Vor wenigen Wochen starteten Defying Danger Records mit einer limitierten Vinylversion der aktuellen Platte von RAPTURE in ihre Thrash Offensive 2021, die dieser Tage mit der Veröffentlichung des neusten Albums von INFEST offiziell in die zweite Runde geht. Bereits seit beinahe zwei Dekaden treibt die serbische Gruppierung nun ihr Unwesen im europäischen Underground und legt ihren immerhin schon sechsten Langspieler vor, wobei es eigentlich grenzwertig ist, diesen Begriff für „PSYCHOSIS“ zu verwenden, fällt die Laufzeit des Rundlings nochmal kürzer aus, als auf all den vorherigen Werken und kratzt nicht einmal mehr an der halben Stunde.
Es dürfte jedoch schwer fallen, dies tatsächlich als wirklichen Schwachpunkt der Platte anzusehen, denn gleichwohl richten INFEST in dieser nur kurzen Zeit weit mehr Zerstörung an, als andere Formationen in einer ganzen Stunde. Dies ist der osteuropäischen Horde gelungen, indem sie die im Schnitt nicht einmal drei Minuten langen Tracks auf die wesentlichsten Elemente zusammengestutzt hat, trotzdem aber noch genug Substanz bietet, um eine angemessene Stimmung aufkommen zu lassen. Somit muss zwar auf ausgehnte Instrumentalpassagen mit technisch versierten Frickeleien auf den Sechssaitern verzichtet werden, doch finden sich natürlich ein paar deftige Gitarrensoli, die die harten Riffs zwischen Thrash und Death Metal auf verspielte Weise durchbrechen. Interessant ist dabei, dass in „The Last Cremation“ für dieses niemand geringerer als Robert Vigna von IMMOLATION verantwortlich ist, während Ross Dolan ein paar kellertiefe Gesangspuren beisteuert. Ebenfalls als Gastsänger mit dabei ist Igor Miladinović in „Hail Fire, Hail Death“ mit seinem grandiosen Klargesang im hymnischen Refrain, der recht unerwartet aus den Boxen schallt und beim ersten Hördurchlauf etwas eigenwillig wirkt, dem rasanten Titel letztendlich allerdings eine tolle Note verpasst.
Bei all der rabiaten Raserei, die im groovigen Refrain von „Nuclear Deaththrash“ zuweilen gar in punkigen Hardcore abdriftet, fehlt es dem Rundling doch nicht an melodischen Momenten. Zwar darf keine Ansammlung lieblicher Harmonien erwartet werden, doch in „Blood For Blood“ oder „Mental Warfare“ wartet die Saitenfraktion dennoch mit ein paar filigraneren Elementen auf, die sich im Refrain stimmig unter die rohen Growls von Zoran Sokolović legen. Es sind all diese kleinen Details, die „PSYCHOSIS“ abseits des ohnehin starken Songwritings zusätzlich aufwerten und dafür sorgen, dass es bis zum letzten Takt abwechslungsreich bleibt. Insgesamt preschen INFEST dennoch ziemlich brachial und zielstrebig nach vorne, sodass der noch kurz zuvor bestehende Bedarf an vertontem Hass nach den elf knappen, aber reichlich intensiven Stücken erst einmal gut gedeckt ist. Immerhin sehen INFEST ganz offensichtlich keinerlei Mehrwert in Kompositionen, in denen das Gaspedal nicht komplett durchgedrückt wird. So gesehen, stellt die eingangs erwähnte Dauer des Albums wirklich kein Problem dar.
Auf den Punkt gebracht, darf „PSYCHOSIS“ als ein kurzes und heftiges Werk mit feinstem Thrash Metal bezeichnet werden, der sich zwar am klassischen Sound orientiert, aber nicht davor zurückschreckt, auch mal über den Tellerrand zu schauen. Insofern haben INFEST abermals alles richtig gemacht und sich von Dan Swanö zudem noch eine amtliche Produktion verpassen lassen.