Nach der Veröffentlichung von “SEA OF INFINITY“ vor fünf Jahren war es erstmal eine ganze Weile lang ziemlich still um die Herrschaften von MARE INFINITUM aus Russland, die ja bekanntlich zum Teil noch in weiteren Kapellen wie ABSTRACT SPIRIT, HUNTERS oder WHO DIES IN SIBERIAN SLUSH tätig sind und dementsprechend in der Zwischenzeit noch anderen Verpflichtungen nachzugehen hatten. Nun liegt allerdings mit “ALIEN MONOLITH GOD“ endlich der langerwartet Nachfolger des soliden Debüts vor, der ebenfalls von Solitude Productions verwirklicht wurde.
Wurde das düstere Erstlingswerk noch von einem ebenso schlichten wie stimmungsvollen Gemälde aus der Feder von Igor Burlakov geziert, entpuppt sich das Artwork von “ALIEN MONOLITH GOD“ als reichlich uninspirierte Photoshopszenerie, die mit mit ihren grellen Farbtönen eher an kitschigen Progressive Rock als an massiven Funeral Doom Metal erinnert. Es ist wirklich schade zu sehen, dass dieser Schritt in Richtung digitaler Gestaltung offenbar bei immer mehr Bands regen Anklang findet.
Auf rein musikalischer Ebene hat sich bei MARE INFINITUM ebenfalls einiges getan, wenngleich die Entwicklung hier keinesfalls derart negativ ausfällt. Lediglich wahre Puristen des Genres, die Platten wie “STREAM FROM THE HEAVENS“ oder “STORMCROWFLEET“ auf Grund ihres rohen und minimalistischen Sounds verehren, könnten von den neuen Tracks leicht enttäuscht werden. Die aus Moskau stammende Truppe geht auf ihrem zweiten Langspieler nämlich deutlich frischer und dynamischer ans Werk als zuvor. Hierfür ist nicht nur die wesentlich kraftvollere Produktion des Albums verantwortlich, experimentieren die fünf Herren um Ivan Guskov doch ebenfalls freizügiger mit verschiedenen Klangeffekten und gesanglichen Variationen, die aus häufigen Wechseln zwischen tiefen Growls und klar vorgetragenen Passagen bestehen, wobei in einigen Songs erneut weibliche Vocals eingestreut werden. Zugegeben, im fast viertelstündigen Titeltrack erweisen sich diese gegen Ende im Zusammenspiel mit locker-luftigen Leads als etwas zu positiv und lebensbejahend, sodass sich dieses Stück ein wenig mit den übrigen Kompositionen beißt. Die mit Abstand beste Figur machen MARE INFINITUM ohnehin in “The Nightmare Corpse-City Of R’lyeh“, “Prothetic Consciousness“ und “Beholding The Unseen Chapter II“, besinnen sich die Russen hier doch auf den klassischen Funeral Doom Metal und erschaffen mächtige Riffkonstrukte, die sich zwar von filigranen Melodien und kurzen orchestralen Arrangements durchzogen zeigen, sich allerdings dennoch unaufhaltsam und bedrohlichen ihren Weg vorwärts bahnen.
Es ist völlig klar, dass MARE INFINITUM nicht annähernd in der gleichen Liga wie EVOKEN, OPHIS oder SHAPE OF DISPAIR spielen, besitzt das Material hierfür noch zu wenig Eigenständigkeit und driftet zu oft in Momente der Monotonie ab. Dennoch hebt sich “ALIEN MONOLITH GOD“ zumindest dezent von den zahlreichen übrigen Werken russischer Kollegen ab, von denen es wahrlich genug gibt.