Seher – Nachzehrer

29. November 2016
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seher-nachzehrer-demoIm vergangenen Jahr absolvierten vier namenlose Herren aus Berlin einen ziemlich starken Auftakt mit ihrem frisch gegründeten Projekt namens SEHER. Einer ersten Demoveröffentlichung mit drei Songs aus dem Frühjahr folgten diverse Shows mit Kapellen wie SUN WORSHIP, ULTHA oder EVIL WARRIORS im Osten der Republik, bei denen das doomig-schwarzmetallische Material umgehend live vorgestellt werden konnte. Doch als reiche dies für einen ohnehin vielversprechenden Beginn nicht aus, wurde mit “NACHZEHRER“ pünktlich zum Jahresende gleich noch der erste Langspieler nachgeschoben, der zunächst jedoch nur von der Band direkt und in digitalem Format erhältlich war, bis sich Totenmusik der Platte annahmen und diese sowohl als limitiertes Tape sowie als nobles Digipak neu auflegten.

Eröffnet wird “NACHZEHRER“ vom fast 10-minütigen Titeltrack, der zunächst mit einem eher gewönhlichen und wenig inspirierten Tremoloriffing aufwartet, das erst einmal keine allzu großen Taten erhoffen lässt. Es bleibt dem Stück allerdings ausreichend Zeit, um eine qualitative Steigerung hervorzubringen, die schließlich mit einer zähen Downtempopassage einsetzt und einen jähen Wandel mit sich bringt. Es folgt ein enorm dynamisches Instrumentalgeflecht, in dem sich pechschwarze und bitterböse Riffsalven mit bedrohlich doomigen Elementen zu einem furiosen Klangwerk vereinen, das von einer beklemmenden Aura umhüllt wird. Im weiteren Verlauf der Platte können SEHER dieses hohe Level mühelos halten, erweisen sich “Geist“ oder “Mensch“ als epische Kompositionen, die zwischen getragener Melancholie mit gefühlvollen Melodien und entfesseltem Wahnsinn variieren. Dabei ist es beachtlich, wie diese vermeintlich gegensätzlichen Motive zu einer in sich konsistenten Einheit verschmolzen werden, sodass der lebhafte Fluss von “NACHZEHRER“ nicht einmal von den ausladenden Akustikgitarrenarrangements unterbrochen wird. Stets lässt sich die Formation aus der Hauptstadt genügend Zeit, die überlangen Titel in aller Ruhe zur vollen Entfaltung zu bringen und zahlreiche Details sowie effektvolle Spannungsbögen zu verstecken, die dem Album letztlich seinen Charme verleihen.

Auf der Version im Digipak finden sich als kleiner Bonus zudem die Songs des vorangegangenen Demos, die sich abgesehen von der etwas roheren Produktion nicht wirklich von jenen von “NACHZEHRER“ unterscheiden, sodass ein fast nahtloser Übergang vom atmosphärischen Outro namens “Donner“ zum selbstbetitelten “Der Seher“ stattfindet, das erneut in die dunklen Abgründe der verschachtelten und sphärischen Klangwelten der Truppe entführt.

Es ist definitiv bemerkenswert, mit welch großen Schritten die Band gleich in ihren Anfangstagen voranschreitet, sodass gebannt erwartet werden darf, wohin die Reise von SEHER im kommenden Jahr führen wird. Bis dahin gibt es mit “NACHZEHRER“ jedoch genug zu entdecken.

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