Ea – Gott des Urmeeres und der Wissenschaft, Beschützer der Menschen und Gatte der Kubaba. Gemäß einer jahrtausenden alten Überlieferung der untergegangenen Hochkultur Babylons zeugte er, mit der summerischen Gottheit Enki verschmolzen, den babylonischen Stadtgott Marduk, der schließlich der Hauptgott des Volkes am Euphrat werden sollte.
Unvergessen sind die Mythen und Geschichten einer Zeit, an die heute noch fast zu Staub verfallene Ruinen und in Tontafeln getriebene Keilschriften erinnern. So liefern die zahlreich angebeteten Götter jener Tage Inspiration für Gruppierungen und Musiker der vornehmlich extremen Metal-Szene, die sich deren Namen, wie beispielsweise Marduk, Nergal oder Tiamat zu eigen machen. Auch der Gott Ea steht dieser Tage erneut Pate für den Langspieler einer russischen Funeral Doom Metal Truppe, die nicht nur sich selbst, sondern auch ihr nunmehr viertes Full-Length Album sowie die einzig darauf enthaltene Komposition auf eben jenen Namen “Ea“ getauft hat.
Während der knapp dreiviertelstündigen Spielzeit des Stückes erschaffen EA auf ihrem gleichnamigen Werk ein episches Monument, welches mächtig und bedrückend aus den dunkelsten Untiefen emporragt und die sakralen Schriftstücke von einstigen Kulturen in einer toten Sprache huldigt. Zunächst eröffnet von den kargen Klängen eines Pianos steigert sich “Ea“ zügig zu einem heftigen Donnergrollen samt tiefer gestimmter Saitenfraktion und wummerndem Schlagzeug. Einer häufigen Variation unterliegt hierbei die Intensität der Instrumentalarbeit, die immer wieder auf ein Minimum gedrosselt wird. Zeigt sich das Klangbild zuweilen von einer knackigen Doublebase dominiert, über der herrlich düstere Gitarrenmelodien schweben, sorgen an anderer Stelle lediglich einsame Snareschläge für den Rhythmus, an dem sich die simple Akkordfolgen der Sechssaiter orientieren. Dennoch gehen EA insgesamt detailverliebt und abwechslungsreich ans Werk und erschaffen viele verschiedene Passagen, in denen jeweils die unterschiedlichsten Motive vorherrschend sind. Sphärische Synthesizerelemente, die melodische Saitenarbeit samt kernigen Leadspuren und sanft gezupften Arrangements sowie sporadisch eingestreute Growls lassen beständig wechselnde Klangbilder aufkommen und geben “Ea“ neue Impulse.
Erweisen sich die Gitarren als durchaus effektvoll in Szene gesetzt und verantwortlich für viele gelungene Momente, können die stellenweise etwas künstlich klingenden Keyboards nach einer gewissen Weile als störend empfunden werden. Zwar finden diese keine durchgängige Verwendung auf “EA“, dennoch würde der Platte ein nochmals verringerter Einsatz des Tasteninstrumentes durchaus gut zu Gesicht stehen.
Die Entscheidung “Ea“ als einen, knapp 48-minütigen Song auf die Lichtscheibe zu pressen, statt in Abschnitten portioniert mag sicherlich mit geteilter Meinung aufgenommen werden. Ungeachtet dessen stellt “EA“ ein intensives Werk mit sehr gelungener Atmosphäre dar, die durchaus zu fesseln weiß. Auf der Internetseite des Labels Solitude Productions kann das Stück in seiner vollen Länge angehört werden.