Endless Funeral – La Grande Silence
In erster Linie wurde Epictural Production vor mehr als zehn Jahren von „Raido“ gegründet, um die Werke seiner eigenen Projekte zu veröffentlichen. Nach und nach wurden jedoch weitere Bands unter Vertrag genommen, wobei diese meist trotzdem aus dem näheren Dunstkreis des französischen Musikers stammen und selbstverständlich vorwiegend für schwarzmetallische Klänge sorgen. Dies trifft zumindest auf ENDLESS FUNERAL zu, bei denen mit „E.z.K.“ ein ehemaliger Kollege von MALEVOLENTIA involviert ist. Es hat ziemlich lange gedauert, bis die beiden Herren aus Lyon ihr Erstlingswerk vorstellen konnten, existiert die Band doch schon ein volles Jahrzehnt. Trotzdem wurden für „LE GRAND SILENCE“ lediglich vier Tracks komponiert, wobei es diese auf Grund ihrer üppigen Dauer immerhin dennoch auf deutlich mehr als eine halbstündige Laufzeit bringen.
Bevor sich diese umfangreichen Klangwelten dem Hörer jedoch offen-baren, sind es einige von Loic Risse ruhig gesprochene Zeilen aus „Lumière natale“ von Pierre Gabriel, die „LE GRAND SILENCE“ zunächst eröffnen und zu späteren Zeitpunkten noch zwei weitere Male durchziehen. Diesen ästhetisch-poetischen Ansatz zum Auftakt, führt die Platte mit den eigentlichen Kompositionen in gleicher Weise fort, erweist sich nicht nur die Lyrik von Thomas Allam als anspruchsvoll verfasst, sondern ebenfalls das Songwriting, das sich nicht in typischen Klischees des Depressive Black Metals festfährt, sondern einen eher epischen Charakter erkennen lässt. Zwar bauen ENDLESS FUNERAL all ihre Strukuren letztendlich auf einem Fundament aus trister Melancholie auf, auf dem jedoch mit eingängigen Gitarren-harmonien ähnlich erhabene Riffs errichtet werden können, wie diese einst das eindringliche Schaffen von AUSTERE beherrschten. Dies bewirkt, dass sich der Hörer in „Les Promesses“ oder dem mehr als 10-minütigen Titeltrack in einer endlose Weite wiederfindet, in der er trotz eines negativen Grundtenors eine vertrautes Gefühl inniger Sehnsucht verspürt. Denn statt sich in lebensverneinend dahinsiechenden Riffs zu verlieren, setzen ENDLESS FUNERAL auf einen kraftvollen Sound, der neben vereinzelten Einschüben sphärischen Synthesizern etwa auch eine donnernde Doublebase bereithält und „LE GRAND SILENCE“ mit verschiedenen Akzenten würzt. Hierzu zählt ebenfalls der mehrminütige Ausflug in klassische Gefilde, die Jérémie Kublet mit seiner Akustikgitarre in „Souvenirs et cendres“ unternimmt, bevor die anmutige Eleganz der gezupften Klänge von schwarzmetallischer Raserei zerrissen wird. Es lässt sich sicherlich darüber streiten, ob dieser Einschub einer völlig gegensätzliche musikalische Sparte nun tatsächlich derart ausgiebig hätte zelebriert werden müssen, doch unbestreitbar ist, dass dieses handwerklich sauber dargebotene Intermezzo aufhorchen lässt. Doch nicht nur auf instrumentaler Ebene setzen ENDLESS FUNERAL auf Variation, wechseln ebenso die düsteren Vocals zwischen rauen Growls und hysterischen Schreien und passen sich somit der momentan vorherrschenden Stimmung an.
Nicht nur für reine Genreliebhaber dürfte „LE GRAND SILENCE“ ein durchaus interessantes Hörerlebnis darstellen, verzichtet das französische Gespann darauf, in rührigem Selbstmitleid zu versinken und kredenzt stattdessen raue Songs mit atmosphärischen, teils gar postigen Elementen, die abseits der schon erwähnten australischen Kollegen in ihrer Grundausrichtung stellenweise an DRUDKH erinnern. Die etwas höhenlastige, aber klare Produktion rundet das Debüt von ENDLESS FUNERAL sauber ab, sodass an dieser Stelle eine klare Empfehlung zum Antesten gegeben werden kann.