Gateway – Boundless Torture

10. Oktober 2018
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Nur selten war die Menschheit wohl derart einfallsreich, wie beim Erfinden stets neuer Foltermethoden, die vom römischen Reich, über das finstere Mittelalter bis zur modernen Zeit nicht ausgefallen und qualvoll genug sein konnten, um dem Opfer das gewünschte Geständnis zu entlocken oder es einfach nur nach allen Regeln der blutigen Kunst zu Peinigen. Zugegeben, bei aller abartigen Perversion, die perfiden Folterinstrumenten wie der Judaswiege, der Kopfzwinge oder dem Sizilianischen Stier innen wohnt, ist es doch zweifelsohne interessant sich näher mit einer solchen Thematik auseinanderzusetzen, um in die tiefsten und dunkelsten Abgründe des menschlichen Wesens vordringen zu können. Somit ist es nicht verwunderlich, dass ein gewisser Robin van Oyen aus Brügge die Folter in all seinen mannigfaltigen Formen als inhaltliches Thema seines Soloprojektes namens GATEWAY aufgreift und dieses auf “BOUNDLESS TORTURE“ bereits zum wiederholten Male vertont.

Passend hierzu wird das Artwork der EP von einem Gemälde geziert, das die Szenerie einer Folter zeigt, bei der einer armen Seele eine vermutlich kochende Flüssigkeit wie Wasser, Öl oder Urin in den offenen Rachen geschüttet wird. Bereits ein kurzer Blick auf diese Darstellung dürfte bei den meisten Betrachtern umgehend ein sehr wohliges und behagliches Gefühl auslösen, sodass GATEWAY mit ihren vier Tracks nur noch die richtige musikalische Untermalung für diese Stimmung liefern müssen. Dies gelingt zu Beginn durchaus perfekt, wird “BOUNDLESS TORTURE“ von einem gregorianischen Choral eröffnet, der sofort lebendige Bilder eines grausamen Inquisitionsprozesses im Kopf des Hörers hervorruft. Was aber nach dieser kurzen Einleitung folgt, lässt sich nur schwer beschreiben. Im beiliegenden Promozettel werden die Kompositionen von Pulverised Records zwar als schwerer Doom/Death Metal beworben, doch ehrlich gesagt, sollte dieser Begriff eher Assoziationen mit Bands wie HOODED MENACE oder TEMPLE OF VOID hervorrufen und diese haben mit GATEWAY reichlich wenig gemeinsam. Vielmehr erinnern die sich monoton vorwärts schleppenden und von ultrazähen Schlagzeugrhythmen dominierten Songs an dunklen Funeral Doom Metal, der allerdings weder die epische Erhabenheit von EVOKEN, noch die mystische Aura von SHAPE OF DESPAIR vorweisen kann. Einzig mit kellertiefen Growls und heftig rauschenden Gitarren, die im Prinzip gar keine Riffs erkennen lassen und neben dem kernigen Bass als absolut zweitrangig eingestuft werden müssen, versucht Robin van Oyen eine beklemmende Atmosphäre zu erschaffen, erreicht damit allerdings nur, dass “BOUNDLESS TORTURE“ wie ein einziger und wenig abwechslungsreicher Track wirkt. Ein paar gelungene Stellen mit stimmungsvollen Leads oder intensiven Drums finden sich vereinzelt schon, allerdings reichen diese keinefalls aus, um die 22-minütige EP davor zu bewahren, absolut überflüssig zu sein.

Lediglich hartgesottene Liebhaber von SKEPTICISM oder NORTT können mal ein Ohr riskieren, doch streng genommen, gibt es auf “BOUNDLESS TORTURE“ wenig Substanz, die einen Kauf rechtfertigen würde. Somit ist GATEWAY eine ziemlich verzichtbare Formation, die mit den zahlreichen starken Kollegen in keinster Weise mithalten kann.

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