Es war für NECROS CHRISTOS von Beginn ihres Schaffens an klar, dass ihr dritter Langspieler zugleich ihr letzter sein würde und das Ende der Kapelle bedeuten sollte. Aus diesem Vorhaben wurde nie ein Geheimnis gemacht, sodass die kürzliche Ankündigung der finalen Show auf dem Chaos Descends Festival im nächsten Jahr nicht als unerwartet, sondern vielmehr als konsequent zu bezeichnen ist. Zwar wird dieser Abschied eine bedeutende Lücke hinterlassen, ist der trockene Sound ihres doomigen Death Metals in gewisser Weise einzigartig, doch will “Mors Dalos Ra“ diese nicht ganz ungefüllt lassen. Während er NECROS CHRISTOS auf die ewige Ruhe vorbereitet, lässt er SIJJIN in diesem Herbst das Licht der Welt erblicken.
Zwar bleibt Malte Gericke, so sein bürgerlicher Name, mit seinen beiden spanischen Mitstreitern, von denen zumindest Iban Hernández als langjährger Schlagzeuger von NECROS CHRISTOS bekannt ist, weiterhin dem massiven Todesblei treu, doch schlägt er mit den fünf Kompositionen der ersten EP namens “ANGEL OF THE EASTERN GATE“ stilistisch in eine völlig andere Kerbe, wenngleich er seine Faszination für okkulte und religiöse Thematiken weiterhin frei auslebt. So handelt es sich nach islamischem Glaube bei Sijjin um ein Gefängnis beziehungsweise schwere Folter auf dem Grund der Hölle.
Das war es dann aber im Grunde schon mit den Gemeinsamkeiten beider Formationen, verzichten SIJJIN völlig auf doomige oder schwarz-metallische Anleihen und zelebrieren stattdessen leicht thrashigen Death Metal, wie ihn MORBID ANGEL oder INCUBUS auf ihren kultigen Frühwerken zelebriert haben. Dieser zeichnet sich durch streckenweise pfeilschnelle Salven derber Riffs auf, in denen immer wieder flirrende Leads der messerscharfen Gitarren aufheulen und auf diese Weise klar machen, dass “ALTARS OF MADNESS“ keinen geringen Einfluss auf SIJJIN haben dürfte. Dabei ist “ANGEL OF THE EASTERN GATE“ weit mehr als eine schlichte Kopie, gelingt es den drei Berlinern die eingestreuten Huldingungen an ihre Idole mit ausreichend frischen Ideen zu eigenständigen Songs zu verweben. Diese zeigen sich durchweg sehr dynamisch und voller abwechslungsreicher Strukturen, in denen die wahnwitzig losknüppelnde Drums zumindest kurzzeitig immer wieder mal einen Gang zurück zurückschalten.
Statt zu versuchen, mit SIJJIN an das mächtige Erbe von NECROS CHRISTOS anzuknüpfen, wird mit “ANGEL OF THE EASTERN GATE“ eine verdammt starke EP vorgelegt, die ihren eigenen Weg einschlägt und sofort Lust auf mehr macht. Da durchaus bekannt ist, wozu die drei Musiker hinter dem Projekt fähig sind, dürfen zukünftig große Taten erwartet werden.