Am 3./4. Juni startete das DEATHKULT OPEN AIR in Thüringen mit seinem recht frühen Termin als eine der ersten Veranstaltungen in die diesjährige Festivalsaison. Gruppierungen wie ARCHGOAT, BLACK WITCHERY, ANTAEUS oder SARGEIST lockten die Anhänger schwarzmetallischer Klänge und sorgten für ein rasches Sold Out der Vorverkaufstickets. Bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen machte sich auch EVILIZED auf den Weg nach Göllnitz, gelegen im schönen Altenburger Land, um dieser Erstaufführung beizuwohnen.
Bei Ankuft im Gewerbegebiet Göllnitz gegen 16:00Uhr zeigten sich noch ausreichend freie Parkplätze in unmittelbarer Nähe zum Festivalgelände. Wie bereits im Vorfeld vom Veranstalter angekündigt, wurden Camingbereich und KFZ-Stellplätze voneinander getrennt. Einige Besucher verzichteten jedoch darauf mit ihrem Gepäck in den dafür vorgesehen Bereich zu ziehen und platzierten Zelt, Stuhl und Grill kurzerhand neben dem Auto. Der Fußmarsch bis zum Festivalgelände konnte in nur wenigen Minuten zurückgelegt werden, egal von wo aus er auch angetreten wurde.
Freitag:
Mit der aus Sachsen stammenden Kapelle EVIL WARRIORS startete pünktlich um 16:30 Uhr der erste Musikbeitrag dieses Wochenendes. Mit ihrer Mischung aus Thrash und Black Metal konnte die noch sehr kurzfristig ins Line-Up gerutschte Band die ersten Besucher vor die Bühne locken. Mit Blut und Farbe verschmiert, präsentierte die mittlerweile zum Quartett gewachsene Truppe Stücke ihrer beiden Demos, die in einem sehr ausgewogenen Klanggewand aus den Boxen schnellten. Lediglich die auf Dauer aufkommende Eintönigkeit der Songs minderte die Qualität dieses ansonsten sehr soliden Auftrittes.
Nach einer halbstündigen Umbaupause betraten DUSKEN die Bretter, vor denen sich nun schon einige Zuschauer mehr versammelten, als noch kurz zuvor bei EVIL WARRIORS. Zielstrebig arbeitete sich das ebenfalls aus Sachsen stammende Trio durch sein Liedgut und konnte dabei durchaus überzeugen. Trotz des weiterhin guten Sounds hatten DUSKEN während des kompletten Auftrittes über mit schrillen Rückkopplungen zu kämpfen, die einen leicht bitteren Beigeschmack nach Ablauf der knapp 30 minütigen Spielzeit hinterließen.
Die stets kurzen Umbaupausen wurden von vielen Besuchern genutzt, um sich direkt gegenüber der Bühne mit Getränken oder Essen zu versorgen. Mit 1,80€ für eine Rostbratwurst oder 2,50€ für ein Steak konnte der Hunger zu annehmbaren Preisen bekämpft werden. Zur Qualität des für unschlagbare 0,50€ angebotenen Becher Kaffees am Imbisstand kann an dieser Stelle keine Stellungnahme erfolgen. Die restlichen Getränke in Form von Bier, Cola und Wasser konnten nach dem Erwerb von Bons im Wert von 10,00€ an zwei Bierpavillons erstanden werden.
Mit dem Stück „Sturmflut“ vom aktuellen Album SCHATTEN DES GEWITTERS läuteten IRRLYCHT um 18:30 Uhr ihren dreiviertelstündigen Auftritt als dritte Band des Tages ein. Wild peitschend und heulend führte Sänger „Isegrimm“ durch eine ausgewogenen Mischung neuer und alter Stücke. Spielfreudig wurden Songs wie „Black Wolfish Hate“, „Das Grauen“ oder „Le Dernier Jugement“ vorgetragen. Die bereits beim Soundcheck offen bekundete Unzufriedenheit mit dem auf der Bühne herrschenden Sound ließ sich das Quintett nicht anmerken und lieferte so einen soliden Auftritt der mit dem Song „Der Letzte Seiner Art“ beschlossen wurde.
Im Anschluss an IRRLYCHT wurde die Zeit zum Durchstöbern der wenigen, jedoch gut sortierten Merchandisestände auf dem Gelände genutzt. Eine große Auswahl an Tapes, Vinyl, CDs und Textilien sorgte für ein reges Treiben an den aneinander gereihten Pavillions.
Eine sich allmählich senkende Sonne kündigte vom bevorstehenden Ende des Tages, als ZARATHUSTRA vor dem nun deutlich gewachsenen Publikum ihren Auftritt anstimmten. Wohl verdient ernte die Formation Applaus und Zurufe für ihre sichere und agile Bühnenperformance. Sichtlich gut gelaunt präsentierte die Formation vornehmlich neuere Stücke wie „Of Serpents And Swords“, „Crown Of Creation“ oder „Towards Perdition“. Einzig die über weite Teile sehr unsauber bediente Leadgitarre kann als negative Kritik an dieser sonst sehr guten Darbietung angebracht werden.
Der nachfolgende Auftritt von TRUPPENSTURM konnte nur fragmentarisch vom Zeltplatz aus wahrgenommen werden und findet auf Grund dessen hier keine weitere Beschreibung.
Die aus Frankreich stammenden Mannen von MERRIMACK konnten um 22:20Uhr als erste Band des Tages die mittlerweile von kompletter Dunkelheit umhüllte Bühne betreten. In dichte Nebelschwaden getaucht und von einer sehr gelungen Lichtshow unterstützt, lieferte das Quintett eine intensive und atmosphärischen Performance. Perfekt inszenierte Stücke wie „Seraphic Conspiracy“ oder „In The Halls Of White Death“ vom letzten Werk GREY RIGORISM wurden mit großer Begeisterung vom zahlreich erschienenen Publikum gefeiert. Auch Neuzugang „Vestal“ agierte wesentlich sicherer und aktiver als noch im vergangenen Jahr, sodass nach 50 Minuten ein Auftritt zu Ende ging, der an diesem Abend nicht mehr überboten werden sollte. Stattdessen sollte mit den noch ausstehenden Bands BLACK WITCHERY und SARGEIST ein erheblicher Qualitätseinbruch erfolgen.
Die Präsenz von BLACK WITCHERY auf dem Festivalbilling dürfte bei vielen Anwesenden eine nicht unwichtige Rolle bei der Entscheidung über den Besuch des DEATHKULT OPEN AIRs gespielt haben. Was das US-Trio der versammelten Menge jedoch während ihres einstündigen Auftrittes präsentierten, lässt sich schlichtweg als Frechheit bezeichnen. Verloren im Wirrwarr des eigenen Schaffens, irrte die Saitenfraktion sichtbar hilflos durch ihr Liedgut. Neben kurzen Absprachen bezüglich der Riffabfolge, zu denen auch schon mal ein bereits angestimmter Song abgebrochen wurde, erhielten Stücke wie „Command Of The Iron Baphomet“ oder „Antichrist Order Of Unholy Death“ ein von jedem Musiker individuell gestaltetes Ende. Eine gehörige Portion Improvisation steuerte Frontmann „Impurath“ auch bei der gesanglichen Darbietung der Songs bei, die ein unkontrolliertes Brüllen ins Mikrofon ermöglichte. Das Publikum ließ sich von diesen offensichtlichen Missständen die Laune allerdings nicht verderben und feierte BLACK WITCHERY mit empor gereckten Fäusten und schwingenden Matten.
SARGEIST zogen mit ihrem Headlinerposten an diesem Abend ein wesentlich schwereres Los, als die noch kurz zuvor bejubelten BLACK WITCHERY. Gewandet in Mönchskutten und großzügig mit Blut übergossen, läutete das Quartett um 1:00 Uhr sein Ritual ein, dass jedoch jegliche Mystik und Atmosphäre vermissen lassen sollte. Es mag an der bereits fortgeschrittenen Uhrzeit und der Verausgabung bei den vorherigen Kapellen gelegen haben, dass sich die Zuschauertraube vor der Bühne deutlich ausgedünnt und teilnahmslos zeigte. Mit erheblichen Soundproblemen präsentierte die Truppe um Meister „Shatraug“ aktuelles Futter in Form von „Empire Of Suffering“ und „Let The Devil In“, als auch Klassiker wie „Black Fucking Murder“ oder „Panzergod“, ohne dabei den kleinsten Funken Begeisterung im Publikum entfachen zu können. Die ruppige Bedienung des Sechssaiters und dessen sehr unausgegorener Klang in Verbindung mit der sehr zurückhaltenden Performance der Finnen ermunterte allerdings auch nur schwerlich zu Beifallsstürmen. Nachdem auch ein Ampwechsel keine Besserungen des Sounds hervorbrachte, verließen SARGEIST die Bühne nach nur etwa der Hälfte der Spielzeit wortlos und sichtlich enttäuscht.
Auf diese Weise endete ein zunächst stark begonnener erster Festivaltag mit sehr mageren Leistungen von als Kultbands gehandelten Formationen.
Samstag:
Am Samstag machte sich EVILIZED um 15:00 Uhr und somit pünktlich zur zweiten Darbietung des Tages auf den Weg zum Festivalgelände.
Die Gründung einer Black Metal Band in der heutigen Zeit stellt schon fast eine zu leichte Herausforderung dar. Benötigt werden lediglich zwei bis drei männliche, bevorzugt langhaarige Protagonisten, die gemeinsam ihrer Leidenschaft für aggressive Musik frönen möchten. Kryptische Pseudonyme und ein möglichst provokativer Bandname, wie beispielsweise NUCLEAR MAGICK sind ebenfalls schnell gefunden und stellen schon fast die halbe Miete dar. Dank der neuen Digicam sind auch die Bandfotos in Mönchskutte und Gasmaske schnell geschossen und in schwarz-weiß Optik auf der MySpace-Seite hochgeladen. Mit einer gehörigen Portion Glück gelingt nun sogar der Sprung in das Billing eines Festivals mit einer Vielzahl internationaler Gruppierungen. Gehüllt in die schwarzen Kutten und zusätzlich mit Ketten verziert, betreten NUCLEAR MAGICK so bereits nach wenigen Monaten der Existenz die Bühne einer Open Air Veranstaltung vor etwa 70 Besuchern. Während Schlagzeuger und Sänger in einer Variation eines IMPALED NAZARENE Klassikers das Publikum nach seiner Zustimmung zum nuklearen Krieg befragen, überkommt einen der Protagonisten plötzlich das nagenden Gefühl, etwas Entscheidendes vergessen zu haben. Und tatsächlich baumelt ihm da ein seltsames Holzkonstrukt um den Hals, das mit 6 Stahlsaiten bespannt zu sein scheint und über eine Art Stromkabel mit einer großen schwarzen Kiste verbunden ist. Da der Kollege in der Bühnenmitte ein ähnliches Gerät vor der Brust hängen hat, ist des Rätsels Lösung schnell gefunden: Es sind lediglich die Bewegungen der beiden Hände in etwa der selben Art nachzuahmen. Das Ganze funktioniert auch überraschend gut! Sollte die Abfolge der Handbewegungen zu schnell sein, wird einfach eine kurze Pause eingelegt oder der Versuch unternommen auf eigene Faust zu experimentieren. Ein kurzer Blick ins Publikum lässt freudig grinsende Menschen erkennen, die im Gras sitzen und applaudieren. Da die Darbietung allen Anscheines nach gefällt, muss von nun an nur noch darauf geachtet werden, zeitgleich mit dem Rest der Truppe zu beginnen und aufzuhören. Nach 30 Minuten ist das Spektakel überstanden und die Hoffnung bleibt, dass Dank der wehenden Haare und den düster geschminkten Augen das kleine bisschen Chaos niemandem aufgefallen ist…
Die brütende Mittagshitze sorgte für einen regen Betrieb an den Getränkepavillions und ließ auch das kleinste bisschen Schatten nicht ungenutzt. Quer über den Platz verstreut harrten die sonnenresistentesten Besucher auf den nächsten Auftritt.
Die nun auf dem Plan stehenden CHAOS INVOCATION wurden Opfer der viel zu übertriebenen Lautstärke, die außer einem mächtigen Dröhnen nicht viele Aspekte der melodischen Schwarzstahlkompostionen erkennen ließ. Optisch orientierte sich vor allem Sänger „M.“ zu stark an den schwedischen Vorbildern WATAIN. In seiner Gestik und seinem Aussehen an deren Frontmann „Erik“ erinnernd, fehlte hier eindeutig die eigenen Note.
Gesundheitlich bedingt musste der Festivalaufenthalt an dieser Stelle leider vorzeitig abgebrochen werden.
Fazit Urkraft:
Mit der Premiere des DEATHKULT OPEN AIRs ist den Veranstaltern ein sehr guter Start in der hart umkämpften Festivalbranche geglückt. Die gekonnte Umsetzung und die abwechslungsreiche Bandauswahl sorgt für ein sehr annehmbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Lediglich die wenig professionellen Auftritte einiger Bands hinterließen enttäuschte Gesichter, können der Organisation jedoch selbstverständlich nicht angelastet werden. Auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr darf gehofft werden.
Fazit Wolfsblut:
DEATHKULT OPEN AIR 2011 – ein gelungener Einstand. Stattliche Ausmaße, mehr als amtliches Billing und straffe Organisation ohne großartige Mängel. Die großen Headliner (des ersten Tages) enttäuschten, doch der Untergrund sorgt für Wiedergutmachung. Für eine erneute Auflage der Veranstaltung wäre ein paar Schatten spendende bauliche Maßnahme und eine Homogenisierung der Beschallung dennoch wünschenswert – eine geeignetere Location könnte hier Abhilfe schaffen. Ansonsten bleibt zu hoffen, dass sich die Bandauswahl im kommenden Jahr ebenso erstklassig gestaltet.