Amber Tears – Key To December
Ein Schrei nach Innovation und Entwicklung durchdringt die Szene, weithin hörbar für unzählige Heerscharen musikalischer Gruppierungen. Die Reaktionen auf diese Forderungen fallen erwartungsgemäß mannigfaltig aus und bewegen zwischen Zuständen der totalen Ignoranz und der Kenntnisnahme, die sowohl mit einer völligen Zustimmung, als auch mit einer gänzlichen Gleichgültigkeit behaftet sein kann. Die Anzahl derjenigen Musiker, die diesen Ruf jedoch bejahenden erhören und dem unsicheren und beschwerlichen Pfad ins Ungewisse folgen ist schwindend gering.
Die aus Russland stammende Formation AMBER TEARS jedoch hat diesen Schritt gewagt und präsentiert mit „Ключ К Декабрю“ (KEY TO DECEMBER) bereits das zweite Album unter der Genrebezeichnung Folk / Doom Metal. Zugegeben, ein Patent wird das Sextett mit ihrem Schaffen nicht erwerben können, musizieren Bands wie PRIMORDIAL doch schon seit geraumer Zeit in derartigen Gefilden, wenngleich die Schwerpunktlegung hier eine andere ist.
Eine exakte Vorstellung, wie die Darbietung eine folkig angehauchten Doom Metal Band zu klingen hat, konnte sich bisher noch nicht manifestieren. Auf das aus Keyboarklängen und diversen Naturgeräuschen aufgebaute Intro kann so weder mit Überraschung, noch Ernüchterung reagiert werden. Ein vages Bild der folgenden 40 Minuten projiziert sich jedoch bereits nach den ersten Takten von „Beskonechnost’ Seryh Dnej“ im Kopf des Hörers. Eine verschneite Landschaft in der langsame Gitarrenriffs und sanfte Melodien den Marsch eines Wanderers begleiten und vorbei an dunklen Wäldern und majestätischen Bergmassiven führen erscheint vor dem inneren Auge. Unaufhörlich fallen dicke Schneeflocken zu Boden und bedecken die frischen Fußspuren, als hätten sie nie existiert. So idyllisch dieser Anblick auch erscheinen mag, liegt doch genau hier auch der Schwachpunkt von „Ключ К Декабрю“. Die Spannung des Werkes kommt über das leise Rieseln nicht hinaus, sodass ein Schneesturm mit eisiger Gewalt und bedrohlichen Momenten vergebens, zum Horizont blickend, erwartet wird. Ohne Zweifel wird das Material handwerklich einwandfrei vorgetragen und kann mit schönen Momenten glänzen, in denen Akustikgitarren für die folkigen Passagen der Stücke sorgen. Auch der kantige russische Gesang verleiht den acht Kompositionen einen charismatischen Charakter. Wirklich fesselnd ist das Produkt aus melancholischen Gitarrenmelodien und dezenter Tastenarbeit in zumeist gleichbleibenden Tempo letztendlich jedoch nicht.
Zu brav und zu vorhersehbar zeigen sich AMBER TEARS auf diesem Album, als dass sie wirklich beeindrucken könnten. Weitere Beachtung sollte der Band allerdings dennoch zukommen. Die Russen lassen deutliches Potential in den Stücken erkennen, an dessen genauer Anwendung es bislang lediglich mangelt. Mit etwas Geschick kann die nächste Veröffentlichung aus dem Hause AMBER TEARS womöglich bereits Fortschritte verzeichnen.