Ferriterium – Calvaire

4. Februar 2021
By

Etwas ungewohnt war es schon, im vergangenen Jahr kein neues Werk von „Raido“ in den Händen zu halten, veröffentlichte der fleißige Franzose in den sechs Jahren zuvor jeweils mindestens einen neuen Langspieler mit einer seiner insgesamt vier Formationen, zu denen KARNE, HEIMSGARD und MALEVOLENTIA gehören. Auf neues Material dieser Bands muss allerdings vorerst weiter ver-zichtet werden, stand in den letzten Monaten offenbar lediglich FERRITERIUM und somit das einzige Soloprojekt von „Raido“ in dessen Fokus, sodass nach fast anderthalb Jahre nun der mancherorts innig herbeigesehnte Nachfolger zu „LE DERNIER LIVRE“ vorliegt.

Zwar konnten bereits die bisherigen Alben des französischen Multi-instrumentalisten in ihrer unterschiedlichen schwarzmetallischen Ausprägungen ordentlich Lob ernten, doch mit „CALVAIRE“ legt dieser sein bislang mit Abstand stärkstes und eindrucksvollstes Material vor, dessen gehobene Klasse trotz der langjährigen Vorgeschichte des Protagonisten doch überrascht. Die vier epischen Kompositionen mit ausufernden Spielzeiten von bis zu zwölf Minuten, erweisen sich als bis in kleinste Detail durchdacht und perfekt strukturiert, ohne dabei einen rohen und kantigen Charakter zu entbehren. Trotz aller technischer Versiertheit des anspruchsvollen Songwritings, steht FERRITERIUM nach wie vor für traditionsbewussten Black Metal, der allerdings nicht darauf angewiesen ist, eingestaubte Ideale früherer Tage wiederzubeleben. Dies bedeutet keinesfalls, dass in den Songs nicht hier und da deren Wurzeln anklingen, muten das harsche geradlinige Riffing stellenweise deutlich polnisch an, während einige melodische Ausschmückungen offensichtlich von einschlägigen schwedischen Kollegen inspiriert wurden.

Trotz dieser gelegentlichen Reminiszenzen bewahrt sich „CALVAIRE“ jedoch einen weitestgehend eigenständigen Charakter, wobei die französisch gehaltenen Vocals diesen Eindruck nochmals verstärken können. Die angenehm variablen Growls von „Raido“ fügen sich hervorragend in die temporeichen Strukturen ein und verschmelzen mit dem vor Energie schier berstenden Instrumentalgefüge zu einer mächtigen Einheit. Dabei steht die Platte für mehr als temperamentvolle Raserei, dringt beispielsweise „L’Opéra de Géhenne“ mit seinen stampfenden Rhythmen voller stürmischer Leads tief in atmosphärische Gefilde vor und „L’Apogée du Martyr“ bereitet dem Rundling mit seinen durchdringenden Tremolos ein nahezu hymnisches Finale.

Zweifelsohne hat es sich für „Raido“ ausgezahlt, sich etwas mehr Zeit für die Fertigstellung seines dritten Albums zu lassen und seine übrigen Bands vorerst hinten anzustellen, erreicht FERRITERIUM mit dem vorliegenden Werk ein völlig neues Level. Bis hin zur kraftvollen Produktion und dem ästhetischen Artwork von Sophie Turbé ist „CALVAIRE“ ein in sich stimmiges Werk, das hoffentlich die verdiente Beachtung in der Szene finden wird.

Homepage

Tags: , , ,

Comments are closed.