Enthroned – Cold Black Suns

ENTHRONED melden sich dieser Tage nach 5-jähriger Abstinenz mit einem neuen Langspieler namens “COLD BLACK SUNS“ zurück und beenden damit die bisher längste Wartezeit zwischen zwei Alben in der gesamten Bandgeschichte, die immerhin schon mehr als ein Vierteljahrhundert zurückreicht. In all diesen Jahren hatten die belgischen Satansverehrer stetig mit erheblichen Personalwechseln zu kämpfen und auch seit der Veröffentlichung des letzten Werkes hat sich das Besetzungs-karussell wieder eifrig gedreht, dankten mit “Phorgath“ und “ZarZax“ gleich zwei Kollegen ab, die im vergangenen Jahr mit frischem Blut ersetzt werden mussten. Trotzdem gelang es der Truppe ihr bereits elftes Studioalbum fertigzustellen, für das mit Season Of Mist eine neue und namhafte Heimat gefunden wurde.

Es lässt sich fast schon sagen, dass damit alle wesentlichen Veränderungen bei ENTHRONED kompakt zusammengefasst wurden, denn rein kompositorisch bleiben “Nornagest“ und seine Schergen bewährten Strukturen treu und nur wenige neue Motive finden ihren Weg in die neun Tracks des aktuellen Outputs. Wurde noch mit “SOUVEREIGNS“ eine deutliche Kurskorrektur, weg vom noch auf “TERTA KARCIST“ und “PENTAGRAMMATON“ exzessiv zelebrierten schwarzmetallischen Gepolter samt tosenden Blasts und messerscharfen Riffattacken hin zu eher atmosphärisch dichten Stücken mit okkultem Charakter gelegt, ist es eben diese Richtung, die mit “COLD BLACK SUNS“ beibehalten und nur dezent modifiziert wird. Dabei wird die Platte nach einem stimmungsvollen, wenn auch wenig pointierten Instrumentalsong mit “Hosanna Satana“ von einem ebenso kurzen, wie brachialen Hassbolzen eröffnet, der nicht nur lyrisch an die frühen Tage der Formation anknüpft und einen ziemlichen Kontrast zu all dem darstellt, was den Hörer in den noch kommenden Stücken erwartet. Denn schon im nachfolgenden “Oneiros“ drosseln ENTHRONED die Geschwindigkeit drastisch und wechseln in eine finstere Atmosphäre voller hallunterlegter Leads, geheimnivoller Chorgesänge und mystischer Synthesizer. Lediglich in “Smoking Mirror“ und “Vapula Omega“ nimmt die Platte mit einer klackernden Doublebase noch einmal richtig Fahrt auf, während sich der Rest von “COLD BLACK SUNS“ zumeist dem soeben gehörten Midtempo hingibt, das in “Aghoria“ entsprechend seiner religiösen Thematik nur mit gesprochener Lyrik schon sehr rituelle Züge annimmt und im 9-minütigen “Son Of Man“ mit wahrhaft eindringlichen Riffs seinen Höhepunkt findet.

Natürlich ist “COLD BLACK SUNS“ nicht alleine nur schleppend, finden sich in den Tracks vereinzelt immer wieder Momente, in denen es dynamischer und kraftvoller zugeht, doch ist die pure Raserei tatsächlich auf “Hosanna Satana“ beschränkt, wohingegen die übrigen Ausbrüche in rohere Gefilde lediglich als aufblitzende Akzente in einem Werk zu sehen sind, das mehr Inhalt transportieren möchte und nicht die eindimensionale Vergangenheit seiner Vorgänger fortsetzt. Dies spiegelt sich ebenfalls in der abwechslungsreicheren Lyrik wieder, in der zwar oft genug traditionell dem Leibhaftigen gehuldigt wird, die sich aber auch mit griechischer Mythologie und hinduistischer Askese auseinandersetzt.

Krankten die letzten paar Langspieler von ENTHRONED stets daran, dass es den meisten Kompositionen an wirklichem Wiedererkennungswert mangelte, macht auch das vorliegende Album hier leider keine komplette Ausnahme. Zweifelsohne liefert die Truppe einige hochwertige und intensive Songs ab, die über weite Strecken mit facettenreichen Strukturen überzeugen können, von denen nach mehreren Hördurchläufen aber trotzdem nicht viele Details im Gedächtnis hängen bleibt. Es fehlt eine gewisse Eingängigkeit, die ENTHRONED einfach nicht gelingen will, fallen Stücke wie “Silent Redemption“ und “Beyond Human Greed“ trotz durchdachter Arrangements etwas zu ereignislos aus und können den Hörer nicht dauerhaft packen. Wie eigentlich fast immer, wäre bei den vorhandenen Ideen ein wenig mehr drin gewesen. Ein ordentliches Werk ist “COLD BLACK SUNS“ dennoch geworden, das zwar am Ende des Jahres keinen Platz auf dem Podest ergattern können wird, aber einmal mehr die Beständigkeit und Entschlossenheit einer standhaften Band unter Beweis stellt.

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