Ortega – Interview

8. Dezember 2012
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I. Hi, Richard! Vielen Dank, dass Du Dir Zeit für dieses Interview nimmst. Die letzten paar Wochen waren für ORTEGA durchaus sehr ereignisreich. Nachdem Mitte November eure EP “A FLAME NEVER RISES ON ITS OWN“ (wenn auch mit einiger Verspätung) von Badger Records veröffentlicht wurde, könnt ihr dieser Tage mit “THE SERPENT STIRS“ bereits das nächste Werk präsentieren. Zudem habt ihr auch einige Konzerte rund um eure Heimatstadt Groningen gespielt. Wie bewertet ihr diese derzeitigen Entwicklungen der Band?

Hi Matthias! Danke, dass Du mir die Zeit und den Raum für dieses Interview gibst. Ja, es war ziemlich aufregend in letzter Zeit. Eine LP die knapp ein Jahr gebraucht hat um gepresst zu werden und eine EP, die wir dieses Jahr aufgenommen haben und nur zwei Wochen nach der LP veröffentlich haben, haha. Für einen Zeitraum von zwei Jahren hatten wir keine Veröffentlichung und nun zwei in einem Monat. Ich schätze, auf gewissen Weise haben wir die wieder gut gemacht für unsere Hörer. In den letzten Jahren haben wir  ebenfalls nicht still dagesessen. Wir waren Support für Bands wie Church of Misery, Ufomammut, A Storm of Light, Conan, Procession, Ophis und viele mehr. Als wir in 2007 angefangen haben, hatten wir eigentlich keine Idee was wir mit unserer Musik bewerkstelligen wollten. Wir fühlen uns gereift, seit wir 1634 veröffentlicht haben und haben dies in Worte und Gedanken gefasst, als wir “A Flame Never Rises On Its Own“ veröffentlichten.

II. Das aktuelle Stück “The Serpent Stirs“ ist meiner Meinung nach sehr viel düsterer und bedrückender ausgefallen als eure bisherigen Songs und fällt ja auch auf Grund seiner sehr langen Laufzeit etwas aus dem gewohnten Rahmen. Habt ihr beim Komponieren des Songs bewusst einen anderen Weg eingeschlagen, um zu diesem Ergebnis zu kommen oder hat sich dies eher zufällig während des Schreibens entwickelt?

A Flame Never Rises On Its Own ist lyrisch gesehen ein Dreiklang von Chroniken aus der Welt unseres Debütalbums “1634“. Musikalisch ist die Flame EP ein Experiment bei dem Alex, Frank und ich individuell die Basis für unsere eigenen Songs komponiert haben. “When Fire Meets Fire“ wurde von Alex geschrieben, “The Entity“ von Frank and “Ritual“ von mir. Das ist Ergebnis sind Songs mit einem einzigartigen Charakter, die aber zu einem Ganzen verschmelzen.

Als wir die die Aufnahmen für die Flames EP abegeschlossen haben, entschieden wir uns mehr atmosphärische Elemente zu verwenden, da wir fanden, dass hier die Stärke von ORTEGA liegt. Auch unser Schlagzeuger Sven schrieb keine der Grundlagen für die Flame EP Tracks, sodass man sagen könnte, dass nun seine Zeit gekommen war, zu zeigen, aus was er gemacht ist. So begannen wir erneut zu experimentieren und haben möglicherweise ein Live-Jam Gefühl in einen tatsächlichen Song einfließen lassen. Das Ergebnis ist, was wir selbst eine akustische Reise des Verstandes, bei der wir musikalisch die Abgründe von Sludge, Doom und Psychedelic umfassen.OrtegaI

III. Habt ihr euch auf Grund dieses speziellen Charakters von “The Serpent Stirs“ dazu entschlossen, den Song separat auf Tape zu veröffentlichen oder gab es hierfür andere Gründe?

Eigentlich haben wir diesen Track als ein Beitrag für eine 12“ Split aufgenommen, die wir immernoch mit unseren Freunden Terzij de Horde in Planung haben. Da sie sich aber noch immer mitten im Schreiben ihres Debütalbums befinden, haben wir entschieden, unsere Hälfte zunächst als eine EP auf Kassette zu veröffentlichen. Also werden wir diesen Song hoffentlich in 2013 erneut auf Vinyl wiedersehen.

IV. Vor kurzem wurde euer ursprünglich streng limitiertes Debütalbum “1634“ aus dem Jahr 2010 von Aesthetic Death als schmuckes Digipak wiederveröffentlicht. Handelt es sich hierbei um eine einmalige Zusammenarbeit oder werden zukünftige Werke ORTEGAs ebenfalls über Aesthetic Death erscheinen?

Das ist jetzt noch nicht sicher. Stu ist ein grandioser Kerl und Aesthetic Death ist ein tolles  Label. Wir sind ihm wirklich dankbar, dass er 1634 neu aufgelegt hat. Wir dachten niemals, dass es passieren würde, aber eines Tages hat er uns kontaktiert und im Wesentlichen sagte er uns, dass die Welt diese Platte hören muss und er daher eine größere Pressung als die 100 handgemachten Exemplare machen möchte, die wir damals in 2010 selbst veröffentlich haben. Wie Du vielleicht weißt, wurde die Flame EP von Badger Records und The Serpent Stirs von meinem eigenen Laben, Tartarus Records veröffentlicht. Wir haben die Möglichkeit einer weiteren Zusammenarbeit mit Aesthetic Death nicht wirklich diskutiert, aber wir würden es defintiv in Betracht ziehen, ihn erneut zu fragen, wenn wir in Zukunft etwas Neues zum veröffentlichen haben.

OrtegaIIV. Bei “1634“ handelt es sich um ein Konzeptalbum, das sich mit dem Schicksal eines gestrandeten Seemanns auseinandersetzt, sofern ich die Texte hier richtig interpretiere… Bezieht sich der Titel des Albums hierbei auf die verherrende Flutwelle aus dem Jahr 1634, die weite Landstriche der Nordsee zerstörte?

Ja, und es bezieht sich ebenfalls auf die Herkunftsgeschichte des Kapitäns der 80er Jahre Zeichentrickserie Die Schnorchels. Daher der Name Ortega.

VI. Ihr selbst bezeichnet eure musikalische Ausrichtung als ‚Ocean Doom‘, wie auf eurer Homepage zu lesen ist. Lässt sich diese Faszination für die See alleine durch eure Herkunft aus einem Küstenstädtchen erklären oder fühlt ihr euch noch auf andere Weise mit den Weiten des Meeres verbunden?

Siehe Frage VII. (Anm. d. Red.)

VII. In eurer Heimat seid ihr des Öfteren auf der Bühne zu sehen. Welchen Stellenwerte haben Konzerte für ORTEGA und wie gut lässt sich die Atmosphäre der Songs live auf die Zuschauer übertragen?

Wir mögen Verne, Poe und Lovecraft’s Cthulhu Mythos und wir versuchen dies soweit wie möglich mit unserer Musik zu vermischen. Ich denke, unsere Ideologie ist grundlegend, dass wir versuchen eine gewisse Atmosphäre mit unserer Musik zu kreieren, in der Du, der Hörer, die Musik nach eigenem Ermessen interpretieren kannst. Die See ist unser “Gefäß“ wenn Du so willst. Wir versuchen diese Erfahrung zu erweitern, indem wir live optische und andere Elemente in unsere Shows integieren, einfach um ihnen ein so ästhetisches Umfeld wie möglich zu geben.

VIII. Inwieweit existiert eine Szene für Doom Metal in den Niederlanden? Gestaltet es sich eher schwierig Auftrittsmöglichkeiten und ein geeignetes Publikum zu finden oder gibt es hier ausreichend Interessenten?

Es gibt eine aktive Doom Metal Szene in den Niederlanden. Von Bands wie Officium Triste,  die traditionellen Death Doom spielen bis Toner Low, die wesentlich offener sind, zu den eher “post“- artigen Doom Bands wie Izah, die Ambient Sounds und Samples in ihrer Musik integrieren, bis zu Herder, die Stoner und ich wage zu sagen, Bongripper /Weedeater / Eyehategod Junky Sludge Elemente nutzen. Ich habe nur einige Bands genannt, aber es gibt natürlich viele mehr!

Es ist schwer für das richtige Publikum zu spielen. Und wenn Du es tust, ist es wesentlich schwieriger ausreichend Zuschauer zu finden. Ich schätze, dass Internet ist der Ort, an dem die Leute Deine Musik kennenlernen, bevor sie Dich live sehen. Ich hab eine Menge Leute getroffen, die unsere Platten gelauft haben, aber uns nie live gesehen haben, haha. Auch denke ich, dass der Norden der Niederlande nicht der Ort für Doom ist, auch wenn er über die letzten Jahre populärer geworden ist. Je weiter Du nach Süden gehst, umso größer wird die Szene.

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IX. Gibt es bereits konkrete Pläne für die Zukunft? Darf im nächsten Jahr ein neues Album von ORTEGA erwartet werden oder sind Shows außerhalb der Niederlande denkbar?

Wir sind fleißig dabei neue Material zu schreiben, aber mehr kann ich im Moment nicht sagen. Bezüglich Shows sind wir gerade dabei einige kleine Touren in Belgien, Deutschland und der UK für nächstes Jahr vorzubereiten. Während der letzten Jahre haben wir einige tolle Bands kennegelernt und wir hoffen die Bühne bald wieder mit ihnen zu teilen.

X. Die letzten Worte gehören Dir…

The Serpent Stirs ist ab sofort auf Kassette erhältlich. Falls ihr kein Kassettendeck besitzt, könnt ihr die gesamte EP kostenfrei auf unserer Bandcampseite herunterladen: http://ortegaband.bandcamp.com/

Cheers für das Interview, Matthias. Wir danken Dir für Deine Unterstützung.

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