhebt?
Ganz ehrlich: Ich möchte nicht die Stimmung und Atmosphäre der Stücke (an anderer Stelle wurde die CD auch schon als textliches Monument betitelt) durch die Interpretation einzelner Stellen zerstören. Wir haben sie bewusst vage gelassen um dem Hörer Interpretationsspielraum zu geben. Daher nur ganz vage: Die Stelle bezieht sich auf ein deutsches Zitat und musste daher einfach deutsch sein.
VII. Eure Songs sind insgesamt sehr negativ und düster gehalten. Welche Inspirationsquellen wirken beim Komponieren auf euch, die letztendlich zu einer derart dunklen Stimmung führt?
Düster kann ich unterschreiben, negativ find ich sie jetzt nicht – denn mit dem Wort verbind ich auch eher was „negatives“…
Einmal spielt hier sicherlich rein, dass wir privat sehr gern düstere Sachen wir Amenra oder Neurosis hören. In der düsteren Stimmung schwingt aber auch immer eine Sehnsucht mit, z.B. eine Sehnsucht nach einer Vergangenheit voller Freiheit wie in „God meant New York“ oder auch Momente der Hoffnung, schöne Momente.
VIII. Die Digipack Version von “TRANSIT“ enthält einige Werke des polnischen Fotografen Tom Wasilewski. Erkläre doch bitte kurz in welchem Zusammenhang diese Bilder mit eurer Musik stehen und wie es zu dieser Zusammenarbeit kam.
Wir stehen in enger Beziehung zu verschiedenen Künstlern. Einer stellte den Kontakt zu Tom her, der einfach Bilder geschossen hat, die perfekt das einfangen was wir in unserer Musik ausdrücken wollen. Von dem her war es für uns ein großer Glücksfall, dass er auch Teil diese Projektes sein wollte.
IX. Wie sehen eure Pläne für die nahe Zukunft aus? Werdet ihr direkt an neuem Material weiterarbeiten oder euch vorerst auf das Spielen von Shows konzentrieren?
Wir würden uns sehr gerne erst mal die Zeit mit Shows vertreiben, wenn jemand was organisiert meldet euch: DesertBeneath@googlemail.com Tatsächlich arbeiten wir aber auch schon an neuem Material.
X. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, die Fragen zu beantworten. Die letzten Worte gehören Euch…
Dieser Spruch erinnert mich jedes Mal aufs Neue an Exekution!