Ocean Chief – Sten

OceanChief_Sten_frontObwohl die aus dem schwedischen Provinznest Mjölby stammende Truppe OCEAN CHIEF bereits seit mehr als einer Dekade aktiv ist und mit insgesamt drei Studioalben, sowie diversen Split- und Demoveröffentlichungen auch nicht als sonderlich unproduktiv bezeichnet werden kann, dürfte das nordische Quartett dennoch nur einem kleinen und eingeschworenen Hörerkreis bekannt sein. Dies hat jedoch reichlich wenig mit der Qualität der musikalischen Kreationen tun. Vielmehr liegt es an der stilistischen Ausrichtung, der sich OCEAN CHIEF verschrieben haben. So ist es Sludge scheinbar vorbestimmt, seine Existenz als Randerscheinung des recht weit gefassten Genres Doom Metal stets irgendwo in dessen Schatten zu fristen, wenngleich handwerkliches Talent und reichlich gute Ideen zur Genüge vorhanden sind.

Beides ist im Falle von OCEAN CHIEF zweifelsohne gegeben, wie sie auf ihrem aktuellen und mittlerweile vierten Langspieler „STEN“ erneut unter Beweis stellen können. Leider besteht jedoch auch die akute  Gefahr, dass die mehr als viertelstündigen Kompositionen der illustren Kapelle, die sich mit der Zähigkeit der Kontinentalplattenverschiebung aus den heimischen Boxen quälen, den ein oder anderen Interessenten abschrecken, bevor sie ihre volle Wirkung entfalten konnten. Ein wenig Zeit und Geduld ist als durchaus nötig, um sich mit den bizarren Klangwelten von Songs wie Stenhög oder Slipsten vertraut zu machen. „STEN“ besticht mit tonnenschweren Riffkonstrukten, die rotziger und kantiger kaum sein könnten und bedingt durch das walzende Downtempo, in dem sich OCEAN CHIEF zumeist bewegen noch eine ganze Spur sperriger daherkommen. Perfekt in Szene gesetzt wird über diesem wuchtigen Instrumentalgerüst samt herzhaft drückendem Bass, der raue und kehlige, aber dennoch klare Gesang, der – in schwedischer Sprache gehalten – gekonnt Akzente setzen kann und den Tracks einen markanten Charakter mit Wiedererkennunswert verleiht.

Doch haben OCEAN CHIEF durchaus mehr zu bieten, als eine ruppige Rhythmusfraktion mit wütenden Gitarren und einem minimalistisch bedienten Schlagwerk. So trägt etwa Neuzugang Johann Petterson mit seinen exotischen Keyboardsounds dazu bei, dem abschließenden Track Den Sanna Styrkan ein dezent psychedellischen Hauch einzuverleiben, ohne dabei allzusehr in Space oder Stoner Sphären abzudriften. Ergänzt werden diese durch fast schon sanfte Leads, die mit ihren wehmütigen Melodien stellenweise einen nahezu melancholischen Tenor verbreiten können. So lässt sich STEN irgendwo zwischen BONGRIPPER, UFOMAMMUT oder auch ORTEGA einordnen, wobei die eigene Note der Platte keinesfalls vermisst werden muss.

Wie bereits erwähnt, mangelt es OCEAN CHIEF keinesfalls an guten Ideen und so bietet jeder Song für sich ausreichend Details, die es zu entdecken gibt. Und doch verlangt „STEN“ seinem Hörer einiges ab, was sich vor allem durch die Dauer der Stücke ergibt und so zieht sich das Album an mancher Stelle etwas in die Länge, ohne das der Gesamteindruck hierdurch jedoch übermäßig beeinflusst wird. Eingefleischte Sludgefreunde werden mit „STEN“ sicherlich nichts falsch machen könnten, allen anderen wird empfohlen, die Platte häppchenweise anzutesten.

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