Eucharist – I Am The Void

17. Juli 2022
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Hin und wieder erscheinen ganz überraschend Alben, mit deren Veröffentlichung wohl kaum jemand tatsächlich noch gerechnet hätte. Hierzu gehört etwa die kürzlich von Helter Skelter Productions auf den Markt gebrachte dritte Platte von EUCHARIST aus dem schwedischen Halland. Nachdem die Truppe in den 90er Jahren mit zwei Langspielern relativ große Erfolge feiern konnte, löste sie sich schließlich zum wiederholten Male auf und verschwand sang- und klanglos in der Versenkung. Erst rund zwei Dekaden später wurde eine Reunion im originalen Line-Up für eine exklusive Show angekündigt. Dass auf dieses Konzert sieben Jahre später neues Material folgt, ist schon eine kleine Sensation.

Es muss allerdings erwähnt werden, dass sich Tobias Bernström und Daniel Erlandsson nach ihrem kurzzeitigen Comeback vor einiger Zeit mittlerweile schon wieder verabschiedet haben, sodass Markus Johnsson alleine für das Songwriting der zwölf frischen Tracks von „I AM THE VOID“ verantwortlich ist. Lediglich an den Drums wurde er von Simon Schilling von MARDUK unterstützt. Was kann nun von einem Album erwartet werden, das ein langes Vierteljahrhundert nach seinem direkten Vorgänger erscheint? Wohl eher nicht, dass es stilistisch nahtlos an das damalige Schaffen anknüpft, was im Fall von EUCHARIST wohl nur zur Enttäuschung führen würde. Nein, einen völlig neuen Ansatz wählt Markus Johnsson zwar auch nicht, aber während früher melodischer Death Metal gespielt wurde, erklingt heutzutage vielmehr melodischer Black Metal. Dies soll bedeuten, dass all die epischen Leads zwar weiterhin vorhanden sind, nur eben in ein deutlich düsteres Grundgerüst einbettet wurden. Dies ist grundsätzlich nicht verkehrt und gleich zu Beginn wird mit „Shadows“ und „A Vast Land Of Eternal Night“ ein starker Einstieg mit sehr atmosphärischen Tracks geboten, die umgehend an die gute alte Zeit erinnern, in der von DISSECTION, DAWN oder SACRAMENTUM ein Klassiker nach dem anderen dieser Art erschien.

Leider kann „I AM THE VOID“ jedoch nicht wirklich mit diesen legendären Werken mithalten, wobei es eher weniger problematisch ist, dass EUCHARIST nach all den vielen Jahren im Grund keinerlei neuen Ideen einbringen können und eben genauso klingen, wie die erwähnten Kollegen zu ihren Hochzeiten. Stattdessen gelingt es dem internationalen Duo nicht, dass hohe Level der ersten beiden Songs auf Dauer zu halten, selbst wenn „In The Blaze Of The Blood Red Moon“ oder der hymnische Titeltrack wieder ordentliche Riffs und tolle Melodien mit sich bringen. Dafür jedoch wollen die rockigen Anätze in „Mistress Of Nightmares“ nicht so recht ins düstere Konzept passen und anderen Nummern gelingt es schlichtweg nicht zu überzeugen, fehlen sowohl der nötige Biss, als auch die dunkle Magie leider vollständig. Hinzu kommt, dass die Platte mit ihrer fast 80-minütigen Spielzeit einfach zu viel lang ausfällt, da viele Passagen deutlich zu sehr in die Länge gezogen werden. Somit könnte „I AM THE VOID“ vielleicht ein packendes Album sein, wenn es etwas kompakter ausgefallen wäre und nur die wirklich eingängigen Tracks beinhalten würde.

Zwar ist es schön zu sehen, dass es einen alten Recken nach vielen Jahren der Abstinenz doch noch einmal in den Fingern juckt und dieser eine neue Platte praktisch im völligen Alleingang aufnimmt, doch angesichts der früheren Taten, ist das Resultat in Form von „I AM THE VOID“ letztendlich etwas ernüchternd. Trotz einiger guter Ideen und deren handwerklich einwandfreier Umsetzung will die Platte nicht so ganz zünden. Doch dieses Fazit sollte Liebhaber des skandinavischen Melodic Black Metals nicht davon abhalten, die aktuelle Inkarnation von EUCHARIST nicht doch mal anzutesten, denn ein paar tolle Songs lassen sich wie gesagt schon finden. Es darf nur eben nicht erwartet werden, dass der Glanz der 90er Jahre erneut aufflammt.

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