Es war einer der großen Momente in der Geschichte des griechischen Black Metals, als NOCTERNITY in 2003 mit “ONYX“ ihren zweiten Langspieler veröffentlichten. Bis heute ist dieses mystische Epos ein Klassiker des Genres, der im Laufe der Jahre nichts von seiner düsteren Magie verloren hat. Nachdem nun mehr als eine Dekade verstrichen ist, in der immerhin zahlreiche EPs und Splitveröffentlichungen das fahle Licht der Welt erblickten, hat die hellenische Formation dieser Tage endlich die Arbeiten an ihrem neuen Full-Length Werk beendet. Wer allerdings erwartet, dass NOCTERNITY mit dieser Platte an die Songs von “ONYX“ anknüpfen, wird rasch eines besseren belehrt…
Zunächst fällt jedoch auf, dass das der Titel des Albums – “HARPS OF THE ANCIENT TEMPLE“ – schon für die EP von 2007 verwendet wurde und das martialische Artwork bereits die letzte EP namens “NOCTERNITY“ zierte. Ein weiterer Blick auf die Trackliste offenbart zudem, dass drei Songs dieser beiden Veröffentlichungen auf dem nun vorliegenden Full-Length Werk erneut vertreten sind, sodass lediglich fünf der acht enthaltenen Kompositionen tatsächlich als frisches Material bezeichnet werden können. Zugegeben, es lässt sich nicht leugnen, dass sich an diesem Punkt eine gewisse Ernüchterung breit macht, hätte nach all der Zeit des Wartens doch ein Werk mit ausschließlich neuen Songs von der Truppe um “Khal Drogo“ erwartet werden dürfen. Da auf Grund der starken Limitierung der beiden 7“ Platten allerdings der ein oder andere Anhänger von NOCTERNITY möglicherweise noch nicht in den Genuss dieser Stücke gekommen ist, soll das Songrecycling an dieser Stelle nicht weiter ins Gewicht fallen, wurden sie doch auch klangtechnisch in ein neues Gewand gehüllt.
Ohne jegliche Einleitung wird “HARPS OF THE ANCIENT TEMPLES“ unvermittelt von “The Black Gates“ eröffnet, einem im schleppenden Midtempo angesiedelten Track mit nahezu variationslosem Riffing sowie prägnanten Basslinien, die den monoton stampfenden Rhythmus kraftvoll umspielen. Trotz der recht eingängigen und simplen Strukturen, entfaltet sich rasch eine unheilvolle Aura, in die sich die dunklen und zuweilen gesprochene Vocals von “Whyrhd“ gesellen, der in die Reihen von NOCTERNITY zurückgekehrt ist, nachdem er bereits vor einigen Jahren auf der als “HARPS OF THE ANCIENT TEMPLES“ betitelten EP mitwirkte. Deren damaliger Titeltrack ertönt auf der vorliegenden Platte nun abermals und führt das Motiv des Openers konsequent weiter und verweilt in trägen Downtempopassagen, die von melodischen Leads sowie einem rauen Flüstern aufgelockert werden. Nur für kurz Zeit brechen NOCTERNITY in “Titans“ mit diesem schwerfälligen Stil und gehen wesentlich flotter als auch harscher ans Werk, bevor “HARPS OF THE ANCIENT TEMPLES“ wieder in eine zähe Elegie verfällt, die für die Dauer der noch folgenden Stücke anhalten soll. Lediglich eine andächtig polternde Doublebase in “Blood Rite Tree“ sowie einige melodische Akzente in “Andromeda“ bringen noch einmal ein wenig Schwung in das ansonsten langsam vor sich dahinfließende Konstrukt.
Vergessen scheinen die majestätische Atmosphäre von “Valyrian Steel (Blood Of The Dragon)“ sowie die ungezügelten Raserei von “En Oria und so beginnen NOCTERNITY mit ihrem dritten Langspieler offenbar ein neues Kapitel, in dem sie mit den Werken der Vergangenheit abschließen und sich auf einen anderen Fokus konzentrieren. Zweifelsohne entfaltet “HARPS OF THE ANCIENT TEMPLES“ auf diese Weise einen ganz eigenen Charakter und besticht vor allem durch eine bedrückende und finstere Stimmung und dennoch fallen die Songs zu gleichförmig und brav aus, sodass es zu sehr an Dynamik und Leidenschaft fehlt und die Platte leider deutlich hinter den Erwartungen zurück bleibt.