Vor ein paar Jahren ins Leben gerufen, um schwarzmetallische Konzerte in Kaiserslautern zu veranstalten, ist Geisterasche Organisation mittlerweile ebenfalls als Vertrieb sowie Label aktiv und konnte bereits eine Handvoll heimischer Formationen unter Vertrag nehmen. Die zweite Veröffentlichung der fleißigen Pfälzer in diesem Frühjahr stammt von NEMESIS SOPOR aus Dresden, die mit “MMXL“ ihren dritten Langspieler seit 2008 präsentieren, für den die sächsischen Herren ein höchst interessantes lyrisches Konzept erarbeitet haben.
Es erzählt von der Entwicklung des Menschen, der sich in dunkler Urzeit zunächst Stein und Feuer zum Werkzeug machte, bis nach vielen Jahrtausenden elektrisches Licht und mächtige Maschinen folgten, mit denen die Erde unterworfen werden sollte. Sich selbst als Krone der Schöpfung betrachtend, will der Mensch nun selbst zum Schöpfer werden und kreiert im eitlen Wahn gottgleich eine künstliche Intelligenz, die ihren Erschaffer hierauf selbst vernichtet. Eine düstere Thematik, die schon früh in den unterschiedlichsten Formen in sowohl Literatur als auch Filmen aufgegriffen wurde und heute aktueller denn je ist.
Klangtechnisch wird diese apokalyptische Vision von NEMESIS SOPOR mit vielschichtigem Black Metal umgesetzt, der neben traditionellen Elementen ebenfalls einige Einflüsse aus dem Post-Rock enthält, die sich zu kontrastreichen und dynamischen Strukturen vereinigen. Es scheint zunächst fast so, als würde die Truppe ihr gesamtes Pulver im eröffnenden “Untertan“ verfeuern, einem viertelstündigen Epos mit donnernden Blasts und harschen Riffs, die sowohl von sehnsüchtigen Leads aufgelockert werden sowie im Mittelteil für ruhige Akustikgitarren und ein zartes Flüstern inne halten. NEMESIS SOPOR haben allerdings noch deutlich mehr zu bieten, sodass dieses hohe Niveau im weiteren Verlauf von “MMXL“ keinesfalls abfällt, sondern in allen der insgesamt sieben Tracks aufrecht erhalten werden kann. Somit geht es nach einem kurzen, instrumentalen Interlude mit andächtigen Melodiebögen namens “Saat“ ebenso energisch und abwechslungsreich weiter. Zwar werden in “Herrscher“ noch eher bedrückend doomige Töne angeschlagen, doch spätestens in “Despot“ und “Atarax“ kehrt die leidenschaftliche Ekstase des erhabenen Openers mit inbrünstiger Raserei und großartigen melodischen Facetten zurück. Dabei finden NEMESIS SOPOR stets eine ausgewogene Balance zwischen durchschlagender Härte und ruhigen Momenten der Besinnung, wie etwa im atmosphärischen Titeltrack, in dem fast vollständig auf Vocals verzichtet wird, obwohl diese sich in den übrigens Songs perfekt der vorherrschenden Stimmung anpassen und als bösartiges Keifen oder bedrohliches Grollen daherkommen.
Angesichts des interessanten Konzeptes des Albums ist es von Vorteil, dass der Gesang trotz aller Aggression fast immer verständlich ist, sodass die Lyrik in den einzelnen Songs mitverfolgt werden kann. Nicht zuletzt ist hierfür der kraftvolle und transparente Sound von Tore Stjerna aus seinem Necromorbus Studio in Schweden verantwortlich. Insofern ist das Werk in dieser Hinsicht ebenfalls bestens gelungen. Es mag zwar sein, dass sich NEMESIS SOPOR stilistisch nicht allzu sehr von anderen Bands des Genres abheben, jedoch sprechen dennoch ausreichend Gründe dafür, sich in einer ruhigen Stunde durchaus einmal intensiver mit “MMXL“ zu beschäftigen.