Seit ihrer Gründung vor rund 12 Jahren veröffentlicht die peruanische Doom Metal Formation REINO ERMITAÑO mit beständiger Regelmäßigkeit neue Full-Length Alben, ohne dabei auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, zwischendurch zur Abwechslung auch mal eine Demo oder EP einzuschieben. So vertraut das Quartett seit dem selbstbetitelten Debüt von 2003 einzig auf das LP Format und kratzt mit seinen Werken dabei stets an der 60-Minuten-Marke, die im Falle des neusten Outputs “VENERACIÓN DEL FUEGO“ (zu deutsch: “Verehrung des Feuers“) sogar noch deutlich überschritten werden kann.
Die Truppe selbst beschreibt die aktuelle Platte als ihre bisher rohste und aggressivste, die jedoch trotz aller schweren und doomigen Elemente auch das Feeling der 70er Jahre mit traditionellem Heavy Rock mit einbeziehe und auf diese Weise sämtliche Eigenschaften der bisherigen drei Alben in sich vereine. Nunja, versprochen wurde bekanntlich schon so manches und dennoch lassen die preisenden Worte die Spannung beim Einlegen des Silberlings in die heimische Anlage ein wenig ansteigen.
Auf den ersten Höreindruck offenbaren sich die Stücke auf “VENERACIÓN DEL FUEGO“ als zähe Doomhymnen, die zwar druckvoll und dank eines dominanten Schlagzeuges auch reichlich wuchtig ertönen, aber insgesamt aus eher einfach gestrickten und wenig spektakulären Riffs kreiert wurden. Doch liegt die Stärke von REINO ERMITAÑO eindeutig im Detail, sodass es ein wenig dauert, bis sich der volle Charakter des Werkes entfaltet und sich dem geduldigen Hörer schließlich die vielen eingeflochtenen Feinheiten der einzelnen Songs enthüllen. Zu diesen gehören nicht nur dezente Akustikklänge oder rockige Soli, ganz im Stile früher BLACK SABBATH, sondern auch exotische Geigenmelodien, die in “Cuando La Luz Te Encuentre“ mit einer verspielten Leadgitarre verschmelzen und sich zu einem psychedelischen Klimax steigern. Zu einigen abwechslungsreichen Farbtupfern auf “VENERACIÓN DEL FUEGO“ trägt zudem das Stück “Sangre India“ bei, das lyrisch das Schicksal der indigenen Bevölkerung Perus in einer modernen Welt thematisiert und dies auch musikalisch gekonnt mit Instrumenten wie Flöten und einer Harfe umsetzt und auf diese Weise folkloristische Elemente mit klassischem Doom Metal verbindet. Abgerundet wird all dies vom kernigen und düsteren Gesang von Frontfrau “Tania“, die die Texte leidenschaftlich in ihrer spanischen Muttersprache vorträgt und dem gesamten Schaffen so seinen völlig eigenen Charme und nicht zuletzt auch den besonderen Wiedererkennungswert beschert.
REINO ERMITAÑO gelingt es auf “VENERACIÓN DEL FUEGO“ ein intensives Hörerlebnis zu erschaffen, das mit vielen guten Ideen punkten kann, wenngleich die Platte zumindest phasenweise auch durchaus Längen aufweist und ihr einige zusätzliche Höhepunkt keinesfalls geschadet hätten. Empfohlen werden kann die Scheibe sowohl der puristischen Doom Fraktion, als auch Liebhabern experimenteller Klänge, da es dem Vierer aus Lima gelingt, beide Aspekte gekonnt miteinander zu vereinen.