Mānbryne – Heilsweg: O udręce ciała i tułaczce duszy
In den letzten Veröffentlichungswellen von Terratur Possessions wurden in erster Linie schon seit längerer Zeit vergriffene Platte ein weiteres Mal aufgelegt, wobei das schwarze oder farbige Vinyl meist innerhalb weniger Stunden erneut ausverkauft war. Daneben musste auf frisches Material von neuen Bands allerdings nicht verzichtet werden, sodass Fans des geschmacks-sicheren Labels aus Trondheim mit dem Bestellen der Tonträger wohl kaum hinter gekommen sein dürften. Es ist angesichts der fast ausnahmslos erstklassigen Qualität der vorgelegten Veröffentlichungen tatsächlich schwer, einzelne Werke zum Wohle des eigenen Portmonees zu ignorieren. So wird es etwa für Liebhaber polnischen Black Metals kaum möglich sein, einen Weg an MĀNBRYNE vorbei zu finden.
Bei den vier Protagonisten hinter der erst kürzlich gegründeten Formation handelt es sich keineswegs um unbekannte Gesichter in der schwarzmetallischen Szene, wenngleich diese vollständig darauf verzichten, sich diese Tatsache für eine ordentliche Promotion zu Nutze zu machen und stattdessen fast gar keine Informationen über sich preisgeben. Jedoch ist es in der heutigen Zeit nicht ganz leicht, völlig anonym zu bleiben und so ergibt eine kurze Recherche im Internet, dass sich für MĀNBRYNE einige Mitglieder von MASSEMORD, ODRAZA und BLAZE OF PERDITION zusammengeschlossen haben. Besonders auf Grund der starken aktuellen Werk der beiden letztgenannten Kapellen, macht dies die gesamte Angelegenheit natürlich gleich noch etwas interessanter.
Zwar wurde „HEILSWEG: O UDRĘCE CIAŁA I TUŁACZCE DUSZY“ dem im vergangenen Jahr verstorbenen Max von Sydow gewidmet, doch stammt das eröffnende Sample der Platte trotzdem nicht aus einem Film des schwedischenstämmigen Schauspielers, sondern aus dem sehr kontrovers diskutierten „Die Teufel“ von 1971, der auf einer Romanvorlage von Aldous Huxley beruht. Dabei lässt sich ein Muster erkennen, bedienten sich die verantwortlichen Musiker mit „Das Siebente Siegel“ von Ingmar Bergmann schon zuvor einem historisch gesehen wichtigen Film als Inspiration für ihr musikalisches Schaffen und sogar von Sydow stellt somit ein wiederkehrendes Symbol dar. Kompositorisch gesehen, versuchen MĀNBRYNE jedoch nicht an vergangene Taten anzuknüpfen, sondern gehen vielmehr neue Wege, wobei sich die fünf langen Tracks trotzdem weitestgehend traditioneller Elemente bedienen, die allerdings dennoch auf andere Weise umgesetzt werden, als bislang von den polnischen Herren bekannt. Dargeboten wird ein rohes und dichtes Soundgeflecht, in dem derbe Rohheit und atmosphärische Finsternis dicht beieinander stehen. Trotz mannigfaltiger verschachtelter und teilweise sogar dissonanter Details in ihren Strukturen, wirken die einzelnen Songs enorm eingängig, wofür sicherlich die mehr als geradlinig arbeitende Rhythmussektion verantwortlich ist. Besonders die kraftvollen Drums beeindrucken mit ihrer ausdauernd treibenden Vehemenz sowie der technischer Präzision. Auf diesem massiven Fundament prallen die dunklen Vocals von „Sonneillon“ mit ungestümer Wucht auf eine mächtige Wand aggressiver Riffs, ohne dass diese jedoch spielerische Feinheiten vermissen lassen. In all der hitzigen Raserei von „Pustka, którą znam“ ist nämlich Platz für kurze Sequenzen voll hymnischer Epik, während „W pogoni za wiarą“ auf sehr kontrastreiche Weise ungezügelten Hass mit melancholischer Schwere vermengt.
Es wäre angesichts des hohen Niveaus, auf dem MĀNBRYNE mit zu jeder Sekunde durchdachten und vor allem funktionierenden Arrangements agieren, auch ohne die zu Beginn aufgeführten Hinter-grundinformationen zu den Personalien recht schnell ersichtlich gewesen, dass es sich bei den vier Polen um erfahrene und versierte Künstler handelt. Gleichzeitig steckt „HEILSWEG: O UDRĘCE CIAŁA I TUŁACZCE DUSZY“ voll entfesselter Energie und intensiver Leidenschaft, wie sie oft nur bei jungen Gruppierungen zu finden sind, die auf ihren ersten Werken beginnen, noch reichlich vorhandene Kreativität und Tatendrang auszuleben. Dies spricht dafür, dass sich auf dem vorliegenden Langspieler die richtigen Personen zusammengefunden haben, um ihre Visionen gemeinsam zu verarbeiten.