Kawir – Kydoimos

17. Februar 2024
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Liebhaber hellenischen Black Metals dürfen sich derzeit über eine ganze Reihe neuer Veröffentlichungen ihrer alten Helden freuen. Nachdem vor einigen Wochen zunächst VARATHRON einen neuen Langspieler präsentierten, legen demnächst ROTTING CHRIST ihr sage und schreibe vierzehntes Studioalbum vor und sogar noch ein wenig früher wird frisches Material von KAWIR zu bestaunen sein. Für die aus der griechischen Hauptstadt stammende Truppe, die im vergangenen Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiern konnte, ist es die erste vollwertige Platte seit fünf Jahren, die in diesem April als „KYDOIMOS“ erscheinen wird. Nach mehreren Jahren bei Iron Bonehead Records, wurde nun ein Vertrag bei Soulseller Records unterzeichnet, die neben dem obligatorischen Digipak noch ein paar noble Vinylausgaben auf den Markt werfen.

Darüber hinaus lassen KAWIR nur sehr wenige Veränderungen auf dem neuen Rundling entdecken, wurde sich in vielen Belangen treu geblieben. Selbstverständlich tauchen Therthonax und seine fünf aktuellen Mitstreiter für die Lyrics des Albums wieder tief in die griechische Mythologie ein, wobei sich auf „KYDOIMOS“ alles um den gleichnamigen Kriegsdämonen dreht, der in zahlreichen alten Texten, wie der Ilias sowie den Geschichten des Herakles erwähnt wird. Umgesetzt werden die poetischen Erzählungen von ruhmreichen Schlachten wie gewohnt mit melodischem Black Metal, dem mit Hilfe zahlreicher ausschmückender Akzente ein sehr epischer Charakter verliehen wird. Zunächst jedoch werden mit „Teiresias“ und „Fields Of Flegra“ zwei Tracks dargeboten, in denen KAWIR mit treibenden Rhythmen sowie harschen Riffs geradlinig und ohne größere Tempovariationen voranpreschen. Ebenfalls nicht fehlen dürfen opulente Keyboardklänge, die gemeinsam mit den stellenweise üppigen Leads für atmosphärisch dichte Passagen in all der schwarzen Raserei sorgen. Diese erreichen im hymnischen „Achilles Funeral“ ihren dramatischen Zenit, zumal hier die keifenden Growls von Porphyrion dem theatralischen Tenor von Ilias Zervas weichen, der den tragischen Tod des als unverwundbar geltenden Helden mit reichlich Pathos beklagt, nachdem „Achilles & Hector“ zuvor mit peitschenden Blasts den legendären Kampf zweier Giganten vor den verschlossenen Toren des belagerten Trojas heftig aufflammen lässt.

Zwar zeigen sich KAWIR auf dem 52-minütigen Langspieler in weiten Abschnitten von einer solch rauen Seite – erweist sich auch „Myrmidons“ als kurze, dafür aber ziemlich brachiale Nummer – vergessen, sie jedoch nie ihre musikalischen Wurzeln und somit die folkloristischen Elemente, die schon auf den frühen Werken zu hören waren. Dazu gehören die in „Hecatonchires“ und „Echetlaeus“ ertönenden Flöten, ebenso wie hier und da eingestreuten Chorgesänge. Da diese stets nur kurz und akzentuierend eingesetzt werden, ist „KYDOIMOS“ weit davon entfernt, kitschig zu wirken. Trotzdem hätten die begleitenden Keyboards in manchen Passagen etwas zurückgefahren werden können. Zu überladen klingen die zehn Songs aber dennoch nie, zumal bei der Produktion darauf geachtet wurde, diesen ihre Ecken und Kanten zu bewahren, die durch die schroffen Riffs verliehen werden. Ebenfalls perfekt zur Geltung gebracht wird die ambitionierte Schlagzeugarbeit, die sich wenig ruhige Momente gönnt.

Sicherlich, so ganz ohne die ein oder andere Länge kommt „KYDOIMOS“ dann doch nicht aus und auch ein paar einprägsamere Arrangements wären zuweilen förderlich gewesen. Insgesamt jedoch legen KAWIR mit ihrem neunten Langspieler ein durch und durch solides Werk vor, mit dem sie beweisen, dass sie auch nach drei Dekaden noch immer ausreichend Biss haben.

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