Ein wenig verspätet erfolgt an dieser Stelle eine Rezension zur vierten Platte von IN MOURNING aus Schweden, die schon im vergangenen Frühsommer via Agonia Records veröffentlicht wurde, jedoch unglücklicherweise im Stapel der zahlreichen Promos verloren ging. Obwohl also nicht mehr ganz aktuell, ist “AFTERGLOW“ dem ein oder anderen Leser möglicherweise trotzdem noch unbekannt, sodass die nachfolgenden Zeilen hoffentlich dennoch hier und da Anklang finden werden.
Ein erster Durchlauf des Albums offenbart recht schnell, dass die vom Label vorgenommene Kategorisierung des Materials als Doom/Death Metal nicht wirklich zutreffend ist beziehungsweise den abwechslunsgreichen Songs zumindest nicht in vollem Umfang gerecht wird. Sicherlich, in einigen der sieben Tracks geht es zuweilen recht schleppend zu, sodass sich in “The Grinning Mist“ oder “Ashen Crown“ kurzzeitig gewisse Parallelen zu schwedischen Kollegen wie OCTOBER TIDE oder DOOM:VS finden lassen, formen auf “AFTERGLOW“ zumindest passagenweise schwere Gitarrenriffs und dunkle Growls ein mächtiges Fundament, wenngleich die überlangen Tracks von IN MOURNING in ihrer Gesamtheit wesentlich komplexer und dynamischer arrangiert sind. Es ist ein dichtes Geflecht aus unterschiedlichsten Elementen, in dem die fünf Skandinavier spannungsgeladen zwischen verträumten Melodiebögen, kraftvollen Stakkatoriffs sowie filigraner Progressivität pendeln und somit ein wenig an frühe OPETH erinnern. Zwar verarbeitet die Gruppe in den einzelnen Songs unheimlich viele Ideen und nicht selten bringen die reichlich vorhandenen Breaks und Wechsel einen kompletten Stimmungsumschwung mit sich. Trotzdem wirkt “AFTERGLOW“ stets nachvollziehbar und in sich konsistent, wird hier doch keinesfalls nur eine willkürliche Aneinandereihung netter Spielereien dargeboten, sondern vielmehr ein anspruchsvolles Werk mit intelligent verflochtenen Motiven, die sich fernab der üblichen Genreklisches bewegen. Einzig die klaren Vocals von Tobias Netzell wirken letztlich ein wenig kitschig und wollen nicht recht zum übrigen Schaffen passen.
Insofern handelt es sich bei dem Material von IN MOURNING um progressiven und melodischen Death Metal, der sicherlich einige doomige Passagen mit sich bringt, jedoch ebenso gerne stürmisch und energiegeladen daherkommt. In jedem Fall ist “AFTERGLOW“ ein interessantes und anspruchsvolles Werk mit vielen verschiedenen Gesichtern.