Zwar ist es momentan noch möglich, den ein oder anderen goldenen Herbsttag mit angenehm milden Temperaturen zu erleben und bei ausgedehnten Spaziergängen durch lichtdurchflutete Wälder einzig dem leisen Rascheln von buntem Laub zu lauschen, doch sind die drei Recken von SOUL DISSOLUTION gedanklich schon ein paar Wochen weiter. Auf ihrer in wenigen Tagen erscheinenden neuen EP tauchen die Belgier in eisige Schneewelten ein und lassen mit „WINTER CONTEMPLATIONS“ jeglichen Gedanken an wohlige Wärme hinter sich.
Erneut finden sich lediglich zwei Tracks auf dem Rundling, die sich allerdings in ausgedehnten Instrumentalpassagen ergehen, sodass es die EP letztendlich auf eine mehr als ordentliche 24-minütige Laufzeit bringt und somit mit dem direkten Vorgänger gleichzieht. Dabei ist es schwierig zu sagen, ob sich SOUL DISSOLUTION mit der langen Spielzeit tatsächlich einen Gefallen getan haben oder vielmehr auf die Schwächen in ihrem Songwriting aufmerksam machen.
Unterwegs ist die vor acht Jahren gegründete Kapelle weiterhin im atmosphärischen Post-Black Metal, der sich allerdings seit dem letzten Langspieler deutlich verspielter sowie klangtechnisch glattpolierter zeigt, als auf den früheren Veröffentlichungen. Dies fällt recht schnell auf, muss grundsätzlich jedoch erstmal keine allzu schlechte Entwicklung sein. Entsprechend fehlen die kernigen Riffs oder treibenden Schlagzeugrhythmen von Tracks wie „Circle Of Torment“ oder „The Last Farewell“ auf der aktuellen EP gänzlich. Ersetzt werden diese durch sich melancholisch dahinziehende Gitarren, die sich sehr ausgiebig in wehmütigen Melodien ergehen und zudem bisweilen von erhabenen Streichern aus der Konserve unterstützt werden. Dies hört sich vielleicht erst einmal recht kitschig an, klingt aber wohl dossiert durchaus angenehm, haben SOUL DISSOLUTION doch ein paar wirklich tolle Momente komponiert, die viel Gefühl bereithalten. Doch so gelungen viele der enhaltenen Arrangements auch sind, sie bieten nicht genug Substanz, um damit viertelstündige Stücke zu erschaffen. Es passiert etwas zu wenig, um „WINTER CONTEMPLATIONS“ bis zum letzten Takt hin spannend zu halten und nicht zuletzt ein paar mehr Ecken und Kanten in Form von etwas derberen Passagen hätten beiden Songs sicherlich gut getan und besonders „La Dernière Tempête“ deutlich mehr Charakter verleihen können. Immerhin haben SOUL DISSOLUTION auf ihren früheren Werken bereits bewiesen, dass sie sehr wohl wissen, wie Songs zu schreiben sind, die Fans von ALCEST oder WOODS OF DESOLATION ansprechen.
Weniger ist manchmal eben doch mehr und so würden die beiden Tracks von „WINTER CONTEMPLATIONS“ auf ihre Quintessenz heruntergebrochen sicherlich deutlich mehr hermachen. Für eine kurze EP ist das alles noch in Ordnung, vor allem im Hinblick auf deren Konzept, die die einsame und stille Stimmung des Winters einfangen soll. Auf dem kommenden Album darf es jedoch ruhig wieder etwas stürmischer und leidenschaftlicher zur Sache gehen. Genrefreunde sollten trotzdem ein Ohr riskieren, denn für kurze Tagträumereien von weißen Landschaften eignet sich der neuste Streich von SOUL DISSOLUTION auf jeden Fall.