The Church Within Tour – 10.04.2012 – Würzburg

Jeder begeisterte Anhänger von traditionellem Doom Metal konnte sich in diesem April über eine exzellent besetzte Konzert-Tour freuen. Unter der Schirmherrschaft des heimischen Labels The Church Within Records begaben sich pünktlich zu Ostern die mächtigen LORD VICAR zusammen mit den Kaliforniern ORCHID auf Reise und steuerten hierbei unter auch sechs deutsche Städte an. Am 10.04. machte das reizvolle Bandpaket, das zusätzlich Unterstützung von den Stoner Rockern SIGIRIYA erhielt, auch in Würzburg Station. Selbstverständlich war auch EVILIZED an diesem Dienstag Abend vor Ort, um dieser äußert viel versprechenden Veranstaltung beizuwohnen.

Nach einer kurzen aber sehenswerten Fahrt über die Ludwigsbrücken und vorbei an historischen Gebäuden, durch die Würzburger Innenstadt, deren Silhouette sich von unzähligen Kirchtürmen geprägt zeigt, wurde das „Café Cairo“ erreicht, auf dessen Vorplatz sich bereits die ersten Besucher tummelten.

Während die schmalen Stufen erklommen wurden, die in den 3. Stock und somit den Konzertraum führten, füllten bereits laute Gitarrenklänge das recht eng bemessene Treppenhaus.Vor der Bühne angekommen musste allerdings leider überrascht festgestellt werden, dass SIGIRYA soeben im Begriff waren ihren Auftritt zu beenden und dabei mit reichlich Applaus und Zurufen vom bisher noch sehr überschaubaren Publikum verabschiedet wurden. Die Uhr zeigte zu diesem Zeitpunkt 19:55 Uhr an und somit fünf Minuten vor dem, laut Internetseite des Cafés, um 20:00 Uhr fallenden Startschuss. Leicht verärgert, jedoch in gespannter Erwartung auf die beiden noch ausstehenden Shows, hieß es nun die folgende Umbaupause abzuwarten.

Statt den erwarteten ORCHID bestiegen nun jedoch LORC VICAR die Bühne, um mit ihrem Auftritt den zweiten musikalischen Beitrag des Abends abzuliefern. Dieser wurde auch sogleich ohne Umschweife mit dem Song „Becoming One With The Spirit Of The Forest“ von der 2008 erschienenen 7“ EP THE DEMON OF FREEDOM begonnen. Vor dicht gedrängtem Publikum ackerte sich das Quartett nun spielfreudig und sichtlich gut gelaunt durch sein knapp einstündiges Set. Akrobatisch mit den Armen wedelnd steuerte „Lord Chritus“ den zähen Gitarrenriffs und wummernden Bassläufen seinen markanten Gesang bei, während „Peter Vicar“ wilde Grimassen ziehend immer wieder die geballte Faust gen Raumdecke streckte. Tatkräftige Unterstützung erhielten LORD VICAR von den begeisterten Zuschauern, die Textzeilen wie “King Of The Dead“ des Songs „The Last Of The Templars“ immer wieder laut mitsangen und nicht ordentlich Schwung in die gut gefüllten Räumlichkeiten brachten. Neben dem bereits bekannten Material wurde von Bassist Jussi, der sich die meiste Zeit hinter seinem enormen Bart und den zotteligen Haarsträhnen versteckt hielt, auch der Song „As Hearses Roll By“ angekündigt, der auf der frisch veröffentlichten Split-LP mit REVELATION enthalten ist. Gegen 21:20 Uhr beendeten die Finnen ihren mehr als gelungenen Gig schließlich mit „The Funeral Pyre“ und hinterließen viele zufriedene Gesichter. Doch während der Rest der Truppe sich seinen Weg durch die Menge in den Backstagebereich bahnte, ergriff „Peter“ das Mikro und begann mit sinnlicher Leidenschaft das aus der P.A. schallende „We’ll Meet Again“, interpretiert von Johnny Cash, mitzusingen und dabei verführerisch Handküsse zu verteilen, die mit Beifallsrufen und stürmischem Applaus entgegen genommen wurden.

Setlist LORD VICAR:

Becoming One With The Spirit Of The Forest

Signs Of Osiris Slain

The Last Of The Templars

The Sinking City

As Hearses Roll By

Born Of A Jackal

The Funeral Pyre

Die bereits enorm angeheizte Stimmung, für die LORD VICAR während ihres Auftrittes gesorgt hatten, konnte nun Anschluss doch tatsächlich noch von den U.S.-Doomstern ORCHID überboten werden. Unter den ersten Jubelzurufen bestieg die Gruppe breit grinsend die Bretter und feuerte mit „Son Of Misery/No One Makes A Sound“ sofort eine doppelte Salve ins das feiernde Publikum. Mit viel Bewegung auf der Bühne spielten sich ORCHID durch ihre beiden Veröffentlichungen THROUGH THE DEVIL’S DOORWAY und CAPRICORN, deren rockige Doomhymnen auf enorme Begeisterung bei den bayrischen Zuschauern stieß. Mit Stücken wie „Capricorn“ oder „The Eyes Behind The Wall“ erinnerte die Formation nicht nur musikalisch erstaunlich an das Quartett Iommi, Osbourne, Butler, Ward. Auch optisch wurde hier reichlich BLACK SABBATH Feeling versprüht, nicht zuletzt auf Grund der Bühnenperfomance von Vocalist Theo Mindell, der nicht wenig Ähnlichkeit mit Großmeister „Ozzy“ in jungen Jahren vorweisen kann. Böse Zungen mögen ORCHID nachsagen nur eine schlechte Kopie des Originals zu sein, ohne den wahren Charme der 70er Jahre zu erreichen. Fakt ist jedoch, dass die US-Amerikaner an diesem Abend im „Café Cairo“ mit tollen Songs für beste Unterhaltung gesorgt haben und dabei mit ihrer natürlichen und offenen Art zudem reichlich Sympathiepunkte sammeln konnten.

Trotz des verpassten Auftrittes von SIGIRYA konnte der Trip nach Würzburg vollkommen zufrieden stellen. Die grandiosen Shows von LORD VICAR und ORCHID waren jeden Cent des Eintrittspreises von 15€ an der Abendkasse (12€ im Vorverkauf) wert. Wem sich die Gelegenheit bieten sollte, eine dieser beiden Kapellen einmal live zu erleben, sollte diese Chance ohne zu zögern wahr nehmen.

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