Slow – V – Oceans

Ein wenig seltsam ist es schon, dass SLOW im an sich recht überschaubaren Sektor des Funeral Doom Metals bislang nahezu vollständig unbeachtet geblieben sind, existiert das Soloprojekt eines gewissen “Déhà“ immerhin schon seit einer vollen Dekade und legt seit Beginn in konstant zweijährigem Rhythmus neue Alben vor. Somit handelt es sich beim aktuellen “V – OCEANS“ folglich um den bereits fünften Langspieler des gebürtigen Belgiers, der sich mit Code666 Records diesmal ein etwas bekannteres Label ausgesucht hat, bei dem das finstere Schaffen von SLOW scheinbar erstmalig eine vernünftige Promotion erfährt und zudem sowohl als edles Digipak als auch auf Vinyl auf den Markt gebracht wird.

Entsprechend seinem Titel, beherbergt “V – OCEANS“ insgesamt fünf epische Tracks mit Überlänge, die es zusammen auf eine fast einstündige Laufzeit bringen, wobei diese Unterteilung in eben fünf gesonderte Titel wohl einzig und alleine dem in sich geschlossenen Konzept des Albums geschuldet ist. Dieses gliedert sich mit “Aurore“ – “Ténèbres“ – “Déluge“ – “Néant“ – “Mort“ in fünf Kapitel, deren Lyrics nicht nur mit reichlich bildhaften Metaphern gespickt sind, die sich allesamt auf die schäumende See beziehen, sondern ebenfalls aufeinander aufbauen, sodass “V – OCEANS“ die leidvolle Geschichte eines namenlosen Protagonisten erzählt, den sich das Meer nach und nach einverleibt.

Kompositorisch wird dieser schleichende Prozess durch ein nahtloses Ineinandergreifen der einzelnen Stücke umgesetzt, sodass sich “V – OCEANS“ letztlich als ein einziger monumentaler und vielschichtiger Song erweist, der mit beklemmenden Klangkollagen immer tiefer in die dunkelsten Abgründe der endlosen Ozeane entführt. Einen wirklich eigenständigen Sound mit besonderen Trademarks, die sie von der Masse der übrigen Formationen des Genres abhebt, können SLOW dabei gar nicht unbedingt aufweisen, bedient sich das ganz klassisch vorwiegend im schleppenden Downtempo angesiedelte Material eher konventioneller Strukturen. Im trüben Fahrwasser von AHAB oder SHAPE OF DESPAIR unterwegs, nutzen SLOW neben der ebenso elegischen wie kraftvollen Saitenarbeit in erster Linie ausgedehnte Synthesizerarrangements, um die tiefschürfende Atmosphäre des Albums aufrecht zu erhalten. Auf gefühlvolle Akustikgitarren oder erhabene Leads muss allerdings ebenso wenig verzichtet werden und auch mit markerschütternden Schreien voller Verzweiflung inmitten donnernder Growls werden gezielt wirkungsvolle Akzente gesetzt.

Somit erscheinen zwar viele Elemente von “V – OCEANS“ bereits bekannt, wird auf neue Ansätze vollständig verzichtet, und trotzdem gelingt es SLOW angenehm frisch und unverbraucht zu klingen, werden all die im Rahmen des Genres zur Verfügung stehenden Mittel absolut ungezwungen miteinander vereint. Insofern ist “V – OCEANS“ trotz kaum vorhandener eigener Handschrift ein dynamisches, lebendiges Album, das locker in der oberen Liga mitspielen kann.

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