Count Raven – The Sixth Storm

Braucht eine Kapelle aus dem Sektor des Doom Metals mal wieder etwas länger, um ein neues Album zu veröffentlichen, wird gerne augenzwinkernd angemerkt, dass in diesen Kreisen eben nicht nur die Songs, sondern auch die verantwortlichen Protagonisten etwas langsamer sind, als anderswo. Nun, dies mag sicherlich oft zutreffen und dennoch sind zwölf Jahre sogar für dieses eigenwillige Genre eine verdammt lange Zeit und genau so lange ist es nunmal her, dass mit „MAMMONS WAR“ der letzte Langspieler von COUNT RAVEN erschien, auf den noch eine Splitveröffentlichung mit GRIFTEGÅRD folgte und dann eine ausgedehnte Funkstille. Umso erfreulicher war daher natürlich die diesjährige Ankündigung von I Hate Records, dass mit „THE SIXTH STORM“ endlich ein frisches Werk des schwedischen Trios erscheinen wird.

Trotz aller Freude über die unverhoffte Rückkehr, stellt sich natürlich die Frage, ob es den drei Schweden gelingen wird, an die alten Glanztaten anzuknüpfen und immerhin erinnern sowohl Artwork, als auch Titel des neuen Albums an die ersten Werke. Da wäre es natürlich auch schön gewesen, wieder Tommy „Wilbur“ Eriksson am Bass zu hören, der tatsächlich vor zehn Jahren wieder zurückkehrte, allerdings leider nicht allzu lange blieb. Mittlerweile bedient den Tieftöner mit Samuel Cornelsen von GOATESS ein neuer Kollege, der auf „THE SIXTH STORM“ nun endlich seinen Einstand geben kann.

Statt mit bedrückender Schwere, beginnt „THE SIXTH STORM“ mit einem rhythmisch stampfenden Midtempo samt coolen Riffs, die sofort zum beschwingten Kopfnicken animieren und ordentlich Laune machen. Neben der heftig rockenden Instrumentalfraktion sind es natürlich die nach wie vor wie nach Ozzy höchstpersönlich klingenden Vocals, die wunderbar ins Ohr gehen und spätestens nach dem lässig ausgrufenen „Guitar, speak!“ vor dem entsprechenden Solo ist der erste Zugang zur Platte gefunden. Zwar wirkt der Übergang in die doomige zweite Hälfte von „Blood Pope“ etwas holprig, doch überzeugen die an die allmächtigen Pionieren aus Birmingham erinnernden Gitarren trotzdem. Etwas zäher und bedächtiger gehen COUNT RAVEN danach dann in „The Curse“ mit walzenden Riffs ans Werk, die stets von einer leichten Lethargie begleitet scheinen. Dabei steht der düstere Song aber weitestgehend für sich, alleine, weisen die übrigen Titel fast alle ein kraftvolleres und dynamischeres Songwriting auf und so schlagen etwa „The Nephilims“ oder „Oden“ mit seinen kernigen Strukturen und dem fetzigen letzten Drittel eher in die Kerbe des Openers. Lediglich in „Baltic Storm“ regiert noch durch und durch schleppender Doom Metal, dessen finstere Stimmung durch den dezenten Einsatz von Keyboards im Refrain angenehm verstärkt wird. Während übrigens die abschließende Kompositionen aus Klavier und Synthesizern namens „Goodbye“ keine richtige Stimmung aufkommen lassen will und eher nervig wirkt, ist mit „Heaven’s Door“ eine tolle Ballade gelungen, die in Aufbau und Stilistik stark an „Mammons War“ anknüpft und mit ihren minimalistischen Mitteln überzeugt.

Klar, viele der Arrangements auf „THE SIXTH STORM“ erinnern mehr oder weniger stark an BLACK SABBATH und dies nicht nur auf Grund des Gesangs. Dies war jedoch schon früher der Fall und überrascht daher nicht weiter, zumal die neun Stücke immer noch ihren eigenen Charakter haben. Kritischer zu sehen ist es da schon, dass die Platte mit ihrer 73-minütigen Laufzeit etwas zu sehr ausufert und damit leider einige Längen mitbringt. In ausnahmslos allen Titeln hat Dan Fondelius enorm viel zu erzählen, sodass die Strophen zuweilen kein Ende nehmen wollen, wodurch sich wiederum ständige Wiederholungen ergeben. Etwas weniger wäre hier definitiv von Vorteil gewesen, hätte „THE SIXTH STORM“ doch zweifelsohne auch kompakter noch ausreichend Freude bereitet.

Dennoch legen COUNT RAVEN mit ihrem sechsten Langspieler eine wirklich starke Platte vor, die sicherlich kein Meisterwerk des Genres geworden ist, aber trotz kleinerer Schwächen wunderbar kauzigen Doom Metal bietet, ganz so, wie es von den drei Nordlichtern zu erwarten gewesen ist. Die lange Abstinenz ist „THE SIXTH STORM“ in keinster Weise anzuhören. Sollte es sich um die letzte Veröffentlichung von Dan Fondelius und seinen beiden Mitstreitern handeln, was ja nun nicht so ganz unwahrscheinlich ist so würde das Album zumindest einen stilvollen Abgang darstellen.

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