Iskandr – Vergezicht

23. Oktober 2021
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Zwar können die Niederlande mit INFINITY, FUNERAL WINDS, LUGUBRE und selbstverständlich URFAUST schon seit vielen Jahren einige namhafte Kapellen aus dem schwarzmetallischen Genre vorweisen, doch erlebt die dortige Szene erst in der letzten Zeit einen wahren Aufschwung, machen doch bislang eher als Geheimtipp geltende Formationen wie TURIA, SOLAR TEMPLE oder FLUISTERAARS plötzlich mit enorm starken Platten auf sich aufmerksam und liefern frische Impulse. Als eine weitere Band, die sich aus zwei Mitgliedern der zuvor genannten Formationen zusammensetzt, konnten ISKANDR nach vier eher wenig beachteten Veröffentlichungen nun ebenfalls einen begehrten Vertrag bei Eisenwald ergattern und mit „VERGEZICHT“ einen neuen Langspieler vorlegen.

Schlagen die genannten Kollegen aus Nijmegen und dem weiteren Umland, die übrigens durch die Bank weg ebenfalls bei Eisenwald beheimatet sind, musikalisch in ihre jeweils ganz eigene Kerbe, ohne allzu starke Parallelen untereinander aufzuweisen, haben auch ISKANDR ihren individuellen Klang gefunden. Dieser lässt sich als atmosphärischer Black Metal bezeichnen, was natürlich auch auf die weiteren Projekte von M. Koops und Omar K. zutrifft. Dennoch bedient sich „VERGEZICHT“ anderer Elemente, zu denen neben den harschen Growls in einigen Passagen mystische Chöre zählen, die den getragenen Momenten von „Gezag“ oder „Gewesten der tijd“ eine erhabene Epik verleihen. Insgesamt sind ISKANDR in vielen Tracks vorwiegend im schleppenden Tempo unterwegs, die mit schwerem Riffing und sehr pointierten Drums eher auf stimmungsvolle Schwere, denn auf finstere Raserei setzen. Es genügt im Prinzip schon, sich „Bloeddraad“ anzuhören um sich davon zu überzeugen, dass dieses einfache Konzept hervorragend aufgeht, sind es hier verzweifelte Schreie über zähen Gitarrenarrangements, die bis zur letzten Sekunden fesseln. Interessanterweise lässt sich sogar eine treibende Doublebase in dieses zähen Strukturen integrieren, ohne dass diese ihre anmutige Behäbigkeit verlieren.

Neben dieser atmosphärischer Komponente des Albums, die weiterhin noch von hell klingende Akustikgitarren ergänzt wird, die sich
in „Baken“ mit dem heiseren Krächzen von Raben vereinen, vergessen ISKANDR natürlich nicht, den sechs Kompositionen hier und da die nötige Härte einzuverleiben, die ganz traditionell mit klirrenden Tremolos und einem polternden Rhythmus erzeugt wird. Dennoch besteht hier nie der Anspruch, sich in typisch schwarzer Raserei zu verlieren, stellen die harschen Momente stets nur kurze, jedoch sehr intensive Ausbrüche dar, bevor sich erneut die gewohnte Magie über die Titel legt. Zudem schwingt zwischen den Takten immer eine gewisse Kauzigkeit mit, die „VERGEZICHT“ sehr sympathisch macht, selbst wenn ISKANDR keine komplett neuen Klangwelt offenbaren.

Es ist definitiv ein sehr eigenständiger Sound, den ISKANDR für ihrem dritten Langspieler gefunden haben, wobei die eingangs erwähnte Bezeichnung des Materials als atmosphärischer Black Metal eventuell irreführend sein kann. Denn im Vergleich zu anderen Formationen, die eben dieser Sparte zugeordnet werden, bedienen sich die beiden Niederländer auf „VERGEZICHT“ weder flächiger Keyboardteppiche, noch zeigen sich die teils mehr als 10-minütigen Stücke von majestätischen Leads durchwirkt. Dennoch funktioniert die Platte auf ihre Weise ganz hervorragend, ist der Zugang zu dieser erst ein Mal gefunden worden. Damit dies gelingt, muss jedoch zwingend ein wenig Zeit investiert werden.

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