Reckless Manslaughter – Caverns Of Perdition

14. Juni 2019
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Ziemlich lange war es still um RECKLESS MANSLAUGHTER, deren letzter Langspieler nunmehr volle sechs Jahre zurückliegt; eine ordentliche Zeit, in der sich die Herren aus dem tiefsten Ruhrpott lediglich an diversen Split-veröffentlichungen mit Kollegen wie LIFELESS oder WITCHTOWER beteiligten. Es mag an der Tatsache liegen, dass sich einige Mitglieder der Truppe mit ABYTHIC eine weitere Spielwiese schufen und somit nicht vollumfänglich verfügbar waren, dass erst in diesem Mai mit “CAVERNS OF PERDITION“ ein frisches Werk erschien, für das ein Vertrag bei F.D.A. Records ergattert werden konnte. Auf diesem allerdings prügelt die Formation so kraftvoll und unverbraucht drauf los, als sei sie nie weg gewesen und dürfte ihre mehrjährige Abstinenz damit bei vielen Fans entschuldigen können.

Bevor der silberne Rundling allerdings seinen Weg in die heimische Anlage findet, kann das düstere Artwork aus der Feder von Dan Seagrave jedoch zunächst sämtliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Erneut ist dem britischen Ausnahmekünstler ein grandioses Gemälde gelungen, dessen mystisches Motiv eines lavadurchströmten Höhlenkomplexes mit in den harten Fels gehauenen Tempeln den kryptischen Titel der Platte perfekt umsetzt und in dessen phantasievollem Detailreichtum es sich sofort verlieren lässt. Unvermittelt erinnert das fies drauf lospolternde “Blast Into Oblivion“ daran, dass “CAVERNS OF PERDITION“ neben einer optisch sehr ansprechenden Verpackung natürlich auch noch einen mehr als interessanten Inhalt zu bieten hat und so darf sich über eine Dreiviertelstunde zünftigen Death Metal gefreut werden. Ohne sich, wie viele ihrer heimischen Kollegen, auf eine bestimmte Spielart festzulegen, lassen sich RECKLESS MANSLAUGHTER von der gesamten Bandbreite ihrer musikalischen Vorbilder inspirieren, die deutlich hörbar in den U.S.A., den Niederlande und Schweden anzusiedeln sind. Aus all den unterschiedlichen Einflüssen ergibt sich ein sehr vielfältiger Sound, der zahlreiche Referenzen bereithält und trotzdem bis zu einem gewissen Grad als noch eigenständig bezeichnet werden kann.

Nach der eröffnenden Gewaltorgie mit nahzeu permanent knüppelnden Blasts und messerscharfen Riffs, in der scheinbar sämtliche angestauten Aggressionen der vergangenen Jahre zusammen-kommen, verfällt schon “Unleash The Spritis Of The Fallen“ in ein kraftvoll walzendes Midtempo dessen morbider Groove und stampfende Durchschlagskraft wie ein brutaler Bastard aus ASPHYX und BOLT THROWER klingen, bis die Truppe sich plötzlich doch noch dazu entscheidet, das Gaspedal lieber noch einmal ganz durchzudrücken, allerdings immerhin noch ein paar harmonische Leads hinzufügt. Anders sieht dies im rund 11-minütigen “Funeralmaster“ aus, dürfen sich die stark an AUTOPSY erinnernden doomigen Riffwalzen hier nach Herzenslust ausbreiten und ein gewaltig finsteres Ungetüm erschaffen, das zwar viele Breaks mit kleineren Tempowechseln bereithält, von seinem schleppenden Grundtenor aber nicht abweicht, bis letztendlich die gurgelnde Grabesrede verstummt und der düstere Trauermarsch mit seichten Akustikgitarren ein Ende findet. Natürlich gibt es auf “CAVERNS OF PERDITION“ neben aller Liebe zur malmenden Langsamkeit ausreichend Möglichkeiten, kräftig die Faust zu schütteln, wird in “Decay In Embryo“ oder “Catacombs Of Perpetual Damnation“ der gepflegten Raserei nachgegangen, die neben pfeilschnellen Soli eine tighte Schlagzeugarbeit mit sich bringt. Doch ganz gleich mit welcher Geschwindigkeit die fünf Mannen gerade ans Werk gehen, es gibt mit dem brachialen Kniefall vor frühen MORBID ANGEL in “Vaporized Crucifix“ oder dem melodisch-instrumentalen “Into Unknown Caverns“ ausreichend überzeugende Momente auf der Platte, die für sich sprechen. Lediglich die kellertiefen Vocals zeigen sich sehr monoton und wollen sich der strukturellen Viel-schichtigkeit nicht anpassen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass “CAVERNS OF PERDITION“ weniger mit erfrischender Originialität, als vielmehr mir dem richtigen Gespür für geschickte Neuarrangements bereits bekannter und bewährter Strukturen glänzt und auf diese Weise ein absolut amtliches Werk darstellt. Zweifelsohne haben sich RECKLESS MANSLAUGHTER mit diesem Album ihren Platz in den Reihen von F.D.A. Records redlich verdient und es bleibt zu hoffen, dass es bis zum nächsten Langspieler nicht wieder sechs Jahre dauert.

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