Gorgoroth – Instinctus Bestialis

Gorgoroth_InstinctusBestialis_frontEs ist mittlerweile fast sechs Jahre her, dass GORGOROTH mit dem klangvoll betitelten “QUANTOS POSSUNT AD SATANITATEM TRAHUNT“ ihren letzten regulären Langspieler auf den Markt geworfen haben. Konnten die Bergener mit diesem noch ziemlich gute Kritiken einfahren, machten sie in der hierauf folgenden Zeit dann allerdings hauptsächlich mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam. Wir erinnern uns an die vollkommen unnötige und misslungene Neuauflage von “UNDER THE SIGN OF HELL“ – die eingefleischte Fans der erste Stunde der Truppe wohl nie verzeihen werden – sowie an den plötzlichen Rauswurf des zurückgekehrten “Pest“, der offenbar wenig Interesse an einer Tour durch Lateinamerika hatte und somit kurzerhand durch “Hœst“ von TAAKE ersetzt wurde.

Somit wäre es für GORGOROTH durchaus wieder einmal an der Zeit, sich mit frischem Material einige der durch diese Aktionen verloren gegangenen Sympathiepunkte zurückzuerkämpfen. Dies soll nun mit der dieser Tage via Soulseller Records erscheinenden Platte namens “INSTINCTUS BESTIALIS“ geschehen. Auf dieser ist erstmalig auch der bereits vor rund drei Jahren als neuer Sänger der Band vorgestellte “Atterigner“ zu hören.

Erneut von Tomas Asklund in dessen Monolith Studio aufgenommen, offenbart “INSTINCTUS BESTIALIS“ ziemlich früh die gleichen klangtechnischen Schwächen wie sein Vorgänger, wurde Asklund doch schon im Zuge von “QUANTOS POSSUNT AD SATANITATEM TRAHUNT“ für seine sterilen und zu dünnen Drums kritisiert, die auch auf dem nun neunten Studioalbum der Norweger nicht so recht überzeugen wollen. Immerhin kommt dafür die Saitenfraktion umso kraftvoller daher, wie der knackige Opener “Radix Malorum“ ohne Umschweife verdeutlicht, erweisen sich die von einer ratternden Doublebass angetriebenen Leads im urtypischen Stil der Formation als ordentlich bissig, bevor im nachfolgenden “Dionysian Rite“ von dezenten Synthesizern unterlegte Riffwalzen düster und mächtig aus den heimischen Boxen kriechen. GORGOROTH gehen auch im weiteren Verlauf von “INSTINCTUS BESTIALIS“ derart abwechslungsreich ans Werk und so finden sich in pechschwarzen Hassbolzen wie “Awakening“ oder “Rage“ sowie auch dem wuchtig stampfenden “Burn His Light“ stets filigrane Soli, die, geschickt von Breaks in Szene gesetzt, für angenehme Auflockerungen sorgen und den Tracks einige besondere Akzente verleihen. Dies hängt allerdings auch mit der Tatsache zusammen, dass sich auf der Platte diverse Gastmusiker, wie Chris Cannella (AUTUMN’S END) oder Henrik Ekeroth (ex-DARK FUNERAL) verewigt haben, die dementsprechend ihren eigenen Stil in die Songs einfließen lassen. Doch auch “Infernus“ zeigt sich als Songwriter gereift und präsentiert etwa mit “Ad Omnipotens Aeterne Diabolus“ einen Track, der angesichts seines episch angehauchten Charakters und seiner harmonischen Melodiebögen für GORGOROTH eher untypisch ist. Insgesamt fällt “INSTINCTUS BESTIALIS“ deutlich dunkler und gemäßigter aus und bedient sich nur noch in seltenen Momenten der chaotischen Raserei der Frühwerke. Dies passt aber recht gut zum rauen Gesangsstil von “Atterigner“ mit seinen wesentlich tieferen Growls, die im Vergleich zu den infernalischen Vocals von “Pest“, “Ghaal“ oder “Hat“ allerdings eher unscheinbar wirken und diesen daher nicht das Wasser reichen können. Zumindest hinsichtlich der Lyrik steht der Serbe seinen Vorgängern mit dem inflationären Gebrauch von „Satan“ jedoch in nichts nach.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass “INSTINCTUS BESTIALIS“ trotz der teils schwachen Produktion und des etwas gewöhnungsbedürftigen Gesangs ein wirklich ordentliches Album mit einprägsamen Songs samt intelligenter Saitenarbeit geworden ist. Für Die-Hard Fans der ersten drei Werke werden sich GORGOROTH mittlerweile zwar sicher viel zu weit von ihren einstigen Wurzeln entfernt haben, doch wer “QUANTOS POSSUNT AD SATANITATEM TRAHUNT“ mochte, sollte sich auch das aktuelle Schaffen der Norweger zu Gemüte führen.

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